Kapitel 13

5.3K 326 14
                                    

Issy

Ich ziehe so gut es geht diesen Brei aus meinen Haaren, ich sollte mir die ganzen Haare auf keinen Fall nass machen, sonst werde ich vielleicht bei der Wassertemperatur krank. Ich wasche mir das Gesicht und blicke in mein zerschundenes Gesicht. Es wird von Angst, Hass und Leid erfüllt. Ich nehme ein Handtuch und weiche es auf der Spitze auf. Damit betupfe ich die geschundene Haut. Das kühle Wasser tut meinem Gesicht gut. Ich atme erleichtert auf. Da spüre ich meine Seite wieder. Verdammt.  Ich hebe mein T-Shirt hoch und sehe, dass der Verband schon komplett versifft ist. Ich löse ihn ganz vorsichtig von meiner mit blutverkrusteten Haut ab. Die Wunde ist leicht entzündet. Ich muss noch mein Antibiotika nehmen. Schmerztabletten darf ich nicht verlangen, die habe ich ja alle gestohlen. Ich brauche sie heute noch. Ich ziehe mein T-Shirt wieder hinunter. Dann lasse ich Daniel ins Badezimmer. Ich nehme mir die Rucksäcke vor. Gabriel lugt über meine Schultern.
>> Was suchst du denn? << fragt er.
>> Die Antibiotika. <<
>> Daniel hat dir eine auf die Ablege Fläche im Badezimmer gelegt. << erklärt er mir. Ich nicke.
>> Daniel. Kann ich rein kommen? << sage ich während ich leicht an die Tür klopfe. Er ruft, Ja.
>> Das Antibiotika was du für mich hergerichtet hast. Wo ist das? << er deutet auf die Kommode gegenüber des Spiegels. Ich schnappe sie mir und lehne mich schmerzhaft über das Waschbecken um sie mit Wasser runterzuschlucken. Ich unterdrücke beim Aufrichten ein Seufzen. Anscheinend habe ich die Schmerzen sehr schlecht überspielt, denn Daniel hält mitten in der Bewegung inne.
>> Du hast Schmerzen. << meint er.
>> Nein. <<  antworte ich zu schnell. Er blickt mich misstrauisch an.
>> Doch. Doch hast du. Ich habe es an deinem Gesichtsausdruck gesehen. << Er kommt zu mir. Ich weiche zurück. Er soll es gut sein lassen.
>> Daniel, mir fehlt nichts. << verkünde ich leicht genervt. Er schnipst mir mit dem Finger auf die Seite. Ich gröle vor Schmerz kurz auf. Mit unfairen Tricks spielen. Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu. Er blickt mich direkt an. Soll das ein Showdown werden?
>> Du bist ein Bastard. << entgegne ich.
>> Und du eine Lügnerin. << er kniet sich neben mich hin und zieht auf der Seite das T-Shirt hinauf. Er tippt, so nehme ich es an, nur mit der Fingerspitze hinauf, dennoch durchfährt mich der Schmerz wie eine Druckwelle. Ohne Erbarmen und ohne Halt.
>> Tut mir leid. << entschuldigt er sich.
>> Es ist noch entzündet, am besten wir verbinden es später nochmal. << erklärt er mir als wäre ich ein kleines Mädchen.
>> Ok. << antworte ich und schiebe das T-Shirt wieder hinunter. Ich bin sauer auf ihn. Bin mir aber ehrlich gesagt nicht sicher wieso. Soll er doch den Samariter spielen. Ich gehe aus dem Bad. Dieses Mal bin ich es die mitten in der Bewegung inne hält. Gabriel sitzt am Bett und macht, was weiß ich. Hinter ihm ist eine Frau. Sie hat kurzes blondes Haar und starrt ihm Löcher in den Kopf. Sie sieht mich nicht, noch nicht. Gabriel blickt von alleine zu mir auf. Er erkennt meinen starren Blick, der auf etwas hinter ihn gezielt ist. Er deutet an sich umzudrehen ich schüttle ganz leicht den Kopf  und er versteht. Ich schnappe mir das Messer das auf dem Schreibtisch links von mir liegt. Was mach ich denn jetzt? Wenn ich sie erschrecke tut sie Gabriel vielleicht was, wenn ich nichts tue auch. Mein Verstand macht wie immer Urlaub. Ich gehe in den kleinstmöglichen Schritten auf die Frau zu. Ich bin ihr nun schon so nah, dass ich sie berühren könnte. Plötzlich reißt sie ihren Kopf nach links und blickt mich direkt an. Ich weiche einen Schritt zurück. Sie lächelt mich mit einem fetten Grinsen an, sodass man ihre Zähne sieht. Nein verzeiht, sodass man ihre nicht-vorhandenen-Zähne sieht. Welcher Mensch hat in dem 21. Jahrhundert keine Zähne? Gabriel flippt gleich aus, dass merke ich.
>> Was willst du hier? << frage ich sie. Sie bewegt ihren Mund, es kommt aber keine Silbe heraus. Ich checke mal ob sie bewaffnet ist. Kein Anzeichen dafür. Mut zeigen Issy! Vom Teufel geritten, packe ich sie am Arm und ziehe sie vom Bett. Sie pfaucht mich an. Ist mir aber egal. Ich ziehe sie weiter. Nun wehrt sie sich. Sie schlägt mit ihrer anderen Hand auf meine. Es schmerzt bei jedem Aufprall. Wie kann ich ihr zu verstehen geben, dass sie gehen soll? Der Nachricht von Katrin nach, sind die Leute hier, Psychisch krank. Sie pfaucht die ganze Zeit und versprüht Spuke auf meinen Klamotten. Vielleicht soll ich das auch? Ich mache es ihr gleich und pfauche sie an. Es hilft sie hört damit auf und wehrt sich nicht mehr. Ich ziehe sie zu der Tür und werfe sie hinaus. Bevor ich die Tür schließe gibt es noch einen letzten Schrei in Form von brüllen. Sie läuft humpelnd fort. Ich schließe die Tür. Als ich mich umdrehe steht Gabriel verwirrt vor mir.
>> Was in Gottes Namen war das? << haucht er.
>> Ein Wer nicht Was! Sie ist psychisch gestört, dafür kann sie nichts. << ich mag es nicht wenn man auf geistig Behinderte losgeht. Obwohl mir klar ist, dass mir diese Einstellung eventuell hier zum Verhängnis werden könnte. Trotzdem. Gabriel und ich bereden noch eine Weile, was für Leute wir hier noch treffen könnten. Dann teilen wir uns einen Müsliriegel. Daniel braucht echt lange im Badezimmer. Soll ich nachfragen ob alles ok ist? Oder ist das zu aufdringlich? Obwohl, er hat auch keinerlei Scheu. Gabriel blickt auch schon ungeduldig auf die Tür.
>> Schau du nach ihm, ich glaube er braucht jemanden zum Reden. <<  sage ich. Er nickt langsam und steht noch langsamer auf. Er hat schon die Hand auf der Klinke, als ich ihn zurückpfeife.
>> Gabriel. Erzähl ihm noch nichts von der Frau. Ok? Ich halte da weil Wache. <<

Also halte ich Wache, natürlich könnte ich jetzt fliehen und die beiden alleine lassen. Ob es an meiner Angst liegt zu sterben oder ob es einen anderen tiefgründigen Grund gibt, kann ich nicht beurteilen. Eines ist mir klar, jetzt kann ich nicht abhauen und es ärgert mich so sehr. Ich muss es sowieso bald schaffen. Lange kann das so nicht weiter gehen. Ich werde den Ausweg nehmen. Bald! Sonst wird es nie geschehen. Ich starre die Tür an die in den Flur führt und die Tür hinter der Gabriel mit Daniel redet. Zwei Personen die ich hier sehr zu schätzen und zu mögen gelernt habe.

Stockwerk 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt