Kapitel 10

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Daniel

Ich kann mir ein Gähnen nicht verkneifen, ich bin müde und erschöpft, doch das einzige was ich machen kann ist, auf Issy zu achten. Ich kenne sie erst seit ein paar Tagen, aber gut genug um zu wissen, dass sie sicher abhauen wird. Ich beobachte sie beim Schlafen, was mich nur müder macht. Denk dir einen Fluchtplan aus! Ja es hilft ich bin schon ein bisschen wacher. Einen Fluchtplan aus dieser Hölle! Ich brauche einen, unbedingt.  Für Issy und die anderen. Nur welchen? Issy muss sterben, wie aber kann man das vortäuschen. Wie kann ich diese Katrin alias Claire, vernichten. Sie muss für das hier büßen! Das steht fest. Wenn wir so tun könnten als würde ich oder Gabriel sie umbringen, dann hat sie doch ihr Ziel erreicht. Die Frage ist nur, wie können wir einen Tod vortäuschen, ohne das Issy zu Schaden kommt? Überall sind Kameras, es wird schwer sie auszutricksen. Denk nach! Natürlich besteht die Möglichkeit, die Kameras zu zerstören, aber damit werden wir den Zorn auf uns ziehen. Wozu wäre die Verrückte dann im Stande? Ich muss erfahren wo sie ist. Ob sie wohl auch im Hotel ist oder ob sie es bevorzugt das ganze Zuhause wie eine Reality-Show zu begutachten? Sie muss mindestens dreimal hier gewesen sein. Einmal um die Kameras anzubringen, was vor unserem Eintreffen stattgefunden haben muss. Ein zweites Mal als sie uns hier alle hergebracht hat. Das wird sie jedoch auch nicht mit einen Mal geschafft haben, ich meine wir reden hier von 50 Personen, die alle unfreiwillig hier sind. Sie mussten alle betäubt werden und hierher verfrachtet werden. Bleibt noch ein drittes Mal für das Essen und die Medikamente, das war vor rund 2 Tagen. Das bedeutet sie muss noch einmal kommen. Sie muss noch einmal in dieses Hotel gehen und uns mit Lebensmitteln versorgen. Muss natürlich nicht, aber sie wird es tun. Die wichtige Frage ist, ob sie das persönlich macht, oder ob sie einen Handlanger hat. Bei der letzten Lieferung, wurde es uns genau vor die Tür „geliefert“. Verdammt ich komme einfach nicht darauf. Wie soll ich herausfinden wann sie wieder kommt? Heute auf keinen Fall, wegen Issy. Entweder morgen Nacht oder übermorgen. Ich komme einfach nicht weiter mit meinen Überlegungen, und das macht mich schläfrig. So schlafe ich ein. Mir fallen die Augen zu und ich denke an einen Fluchtplan. Es muss einen geben.

Aus irgendeinen Grund werde ich wach. Ich weiß nicht wieso, aber es ich verbinde es mit Panik. Dann merke ich, dass Gabriel der einzige ist im Bett. Wo ist Issy. Ich klettere schnell aus dem Bett. Nein. Nein. Das kann sie nicht ernst meinen! Wieso bin ich nur eingeschlafen, sie wird sich umbringen und ich bin schuld! Ich drehe mich im Zimmer, ihre Sachen liegen noch da, ihr Rucksack liegt neben der Badezimmertür, ich hebe ihn auf und wühle darin herum. Nichts brauchbares. Das kann sie mir doch nicht antun. Dann höre ich es. Im Badezimmer ist jemand. Ich denke sofort, dass Issy keine Schuld trägt, vielleicht ist jemand hereingekommen und hat sie überrumpelt. Wie ich mich ärgere, dass ich dummer Hund eingeschlafen bin! Sie könnte verletzt sein. Ich schnappe mir das nächstbeste Messer. Mit der linken Hand drücke ich die Klinke hinunter und schmeiße die Tür auf. Mit dem Messer voraus gehe ich langsam hinein. Wieso sind die Badezimmer so groß hier? Zu viele Möglichkeiten jemanden zu überraschen und anzugreifen. Plötzlich fällt die Tür ins Schloss ich drehe mich ruckartig um. Wer war das? Da steht sie. Ich lasse mein Messer seufzend fallen.
>> Spinnst du Daniel?! Ich dachte du wärst jemand anderes. Ich hätte dich angreifen können! << brüllt sie mich an. Sie zittert, in der rechten Hand das Messer fest umklammert. Zögernd lässt sie es fallen und blickt der scharfen Klinge nach die flach auf dem Boden aufkommt.
>> Ich hätte dir auch was antun können? Was machst du hier um die Zeit? << gebe ich zurück.
>> Ich war am Klo, dann habe ich draußen Bewegung gehört. Daniel, ich dachte du seist einer aus der anderen Gruppe. << sie seufzt so laut aus. Dann wird die Tür erneut aufgerissen. Gabriel stürmt verschlafen hinein. Toll, wen wir also angegriffen werden passt er auf uns auf wie ein schlafender Stein. Ich schüttle den Kopf. Dann merkt er, dass keine Gefahr besteht. Er wirft das Messer an die Wand.
>> Leute, was denkt ihr eigentlich, was ich mir ausmale wenn auf einmal die Tür zuknallt? Leute! Dabei seid ihr es, ich will gar nicht wissen, was ihr gemacht habt. Also wirklich! << Issy will schon ansetzen es ihm zu erklären, aber dann winkt sie genervt ab. Sie richtet sich auf und wäscht sich das Gesicht, bevor sie auch ins Zimmer geht. Ich folge stumm. Irgendetwas stimmt nicht. Ich weiß nur nicht was. Wir haben kein Zeitgefühl mehr. Es kann drei Uhr in der Früh sein oder auch acht Uhr. Die Fenster sind verbarrikadiert. Es kommt kein Licht rein. Wir beschließen, weiter zu gehen. Jeder isst einen Müsliriegel, dann gehen wir aus dem Zimmer. Wir müssen aus diesem Stockwerk, es ist einfach zu brutal hier. Überall Blut und überall Körper und irgendwelche Teile von ihnen. Wir lassen das Massaker hinter uns und gehen in den fünften Stock, vielleicht haben wir mehr Glück hier oben. Vielleicht werden wir hier oben nicht bei dem ersten Anblick erstarren. Wir steigen  so leise es geht, die Treppen hinauf. Dann trete ich auf Irgendetwas. Ich blicke nachunten, ich kann es anfangs nicht identifizieren, doch dann dämmert es mir, nach und nach. Ich will so tun, als sei nichts passiert aber Issy und Gabriel schenken mir schon ihre Aufmerksamkeit. Ich möchte nicht, das sie es erfährt. Ihr Gesichtsausdruck verrät jedoch, dass sie es schon längst verstanden hat. Die Überreste des Teils kleben an meinem Schuh, ich reibe sie an der Stufe ab. Gabriel beobachtet mein Tätigkeit genau. Er verzieht nur den Mund, aber scheint sich zu beherrschen sich nicht zu übergeben. Issy blickt mich an.
>> Daniel, du bist auf ein Auge getreten! << Ich weiß.

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