Legolas war vor genau drei Tagen nach Lothlòrien aufgebrochen. Ich saß wie jeden Morgen beim Frühstück im großen Speisesaal. Um mich herum herrschte ein angenehmer Lautstärkepegel. Aurelia neben mir hatte mich in ein Gespräch über den Ringkrieg verwickelt. Sie laß ja gerade dieses Buch über die Geschichten Mittelerdes. Ich versuchte ihr immer wieder klar zu machen, dass Legolas mir bereits viel erzählt hatte, doch sie war nicht zu stoppen. Trotz allem hörte ich ihr brav zu und löffelte dabei in aller Ruhe meinen Haferbrei mit Früchten. Mittlerweile konnte ich sagen, dass ich Legolas unglaublich vermisste. Es waren bis jetzt nur drei Tage vergangen, aber ich hatte mich so stark mit allen Sinnen in ihn verliebt, dass mein Herz immer schwerer wurde, je länger er von mir getrennt war.
Plötzlich gingen die großen Türen des Speisesaals auf und Levin kam gefolgt von sechs Wachen in den Saal. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, doch dann wurden meine Augen größer. Waren das nicht die Wachen, die Thranduil und Legolas nach Lòrien begleitet hatten? Ich blendete Aurelias Stimme aus und beobachtete aufmerksam Levin und die Wachen. Er sagte etwas zu ihnen und diese ließen sich dann an einen unbesetzten Tisch nieder. Es schien so, als würden sie nun ebenfalls etwas essen und sich von der langen Reise ausruhen wollen. "Hörst du mir überhaupt noch zu?" riss mich Aurelias empörte Stimme aus den Gedanken und ich richtete meinen Blick wieder auf meine Freundin. "Ich glaube Legolas ist zurück" sagte ich leise und warf wieder einen Blick auf die Wachen. Auf Aurelias Lippen bildete sich ein Grinsen und sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Na dann verzeihe ich dir deine Unaufmerksamkeit noch einmal. Jetzt geh schon". Dies ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich warf ihr noch einen kurzen, dankbaren Blick zu und erhob mich dann. Einige Elben schauten mir nach, da ich wohl etwas zu hektisch und überstürzt den Speisesaal verließ. Draußen blieb ich erstmal stehen und wendete meinen Kopf von links nach rechts. Wo könnte er bloß sein?
Wenn die Wachen bereits ohne viel Tumult wieder aufgetaucht waren, dann mussten Thranduil und Legolas ebenfalls unversehrt wieder zurückgekehrt sein. Ich griff in den Stoff meines dunkelgrünen Kleides und entschied mich, rechts in den Eingangshallen des Palastes nach Legolas zu suchen. Meine Füße trugen mich in Windeseile zu den großen Eingangstoren, dort traf ich auf zwei Wächter. "Sind der König und der Prinz hier durchgekommen?" fragte ich atemlos und die Beiden wechselten einen Blick. Dann nickte der eine. "Sie sind Richtung Thronsaal" erwiderte der Andere und ich bedankte mich mit einem Lächeln. Ich raffte erneut den Stoff meines Kleides hoch, damit ich beim Laufen nicht drauf trat und setzte meinen Weg zum Thronsaal fort. Meine langen Haare flogen über meinen Rücken und einzelne Strähnen fielen mir ins Gesicht. Ich hatte sie diesmal vollkommen offen gelassen. Vor den blätterartigen Türen des Thronsaals blieb ich schließlich stehen. Etwas verunsichert wusste ich plötzlich nicht mehr, ob ich einfach so in Thranduils Hallen stürmen sollte. Vielleicht befanden sich Vater und Sohn, König und Prinz gerade in einem wichtigen Gespräch?
Aurelia würde mir jetzt wahrscheinlich augenverdrehend weis machen, dass ich mich nicht so anstellen sollte. Ich lächelte leicht über diesen Gedanken und hob dann den Blick. Zaghaft klopfte ich gegen eine der Türen und drückte dann die Türklinke herunter.
Als erstes fiel mein Blick auf Thranduil, welcher auf seinem Thron saß und mich ansah. Dann richtete sich mein Blick auf Legolas, welcher rechts und etwas schräg vor seinem Vater stand. Auch sein Blick galt mir. Seine Augen weiteten sich ein Stück und ein warmes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. "Rénee!" entkam es dann seinen Lippen und ich erwiderte sein Lächeln ebenso glücklich. Der blonde Elb setzte sich in Bewegung und eilte die wenigen Treppen zu mir hinunter. Auch ich näherte mich ihm und genau in der Mitte trafen wir aufeinander. Ich fiel ihm sofort um den Hals und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, atmete seinen Geruch ein. Zufrieden seufzte ich leise und spürte, wie mich seine Arme noch stärker an seinen Körper drückten. Ich bemerkte in meiner Freude den Blick Thranduils nicht, welcher uns mit einem Lächeln beobachtete. Legolas löste sich langsam wieder von mir, jedoch verharrte sein Gesicht dicht vor meinem und seine Augen glänzten, als er mich lächelnd musterte. "Ich bin froh, dass es dir gut geht und anscheinend nichts vorgefallen ist" sagte ich leise und erwiderte dabei seinen tiefen Blick in meine Augen. Seine Hände lagen immernoch auf meinen Hüften und meine auf seiner Brust. Als Legolas gerade etwas erwidern wollte, räusperte sich der König hinter uns etwas lauter und ich trat peinlich berührt einen Schritt nach hinten. Legolas verdrehte nur lächelnd die Augen und wendete sich wieder seinem Vater zu. Seine Hand griff mit einem Mal nach meiner und er zog mich mit einem sanften Ruck wieder zu sich. "Ada?" fragte der Elb dann und ich richtete meinen Blick ebenfalls auf Thranduil, welcher uns beide abwechselnd ansah. "Von nun an dürft ihr jeden Raum hier im Palast betreten, ich erlaube euch an Besprechungen teilzunehmen und ich lade euch hiermit herzlich und für alle Zeit dazu ein, mit mir und meinem Sohn zu speisen. Ihr müsst dies natürlich nicht immer tun, es ist euch frei überlassen. Wenn ihr Hilfe braucht oder ihr nach etwas verlangt, so werden sich die Bediensteten ebenfalls um euch kümmern und eure Wünsche erfüllen" sagte Thranduil laut und sah mich dabei unverwandt an. Ich schluckte kaum merklich bei seinen Worten und konnte sie nicht ganz begreifen. Seine Gesichtszüge waren hart, doch in seinen Augen konnte ich Wärme erkennen. Legolas drückte meine Hand und ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Er lächelte mich vielsagend an und ich richtete meinen Blick etwas überrumpelt wieder auf den König. Dann verbeugte ich mich hastig. "Ich danke für diese Ehre mein König. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll" erklärte ich ehrlich und Thranduil lächelte leicht. "Ihr müsst nichts sagen" sagte er dann und zwinkerte mit beiden Augen. Noch etwas erstaunt über die Aufnahme durch den Königs in den näheren Kreis der Familie bekam ich gar nicht mit, wie Legolas noch ein paar Worte mit seinem Vater wechselte. Erst ein leichtes ziehen an meiner Hand ließ mich wieder aufblicken. Legolas sah mich amüsiert an und deutete dann mit seinen Augen Richtung Ausgang. Ich nickte leicht und erwiderte sein Lächeln wie automatisch. Gemeinsam verließen wir den Thronsaal, ich allerdings nicht bevor ich dem König noch einen kurzen Blick zugeworfen hatte. Das Lächeln auf seinen Lippen war immernoch da und ich spürte, wie sich etwas warmes in meiner Brust ausbreitete.
Ich wurde akzeptiert.
Akzeptiert an Legolas Seite.
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Rénee | Legolas
FanfictionRénee verbrachte den gesamten Ringkrieg im Düsterwald und wurde dort zu einer Grenz-und Palastwache ausgebildet. Sie steht unter Thranduils Obhut und konnte sich als eine seiner besten Wachen beweisen. Doch dann kehrt Thranduils Sohn, der Prinz des...