Kapitel 33

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Issy

Mein Kopf dröhnt. Dieses Miststück hat mich geschlagen! Ich greife nach der Beule auf meinem Hinterkopf. Es pocht. Verdammt! Ich stöhne kurz auf. Sie hat mich wieder angekettet, wie ein Tier. Immerhin konnte ich Daniel über mein Überleben informieren. Doch erst jetzt, mit schmerzenden Kopf, merke ich den Nachteil, wie egoistisch ich gehandelt habe. Ich schäme mich. Ich habe die einzige Chance, dass er lebend hier raus kommt vertan. Denn er wird mich suchen, und nicht ohne mich gehen, als er noch dachte, ich sei tot, wäre er doch gegangen oder nicht? Ich kann es nicht wissen, aber mir wird bewusst, dass es nicht gerade klug war. Sie werden mich suchen. Vielleicht sogar finden, ich bin im Security-Raum. Sie werden es sich denken, da ich ihnen mit dem Lautsprechern mitgeteilt habe, dass ich lebe. Das bedeutet, Katrin wird mich woanders hinschaffen. Sehr bald sogar! Mist. Mist. Mist. Was kann ich denn nur tun? Ihm eine Nachricht hinterlassen! Nur wie und wo? Ich presse meinen Rücken an die kühlen Fliesen. Ich muss mich beeilen, Katrin wird mich sicher jeden Moment wo anders hinbringen. Ich drehe die Kette um mein Handgelenk. Es brennt höllisch. Das ist es! Ich drücke meinen Daumen gegen die spitze und scharfe Kette bis ich merke das die Haut nachgibt und Blut kommt ich drehe mich um und beginne mit der Nachricht.

Ich lebe.

Ich wüsste nicht, was ich noch schreiben könnte, aber dafür habe ich auch sichtlich keine Zeit mehr, ich höre eine Stimme. Sie kommen. Ich drehe mich um und wische mir den Daumen auf meiner Hose ab. Ich hoffe Daniel findet sie, die Nachricht. Chris kommt herein. Er öffnet die Ketten. Ich stehe langsam auf und er führt mich ohne ein Wort hinaus. Wie biegen dieses Mal links ab. Wir gehen in den Flur. Ich könnte fliehen. Katrin ist nicht hier und Chris ist langsam. Ich könnte es schaffen, was soll passieren? Sollen sie mich umbringen! Ich gehe vor Chris, ohne weiter Gedanken daran zu verschwenden bleibe ich stehen. Chris kracht in mich hinein und fällt zu Boden und ich beginne zu laufen, und zwar um mein Leben! Ich sprinte los biege mit Willkür einmal links und einmal rechts ab. Es scheint kein Ende zu nehmen und habe das Gefühl im Kreis zu laufen. Ich habe keine Orientierung ich frage mich immer öfter, ob ich nicht schon mal an der Ecke war. Es macht mich fertig und ich beschließe, ein Stockwerk tiefer mein Glück zu versuchen, dafür müsste ich halt einmal diese Tür finden. Ich laufe weiter. Mein Herz rast und meine Atmung wird unregelmäßig und kurz darauf setzt das Seitenstechen ein. Mit jedem Schritt durchzuckt mich ein kleiner Schmerz. Ich halte kurz und versuche meine Atmung zu normalisieren,  ich halte mir die Seite und gehe langsam weiter. Endlich entdecke ich die rote Feuerschutztür die zu den Stufen führt ich beginne wieder zu laufen und reiße die Tür auf. Ich weiß nicht wirklich in welchem Stockwerk ich bin. Es ist nichts angeschrieben. Ich laufe nach oben. Denn unten gibt es sowieso keinen Ausweg. Wieso dann nach unten laufen? Vielleicht finde ich ja Daniel und Gabriel das wäre so schön. Ich muss lächeln bei diesem Gedanken. Ich bin schon Ewigkeiten nicht mehr so schnell und lange gelaufen. Ich konnte mich schon lange nicht mehr, so viel bewegen und es tut gut. Mein Körper hat seinen Rhythmus gefunden und ich renne wie eine Maschine, gleichmäßig und ohne Halt. Mein Herz pumpt immer schneller und während meine Lunge sich regelmäßig mit Luft füllt, blende ich meine Umgebung aus. Ich laufe weiter und weiter. Ohne Ziel. Ich nehme zwei Stufen auf einmal. Ich bin ein Einklang mit meinem Körper eingegangen. Ich liebe dieses Atemberaubende Gefühl. Irgendwann entscheide ich mich, in ein Stockwerk zu gehen und nicht nur wie eine Verrückte – die ich ja offensichtlich wirklich bin – im Treppenhaus auf und ab zu laufen. Ich erreiche die nächste Tür und stürme hinein, ich habe nicht darauf geachtet welches Stockwerk es ist und das ist mir so egal. Ich muss ihn finden, ich muss ihn sehen, ihn umarmen und ihn definitiv küssen! Ich halte es nicht mehr aus. Mein ganzer Verstand und mein ganzes Unterbewusstsein sehnt sich nach ihm und nach seiner Art. Wie er mich umarmt, wie er mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht streicht. Das Lächeln was sich auf seinem schönen Gesicht spiegelt wenn ich lache. Ich liebe es! Dieses wunderschöne Lachen, das die Welt verbessern zu scheint. Ich könnte mir nicht vorstellen ihn nie wieder zu sehen. Ich muss ihn einfach finden, ohne Wenn und Aber.  Ich gehe mittlerweile langsamer als sonst. Ich schreite bedacht weiter, ja keinen Lärm machen, eines macht mich aber stutzig, wieso hat mich Chris einfach laufen lassen? Ich denke nicht, dass ich eine so gute und schnelle Läuferin bin, das ich ihn abgehängt habe. Ich stolpere und stürze auf den Teppichboden. Ich stöhne auf und beginne zu fluchen. Wie passend, wenn man doch gerade erst über eine gute Läuferin gequasselt hat… Ich stütze mich auf und beginne ein Selbstgespräch wie tollpatschig ich doch bin. Dann höre ich Schritte ich erstarre. Verflucht nein! Ich drücke mich gegen die Wand. Drei Männer gehen an mir vorbei sie beachten die Wand hinter ihnen nicht. Sie gehen stur weiter ich schleiche mich ganz leise um die Ecke, doch bleibe sofort abrupt stehen. Ich kenne die Stimmen doch!
>> Daniel! << kreische ich und halte mir den Mund sofort zu. Was wenn es nicht Daniel war. Die drei Männer hören natürlich auf Daniel und kommen. Mir bleibt mein Herz stehen. Es ist Daniel! Gabriel und Jamie! Jamie lebt! Er lebt, mein kleiner Bruder lebt. Ich habe ihn nicht verloren. Er lebt! Ich kann es gar nicht oft genug sagen. Mir steigen die Tränen in die Augen. Daniel starrt mich schockiert an, er glaubt seinen Augen nicht. Er und Jamie wollen gerade auf mich zu stürmen, als die schöne Atmosphäre unterbrochen wird.
>> An eurer Stelle würde ich bleiben wo ihr seid! Oder ich schlitze ihr die Kehle auf! << es treten einige Männer aus den Zimmer hervor. Zu spät merke ich die Person hinter mir, da habe ich schon ein Messer an der Kehle.

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