Kapitel 23

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Issy

Ich sitze hier und überlege. Wieso bin ich hier? Wieso um Himmels willen, passiert das alles mir, wieso nur? Doch ich weiß auf keine meiner Fragen eine Antwort, sehr typisch für mein Unterbewusstsein. Einfach mal ein paar "unwichtige" Gehirnaktivitäten, auf Urlaub schicken... Langsam fange ich an zu zweifeln ob ich überhaupt eines besitze denn mit der Zeit, ergibt das alles hier keinen Sinn mehr. Oder hat es das je? Er hat mich wieder in diese unerbittliche Dunkelheit geschickt. Es ist furchtbar. Ich muss niemanden mehr vorspielen ich sei verrückt, das hat sich erübrigt, denn sobald mich die Angst einholt, die mit der Dunkelheit hervorgeht, ist es um mich geschehen. Paranoia begleitet mit Zuckungen die ich nicht kontrollieren kann, ergänzen mein Bild, als wahrhafte Verrückte. Ich bilde mir Geräusche ein, die wie ich dann später herausfinde, gar nicht da sein konnten. Ich zittere. Mir ist nicht kalt. Mir ist nicht heiß. Alles ist gleichgültig. Alles! Ha. Ich werde verrückt. Ich stehe. Wann bin ich denn aufgestanden? Ich kann mich nicht erinnern. Chris, hat mir mein Handgelenk mit Bandagen und Salbe verbunden und mich jetzt auf meinem rechten Fuß festgekettet. Es macht es wirklich einfacher und erträglicher hier. Ich taste nach allen möglichen Sachen. Es bringt mich dazu, nicht über all das nachzudenken. Ich weiß, wie weit die Toilette und die Badewanne entfernt ist. Ich habe es in meinem Unterbewusstsein gespeichert. Ganz einfach.
>> Denkst du noch immer das mein Tod ein Unfall war? << Was? Nein, was macht er hier?
>> Verschwinde! Ich will dich nicht sehen. Hau ab! << brülle ich die Stille an. Hier kann niemand sein, ich bilde mir diese Stimme ein. Das ist die einzige Erklärung.
>> Also, wirklich, da macht man sich die Mühe herzukommen und dann das! Du hast mich umgebracht! Wieso was habe ich dir getan? << Nein. Er ist nicht hier. Ich halte mir die Ohren zu und wippe meinen Körper. Nein! Er kann nicht hier sein. Er ist tot! Was macht er hier. Was will er nur?
>> Verschwinde, bitte. << schluchze ich. Er soll gehen, mich alleine lassen. Ich verrotte lieber ein Jahrzehnt hier, als eine weitere Minute mit ihm. Ich schreie ihn an.
>> Halt deine Klappe, du erzählst Lügen über mich.  Ich habe dich niemals geschlagen und Katrin auch nicht! Du verrücktes Weib! << Verschwinde aus meinem Kopf!!
>> Was willst du von mir? Vergebung? Für was? Dass du in den Himmel oder so kannst? << keife ich ihn an.
>> Was mache ich denn im Himmel?! Ich komme in die Hölle, und weißt du wieso ich dort hin will? Weil ich im Himmel niemanden kenne. Du kommst in die Hölle und wirst die rechte Hand des Teufels! << Das sind alles Lügen! Sie sollen aufhören. Diese Stimmen. Aufhören! Jetzt.
>> Ich habe nichts Unrechtes getan. << flüstere ich.
>> Mein Tod ist nichts Unrechtes? Hallo? Schwesterchen du hast deinen eigenen Bruder umgebracht.<< brüllt er zurück. Geh weg. Bitte. Verschwinde aus meinen Gedanken.
>> Verdammt Manuel! Ich wollte dich nicht umbringen. Du hast es aber verdient! Du hast mich geschlagen, deine Frau hast du vergewaltigt! << kreische ich. Dann beginne ich zu weinen.
>> Ich fasse es nicht, wie du dich selber so der Art belügen kannst. Wie kommst du damit klar? Hast du keine Angst Jamie zu verletzen? Du bist verrückt, Issabell. Sieh es endlich ein. Du redest mit Toten, weil du Schuldgefühle hast. <<
>> Du lügst! Verschwinde! << schreie ich mir die Seele aus dem Leib. Die Tür geht auf. Ich schrecke hoch. Chris ist da. Gott sei Dank. Manuel soll endgültig in der Hölle schmoren.
>> Mit wem redest du denn? << fragt Chris besorgt. Hilf mir! Ich krieche soweit es geht zu ihm.
>> Ich bilde mir Sachen ein. Ich verliere meinen Verstand. Ich wollte ihn nicht töten. Er sagt, dass er unschuldig ist. << gebe ich verwirrt von mir. Eine winzige Sekunde, eine Nano-Sekunde vielleicht , zeigt sich ein Lächeln auf Chris Lippen. Was hat es zu bedeuten? Oder habe ich es mir auch nur eingebildet? Was ist denn real und was ist eine Täuschung? Ich weiß es nicht. Ich werde verrückt. Er macht das Licht an und kettet mich los. Er gibt mir 10 Minuten fürs Duschen. Dann essen wir wieder und am Ende verbindet er mein Handgelenk neu.
>> Glaubst du, dass ich verrückt bin? << frage ich mit zittriger Stimme.
>> Du hast deinen Bruder, die Treppe hinuntergeworfen ohne Grund. Das ist so, als würdest du Fragen ob ich glaube das Katrin eine Mörderin ist. Mhm? Verstehst du? << Ohne Grund? Er hat mich geschlagen! Das kann ich mir nicht eingebildet haben. Ich habe Beweise mein Rücken! Mein vernarbter und entstellter Rücken. Das ist ein Beweis oder etwa nicht? Ich weiß nicht mehr, was real ist. Ich kann nichts mehr unterscheiden. Ob es jetzt mein verstorbener Bruder ist, der mir im Badezimmer auflauert oder der Handlanger von Katrin, der auch meine Schuld beteuert. Hat Manuel denn recht? Halluziniere ich das alles, weil ich Schuldgefühle habe und ihn ohne Grund getötet habe. Nein! Ich habe ihn nicht einfach so getötet. Es hatte einen Grund! Misshandlung. Ich wurde misshandelt. Er hat mich geschlagen und gedroht es Jamie gleich zu machen! Er ist nicht unschuldig! Er war ein Monster! Und ich, ich habe aus Notwehr gehandelt! Es war doch Notwehr. Ich bin keine Mörderin! Doch ich habe hier getötet. Ich bin eine Mörderin, aber ich trage keine Schuld an dem Tod meines gewalttätigen Bruders. Er hat es sich selber verschuldet. Er hat angefangen. Ich bin nicht schuld! Ich bin es nicht.

Schon wieder finde ich mich im Badezimmer wieder. Wieso kann ich mich nicht daran erinnern! Wieso, wache ich immer hier auf. Was passiert denn nach dem Essen. Wahrscheinlich sind es nur meine Nerven. Ich bin so am Ende, dass ich mir es nicht merke. Ich werde einfach müde. Ich sollte froh sein. Sonst, würde ich Manuel sehen. Er würde wieder Blödsinn erzählen und mich verunsichern. So wie er es letztes Mal getan hatte. Ich kann froh sein, dass ich ohne Probleme einschlafen kann. Es ist ein kleines Wunder, angesichts meines Zustandes wenn ich wach bin, dass ich überhaupt einschlafen kann und nicht dauernd von Albträumen geplagt werde. Aber ich nehme mir ganz fest vor, dass ich nächstes Mal, wenn ich in den hellen Raum, wo ich keine Angst haben muss, gehe, dass ich mir merke was nach dem Essen passiert. Ich muss es mir merken. Ein paar Hintergedanken kämpfen sich in die Freiheit. Willst du es wirklich wissen? Was ist wenn in dem Essen K.O-Tropfen sind und er dich doch, anfasst?
>> Werde nicht albern, Issy. Dich will niemand anfassen du bist eine gestörte Killerin. << sagt Manuel lachend.

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