24. Sommerspiele, 2. und 3. Disziplin

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"Ihr wart wirklich gut im Bogenschießen" sagte eine Stimme neben mir und ich hob den Kopf. Da war aber niemand und somit fiel mein Blick tiefer, wo mich Gimli belustigt anblickte. "Es tut mir leid, ich hatte nicht mit euch gerechnet" grinste ich schief und er lachte. "Nicht schlimm, ich sehe jetzt einfach mal darüber hinweg, so wie ihr es bei mir getan habt". Ich stieg in sein herzliches Lachen ein und zuckte schließlich mit den Schultern. "Aber Dankeschön. Ich konnte schon immer gut mit Pfeil und Bogen umgehen" fügte ich hinzu und der Zwerg nickte. "Ich finde es gut, dass endlich mal jemand dem Elb in den Hintern tritt" grinste er und ich lachte erneut. "Er hat doch gewonnen" der Zwerg nickte und blickte zu mir empor. "Ja, aber trotz allem könnt ihr euch mit ihm messen. Und obendrein würde er euch aufs Wort gehorchen" sagte er dann und zwinkerte mir zu. Ich blieb stehen und sah Gimli fragend an. "Was meint ihr?" fragte ich und er lächelte ehrlich. "Ich habe Legolas noch nie so erlebt. Er scheint euch wirklich zu mögen" antwortete er dann und nickte mir noch einmal zu, eher er auf die Zuschauer Tribüne zuging. Perplex nahm ich ebenfalls wieder meine Schritte auf und ließ mich auf meinen Platz auf der Teilnehmer Tribüne zwischen Quinn und Aurelia nieder. "Hoffentlich kann ich jetzt bei dieser Disziplin punkten" sagte Aurelia und ich warf der blonden Elbin einen Blick zu. "Klar kannst du das" lächelte ich und knuffte meiner Freundin in die Seite. Als alle wieder saßen und die Musik verstummt war, erhob sich Thranduil aus seinem Stuhl und ließ erneut seine Stimme über den Platz hallen. "Nun geht es an die zweite Disziplin der Sommerspiele, den Schwertkampf. Das Verfahren wird genauso ablaufen wie bei dem ersten Spiel. Möge der Beste oder die Beste gewinnen!". Die Zuschauer klatschten und die erste Gruppe stand wieder auf. Der Platz war während des Mittagessens umgestaltet worden. Die Zielscheiben, Köcher und Bögen waren verschwunden, nun standen drei Holztafeln am Rande des Platzes, an denen verschiedene Schwerter aufgereiht hingen. Die Markierungen wurden so gelegt, dass eine Art großer Kreis in der Mitte des Platzes entstanden worden war. "Derjenige siegt, der sich gegen alle anderen aus seiner Gruppe behaupten kann. Aber haltet die Regeln ein! Keiner wird ernsthaft angegriffen oder willkürlich verletzt. Allein das Entwaffnen zählt als Sieg!" erklärte der König und in seiner Stimme schwang etwas mahnendes mit. Ich stützte mein Kinn auf meiner Hand ab und verfolgte die Kämpfe der Teilnehmer der ersten Gruppe. Dieses Spiel würde lange dauern, da jeder gegen jeden antreten musste. Der Sieger der Gruppe musste am Ende wieder gegen die Sieger der anderen Gruppen antreten. Während des Schwertkampfes spielte die Musik leise im Hintergrund weiter und die Leute vertrieben sich die Zeit mit Wetten, Bier trinken oder bloßem zuschauen. Ich verlor selbst irgendwann das Interesse und redete etwas mit Aurelia und Quinn, bis schließlich der Sieger der ersten Gruppe feststand. Da Legolas, Quinn und Cyrian in der zweiten Gruppe waren, verfolgte ich diesmal die Kämpfe mit wachsamen Blick. Legolas schlug sich im wahrsten Sinne des Wortes gut, doch auch Cyrian war nicht schlecht. Ich verfolgte Legolas Bewegungen. Er bewegte sich elegant und beinahe leichtfüßig. Sein Körper war angespannt und seine Schläge kräftig. Als es schließlich ausgerechnet zum Duell zwischen Legolas und Cyrian kam, konnte ich die Angriffslust der Beiden bis hier hin in ihren Augen aufblitzen sehen. Ich wusste, dass sie sich nicht besonders leiden konnten, besonders Cyrian sah Legolas wahrscheinlich immernoch als störendes Objekt, welches zwischen mir und ihm stand. Ich seufzte kaum merklich und richtete mich etwas auf, als der Kampf begann. Nicht nur mir schien aufzufallen, dass die Schläge der Beiden etwas grober ausfielen, als zuvor. "Ich glaube Cyrian mag Legolas nicht besonders. Und andersherum genauso" murmelte Aurelia und Quinn und ich warfen uns einen kurzen Blick zu. Als Legolas kurze Zeit später Cyrian entwaffnete, rechnete ich mit einer feindseligen Reaktion, doch Cyrian nickte ihm zu und Legolas erwiderte es. Kaum merklich atmete ich auf. Dann war meine Gruppe an der Reihe und ich trat als erstes gegen Lúmiel an. Ich erinnerte mich daran, wie Lyra beim Mittagessen vor ein paar Tagen gesagt hatte, dass Legolas wahrscheinlich sie für den Sternenball fragen würde, da sie eine besonders hübsche Elbin war. Somit fiel es mir besonders leicht, die Elbin nach ein paar Minuten zu entwaffnen. Das Schwert zu führen hatte ich erst hier im Düsterwald gelernt, doch ich hatte eine besondere Taktik entwickelt, mit welcher ich es schaffte, meine Gegner auszutänzeln. Ich nutzte meine zarte Gestalt und wich gekonnt den Hieben aus, rollte mich über die Wiese oder duckte mich flink unter dem Schwert hinweg. In passenden Momenten schlug ich dann zu und meine Gegner rechneten meistens nicht mit meiner Kraft, sodass sie das Schwert ziemlich schnell verloren.
Doch gegen Levin hatte ich keine Chance. Er war zu gut und kannte meine Art zu kämpfen bereits, sodass er entsprechend darauf reagieren konnte. Er siegte aus unserer Gruppe, doch ich gönnte es ihm vom Herzen. Aurelia gewann aus ihrer Gruppe, während aus Gruppe fünf Taavi gewann. Ich wünschte meiner Freundin nochmals viel Glück und verfolgt wachsam genauso wie alle anderen Zuschauer das Finale. Aurelia wurde dritte, während sich das entscheidende Duell zwischen Legolas und Levin abspielte. Levin konnte seinen Freund am Ende mit einer flinken Bewegung entwaffnen, das Schwert landete außerhalb des Kreises im Gras und blieb dort stecken. Alle jubelten und die Beiden kamen zurück zu ihren Plätzen. Lächelnd beobachtete ich, wie Legolas Levin auf die Schulter klopfte und beide miteinander spaßten. Viel Zeit zum Feiern blieb allerdings diesmal nicht, da sofort das dritte Spiel begann. Morgen würden die letzten beiden Spiele stattfinden und anschließend die Siegerehrung.
Die Sonne näherte sich schon langsam dem Horizont, doch die gute Laune der Zuschauer war noch längst nicht verflogen. Dies könnte aber auch bei dem ein oder anderen an dem einem Bier zu viel liegen. Die Musik setzte wieder kurz aus, damit diesmal Aragorn die letzte Disziplin für heute ankündigen konnte. Als die erste Gruppe wieder aufstand, machte ich Platz, damit Halvar vorbei konnte und bemerkte gar nicht, wie sich ein blonder Elb meiner Reihe näherte. Erst als Aurelia glucksend zur Seite rutschte und er sich neben mich fallen ließ, bildete sich ein seliges Lächeln auf meinen Lippen. "Du warst gut beim Schwertkampf" lächelte er, seine Stimme war gesenkt, sodass nur ich ihn verstehen konnte. "Danke. Herzlichen Glückwunsch übrigens zum zweiten Platz" antwortete ich und er erwiderte mein Lächeln. "Musst du heute Abend auch nochmal zu Marlie wegen der Anprobe?" fragte er mich dann und ich nickte. "Sehr gut, wir treffen uns nach dem Abendessen vor den Flügeltüren des Speisesaals, einverstanden?" ich nickte erneut und sah dem Elben in die Augen. Ihm beim direkten Kämpfen zu zusehen, hatte mich schon sehr beeindruckt. Es gab immer wieder etwas neues an Legolas, was mich völlig verrückt nach ihm machte. "Ich muss wieder zu meinem Platz, dir weiterhin viel Glück" sagte er leise und küsste kurz meinen Handrücken, ehe er sich wieder erhob und meine Reihe verließ. Verträumt blickte ich dem Elben hinterher, als mir Aurelia ihren Arm spielerisch in die Seite stoß. "Das ihr Beiden was am laufen habt wissen jetzt auf jeden Fall die Reihen hinter uns und jeder, der nicht komplett von einer anderen Welt ist" sagte sie mit gedämpfter Stimme und meine Wangen wurden rot. "Wir haben aber nichts am laufen!" zischte ich und versuchte die Blicke der Anderen zu ignorieren. Aurelia lachte fröhlich und schüttelte bloß den Kopf.
Das letzte Spiel für heute verlief relativ zügig. Aus der ersten Gruppe warf Rouven am weitesten, Legolas entschied das Spiel in seiner Gruppe für sich. Ich belegte aus meiner Gruppe nur den dritten Platz, Levin den zweiten und Círdan den ersten. Als ich an der Reihe gewesen war, hatte ich unwillkürlich daran denken müssen, wie ich Legolas abgeworfen hatte beim Training.
Aus Gruppe vier warf Veit am weitesten und aus Gruppe fünf Ophelia. Das Spiel letzendlich für sich entscheiden konnte Rouven. Legolas knapp dahinter.
Zusammen mit Aurelia, Cyrian und Quinn verließ ich die Tribüne und machte mich auf dem Weg zum Speisesaal. Mein Magen knurrte bereits und ich spürte die Erschöpfung von den Spielen heute in den Gliedern. Ich war mit meiner Leistung ganz zufrieden, hoffte aber auch auf einen Sieg morgen bei den letzten beiden Disziplinen.
Während des Abendessens wurde ein wenig gefeiert, Bier und Wein floss und alle unterhielten sich prächtig. Es war lauter als sonst, doch auch ich unterhielt mich angeregt mit den Elben an meinem Tisch.
Die erste Hälfte der Sommerspiele war ein voller Erfolg gewesen.

Rénee | LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt