Kapitel 35

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Gabriel

Mein Kopf dröhnt und mein Gedächtnis ist durchzogen mit einer Nebelschicht. Ich habe keine Ahnung was passiert ist. Das einzige woran ich mich erinnere ist, wie mir Daniel von Katrin Elstermann erzählt. Dieses verdammte Miststück war damals schon verrückt und jetzt weiß ich, dass das wir so oder so, irgendwann auch hier gelandet wären. Weil wir sie über die Elster-Sekte befragt haben. Aber macht es das ganze hier leichter? Ich hebe meinen tauben Arm auf und merke ein Gewicht. Ich bin angekettet. Na toll. Ich blicke mich um und erstarre. Issy. Sie ist hier. Sie liegt bewusstlos am Boden. Ihr Körper hat eine verkrüppelte Haltung. Ich tippe sie mit meinem Fuß an. Sie reagiert murrend. Ich mache weiter bis aus dem Murren ein Schnaufen  wird. Sie hebt ihren Kopf, als wäre er Tonnen schwer. Dann erblicken ihre Augen mich. Sie erstrahlt. Setzt sich auf und will zu mir, doch sie teilt dasselbe Schicksal mit mir, angekettet sein.
>> Gabriel << haucht sie.
>> Wo sind wir? << frage ich retour. Sie blickt sich um und seufzt.
>> Ich weiß es nicht, ich wurde in einem anderen Zimmer festgehalten. Aber auch in einem Badezimmer. Ja, er hat mich in einem anderen Raum eingesperrt. << erklärt sie als wäre es vollkommen normal, eingesperrt zu sein.
>> Ich verstehe, dass nicht wieso er? Wer? << bohre ich nach.
>> Chris, der Geliebte von Katrin. Er hat auf mich aufgepasst, er war nett, wir haben gegessen und er hat meinen Arm verarztet und… << sie bricht ab und ist verwirrt. Ich habe so eine fürchterliche Vorahnung. So eine schreckliche, dass ich mich nicht traue zu fragen. Ich muss aber.
>> Issy! << rufe ich, sie schreckt hoch und sieht mich an.
>> Ja? <<
>> Hat er dich angefasst? << frage ich schockiert. Sie starrt mich an ohne Regung, sie scheint einen Kampf mit sich selbst zu haben, letztendlich verliert aber ein Teil und sie kommt zu ihrer Antwort.
>> I-Ic-Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. << Oh nein.
>> Wie du weißt es nicht? << frage ich nach.
>> Ich weiß es nicht! Ich kann mich nicht erinnern was nach dem Essen passiert ist. An nichts! << wispert sie. Meine Augen starren den Boden. Wie soll ich mit dieser Situation umgehen? Der Gedanke daran, dass Issy  vergewaltigt wurde oder gar angefasst ist widerlich. Einfach widerlich.
>> Müsstest du das nicht wissen? << frage ich.
>> Was? Ob ich wissen muss ob ich vergewaltigt wurde?! Tut mir leid, Gabriel bis jetzt hatte ich noch nicht die Ehre von einem wildfremden Arschloch vergewaltigt worden zu sein. << geht sie mich bissig an. Ich nicke entschuldigend. Sie nimmt sie an.
>> Wie geht es Daniel? << fragt sie.
>> Er macht sich unglaubliche Sorgen um dich, er hat noch nie jemanden so sehr geliebt wie dich. << sage ich. Sie lächelt.
>> Ich würde alles tun, damit ich mich erinnern kann, an diese Lücke in meinem Gedächtnis, erinnern könnte. Es wäre genial. <<
>> Ich habe auch eine riesige Lücke. <<
>> Du kannst dich nicht erinnern? << will  sie schockiert wissen.
>> Nein, wieso? <<
>> Ich kann für nichts garantieren, Gabriel. Ich bin verrückt. Es tut mir leid. << sie ist am Boden.
>> Wie du bist verrückt? << Häh?
>> Ich bin eine Irre, die aus der Psychiatrie entlassen worden ist und ihren älteren Bruder ohne Grund, getötet hat. Ohne Grund, ich wurde nicht geschlagen, die Narben auf meinem Rücken, habe ich mir selber zu verdanken. Ich bin durch ein Fenster gesprungen, und habe mich auf den scherbenübersäten Boden gewälzt. Das ist der einzige Grund, kein gewalttätiger Bruder! Ich habe einer Schulkollegin die Haare angezündet! Ich bin verrückt du kannst mir glauben. Ich bin schizophren gewesen, und ich höre ein Flüstern. Jetzt und bei Gott, das ist nicht deine Stimme! <<  schnieft sie. Ich verstehe es nicht! Das kann doch nur alles ein übler Scherz sein. Aber ich erinnere mich plötzlich. Sie hat einen Mann umgebracht wie ein Profi! Sie hat ihm blitzschnell das Messer aus der Hand genommen und ihm in Sekundenschnelle die Halsschlagader zerfetzt. Verdammt, kann das denn wahr sein? Ist sie verrückt? Aber da kommt noch eine Erinnerung, eine die mich mehr als verwirrt. Wie ich Gabriel, neben Issy knie und Gefühle habe, die ich seit dem Autounfall damals nicht mehr hatte. Kann ich mich in sie verliebt haben? Ich meine, ich kann mich doch nicht in die Freundin meines besten Freundes verlieben! Verdammt! Aber kommen wir zu dem nächsten Übel.
>> Du bist doch normal! << meine ich.
>> Das dachte ich auch, bis er es mir gezeigt hat. << entgegnet sie.
>> Wer und Was? <<
>> Manuel, eine Vision von der Vergangenheit, ich habe alles normal erlebt. <<
>> Ich dachte der heißt Chris? << ich bin verwirrt.
>> Nicht Chris, Manuel ist mein Bruder. <<
>> Aber ich dachte du hast deinen Bruder umgebracht? << ich glaube man kann nicht verwirrter sein, als ich es gerade bin.
>> Er ist auch tot. << Was ?
>> Du hast mit deinem toten Bruder geredet? << frage ich sie kindisch.
>> Ja. <<
>> Das ist schlicht weg unmöglich. <<
>> Nicht für mich, schon vergessen ich bin verrückt. <<
>> Ok ist jetzt egal. Wir müssen herausfinden, weshalb wir diese Filmrisse haben. Das muss einen Grund haben. Nur welchen? << sie schüttelt den Kopf. Die Tür geht auf. Ich fluche los.
>> Gabriel?! Was ist los, das ist Chris, er tut uns nichts. <<
>> Ach glaubst du das? Wie dumm bist du eigentlich? Hast du noch nie etwas von Christopher  Heunesch gehört? << brülle ich wutentzerrt.
>> Was, wer soll das sein? <<
>> Ach nur, der beste Hypnotiseur in Europa! Er manipuliert uns! Er manipuliert dich zum Töten. Mich dazu dass ich dich liebe! Katrin hat sich selber übertroffen. Weißt du was das schlimme ist? Er wird uns in null Komma nichts, wieder hypnotisieren und wir werden uns nicht daran erinnern! Das ist die Dauerschleife überhaupt! << das darf doch alles nicht wahr sein!

Wie ihr sicher bemerkt habt, ist dieses Kapitel aus der Sicht von Gabriel. Ich habe vor, dass jetzt öfters zu machen. Kommt mir nur die Frage: Soll Jamie auch ein eigene Kapitel bekommen, aus seiner Sicht? Ich will wissen, was ihr davon haltet, schreibt es in die Kommis:)

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