15. Frühstück

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Legolas hielt in seiner Bewegung inne, als er mich an der Tür erblickte. Sein Blick wurde traurig und Enttäuschung blitzte in seinen Augen auf. Erschrocken beobachtete ich seine Reaktion. Was hatte ich denn jetzt wieder angestellt?
"Du wolltest gehen?" fragte er mich dann und ich lachte erleichtert auf. Dann schüttelte ich den Kopf. "Nein, ich habe bloß Loretta mit dem Frühstück herein gelassen und wollte gerade wieder die Türe schließen" erklärte ich und der traurige Gesichtsausdruck verschwand aus Legolas Gesicht. Stattdessen breitete sich nun ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen aus und seine Augen richteten sich auf das Tablett auf seinem Schreibtisch. "Du hast sie also selbst kennenlernen dürfen" stellte er fest und ich nickte, während ich endlich die Tür ins Schloss fallen ließ. "Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich Frühstück aufs Zimmer habe bringen lassen. Ich frühstücke gerne für mich allein und außerdem hat das Frühstück bereits begonnen" sagte er dann mit einem kurzen, beinahe unsicheren Blick zu mir. Ich lächelte, immernoch etwas verträumt von Lorettas Worten und trat neben Legolas. "Ich weiß, Loretta meinte da auch etwas in der Richtung. Ich freue mich, zusammen mit dir frühstücken zu dürfen" erwiderte ich und er lachte. Fragend zog er seine Augenbrauen zusammen. "Was hat Loretta denn gesagt?" ich grinste und schüttelte den Kopf. Das würde mein Geheimnis bleiben. Während Legolas sich geschlagen gab und das Tablett in seine Hände nahm, dachte ich an Aurelia. Sie würde mir wahrscheinlich erstmal den Kopf abreißen wollen, wenn ich gleich erst zum Training erscheinen würde. Und dann würde sie mich mit Fragen löchern und dann wissend grinsen, wenn sie herausbekam, dass ich bei Legolas war. Undzwar die gesamte Nacht. Bei Eru, das klang so falsch.
"Ich hoffe es ist etwas dabei, was du gerne isst" hörte ich Legolas sagen und drehte mich zu ihm um. Er hatte das Tablett mit allerlei Speisen drauf auf seinem Bett abgestellt und saß nun auf der einen Betthälfte. Ich setzte mich auf die Andere, auf der ich ebenfalls geschlafen hatte. "Ich kann mich gar nicht entscheiden, was ich zuerst essen möchte" lachte ich und Legolas stieg in mein unbefangenes Lachen ein. "Naja, ich hoffe eher, dass ich dir keine Umstände gemacht habe und es in Ordnung war, dass ich hier eingeschlafen bin" fügte ich wenig später mit verlegenem Blick hinzu und legte den Kopf schief. "Ich hätte niemanden lieber neben mir liegen gehabt" erwiderte Legolas fast sofort, als hätte er mit meinen Worten gerechnet. Ich hob ungläubig den Kopf und meine Augen trafen auf seine blauen, welche mich musterten. In ihnen lag ein sanfter, fast liebevoller Schimmer und ich konnte mich einfach nicht von seinem Anblick lösen. "Warum frühstückst du denn nicht gerne zusammen mit den anderen Elben im Speisesaal?" fragte ich, nachdem ich mein Starren bemerkt und verlegen eine Haarsträhne aus meinem Gesicht gestrichen hatte. Legolas Lächeln wurde noch ein Stück breiter und er griff nach den Trauben. Ich bediente mich ebenfalls und wartet darauf, dass Legolas antwortete. "Das soll jetzt nicht eingebildet klingen, aber viele der neuen Elbenkrieger hier im Schloss starren mich die ganze Zeit über an und keiner, der mich noch nicht kennt, traut sich mich anzusprechen. Außer natürlich die, die schon vor meiner langen Abwesenheit hier im Schloss gearbeitet haben" erwiderte er schließlich und ich nickte verstehend. Ich stellte mir das auch nicht gerade angenehm vor, während des Essens beobachtet zu werden. "Besonders die weiblichen Elben sind sehr von dir angetan, Prinz Legolas und Retter von Mittelerde" spaßte ich und entlockte ihm ein Grinsen und ein kurzes Augenrollen. Ich grinste frech und biss von meinem Lembas ab. "Deswegen verbringe ich so gerne Zeit mit dir Rénee. Du bist anders, du sagst was du denkst und du verbringst unvoreingenommen und unbefangen Zeit mit mir" fuhr der Elb fort und ich verschluckte mich beinahe an meinem Brot. Er wusste wirklich, wie man einer Frau schmeichelte.
"Ich muss jetzt gehen, Aurelia macht sich bestimmt schon Sorgen, weil ich nicht da war und auch beim Frühstück gefehlt habe" sagte ich, nachdem wir in angenehmes Schweigen gehüllt weiter von den elbischen Köstlichkeiten genascht hatten. Legolas nickte verständnisvoll und erhob sich, ebenso wie ich. Vor seiner Tür drehte ich mich nochmal mit einem Lächeln auf meinen Lippen zu ihm herum. "Danke für das Frühstück, wir sehen uns gleich draußen beim Training, oder?" meine Stimme hob sich am Ende und ich klang zu meiner eigenen Verwunderung hoffnungsvoll. Der Elb vor mir lächelte daraufhin spitzbübisch und nickte. "Natürlich, wie ich sehe würdest du mich sonst vermissen" sagte er und ich verdrehte lachend die Augen. Wortlos verließ ich sein Zimmer und brach erst im Gang den Blickkontakt zu Legolas ab. Während ich die Gänge entlang schlenderte, wich das glückliche Lächeln nicht aus meinem Gesicht. Es blieb, genauso wie meine innere Aufgewühltheit.

"Wo zum Balrog bist du gewesen?!" keifte mich die blondhaarige Elbin, nicht mal eine Sekunde nachdem ich unser Zimmer betreten hatte, an. Ich hob abwehrend die Hände und setzte eine entschuldigende Miene auf. Aurelia stand mit den Händen in den Hüften gestemmt vor mir und erinnerte mich an meine Mutter und wie sie selbst immer so dagestanden hatte, wenn ich etwas angerichtet hatte. "Ich habe mir echt Sorgen gemacht, ich dachte schon Cyrian hat dich verschleppt oder so" sagte sie nun etwas ruhiger und ich konnte sogar für einen kurzen Augenblick ihre Mundwinkel zucken sehen. Ich ließ mir ein Grinsen nicht entgehen und seufzte. "Es tut mir leid. Ich konnte in der Nacht nicht schlafen und bin spazieren gewesen. Und irgendwie bin ich dann auf Legolas Zimmer gelandet und habe möglicherweise bei ihm geschlafen?" erklärte ich und Aurelia fielen fast die Augen aus dem Kopf. Ungläubig öffnete sich ihr Mund, doch kein Satz verließ ihre Lippen. "Bevor du etwas falsches denkst, wir haben nur geredet, ich bin eingeschlafen und da wir das Frühstück verpasst haben, hat er Frühstück auf sein Zimmer bringen-" "Oh mein Eru! Du bist ja so ein verdammter Glückspilz Rénee. Ich dachte dir wäre sonst was passiert, dabei warst du beim Prinzen hochpersönlich und hast sogar mit ihm zusammen auf seinem Zimmer gefrühstückt!" rief sie und ich legte mir warnend einen Zeigefinger an die Lippen. "Psst, ich will nicht, dass das ganze Schloss davon Wind bekommt" murrte ich und Aurelia verdrehte die Augen. "Ich behalte alles für mich, das weißt du doch" sagte sie und ich nickte. Dann ging ich an ihr vorbei und ins Bad. Sie folgte mir jedoch mit einem vielsagenden Blick. "Seid ihr... euch näher gekommen?" ich seufzte auf und schob die Elbin aus dem Bad. "Wir haben nur geredet okay?" erwiderte ich, schnitt eine Grimasse und schloss die Tür hinter mir. "Naja, gefunkt hat es doch eh schon bei eurem ersten Treffen. Beeil dich Prinzessin, wir müssen zum Training!"

Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt