Kapitel 45

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Issy

Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich kann meine Freude einfach nicht mehr verstecken, auch wenn es unser Todesurteil bedeutet. Chris hilft uns! Ich realisiere das gerade erst jetzt. Ich meine wir kommen hier raus! Wir werden fliehen können. Wir werden endlich wieder Tageslicht erblicken. Ich kann es kaum erwarten. Er kam vorhin hinein und erzählte uns einiges. Er meinte, dass er uns helfen will zu entfliehen, da Katrin seine Tochter ohnehin schon ermordet habe. Ich meine ein Mädchen musste sterben, damit ich wieder glücklich werde. Es ist furchtbar aber hier muss ich einfach egoistisch denken und so weiter. Doch dann kam mir eine schreckliche Idee, was ist mit Daniel? Chris antwortete dass die bereits einen Plan hätten. Ich muss einfach wissen welchen. Ich kann ihn doch nicht hier lassen oder? Nein kann ich nicht! Er ist mein Freund und ich liebe ihn. Er muss es schaffen. Das ist meine einzige Bedingung… Verdammt ich tue es schon wieder! Ich stelle Daniel über Jamie, meinen eigenen Bruder. Das darf doch nicht wahr sein! Was bin ich nur für ein Mensch. Ich habe gerade nicht einmal an Jamie gedacht. Ich bin ein schlechter Mensch, ich habe es nicht verdient, hier rauszukommen. Was fängt Jamie mit einer so kaltherzigen Schwester an, die sich anscheinend nicht einmal um ihn schert. Ach, ich weiß doch auch nicht, wie ich nur so werden konnte. Die einzige Erklärung ist diese Verbindung zwischen Daniel und mir. Diese unerbittliche Liebe, dennoch kann ich das nicht als Begründung, dafür nehmen, dass ich meinen Bruder links stehen lasse. Ich muss mich eindeutig ändern, für Jamie, Daniel, Gabriel und für mich selber. Chris hat uns außerdem erzählt, dass wir beide verliebt sein müssen. Wir sollten zu mindestens den Anschein erwecken. Gabriel und ich sind uns einig, dass es das hundert Mal wert, ist wenn wir hier rauskomme. Was ist schon dabei? Wir müssen und ja nicht dauerhaft die Zunge in den Hals stecken. Trotzdem bin ich distanziert. Ich denke die ganze Zeit an die Zeit die wir haben werden nach dieser ganzen wortwörtlichen Scheiße! Ich freue mich, aber ich muss auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Kann es denn wirklich so schnell gehen? Wir haben dummerweise nicht gefragt wie Chris das anstellen will. Vielleicht war das ein Fehler und es ist gut möglich, dass dieser Fehler uns das Leben kostet. Doch ich sterbe lieber bei dem Versuch hier rauszukommen, als unfähig in diesem verfluchten Badezimmer. Wieso steckt sie uns nur in dieses Badezimmer? Es würde auch ein normales Zimmer tun. Doch dann hätten wir wahrscheinlich zu viel Freiraum. S gibt einige Momente hier wo ich Katrin eines in ihr Gesicht schlagen will. Sie hat es nicht anders verdient. Sie hat es nicht anders verdient! Sie hat zugesehen, wie er mir das alles antat und bis heute weiß ich nicht wie die Narben auf meinem Rücken entstanden sind, jedoch kann ich eines ganz genau wissen, und zwar dass ich nie wieder ein annähernd normales Leben führen kann. Das verdanke ich meinen geliebten Bruder Manuel und seiner Frau Katrin. Ich könnte vor Frust schreien. Ein Ende ist ja Gott sei Dank bald in Sicht. Chris hat gesagt, er komme noch einmal um genaueres zu besprechen. Er darf uns einfach nicht verarschen.
>> Und was glaubst du? << fragt Gabriel.
>> Ich habe ein erstaunlich gutes Gefühl. Ich traue ihm. Frag mich nicht wieso, aber er ist sowieso unsere einzige Chance hier raus. << er stimmt mir zu. Ich hoffe so sehr, dass Chris bald auftaucht mit einem wasserdichten Plan.
>> Lass uns unsere Zeit vertreiben. << sagt er. Ich schaue ihn etwas verwirrt an.
>>  Wie denn? <<
>> Erzähl mir was von dir. << Wenn er das unbedingt will.
>> Ich bin wie du schon weißt 18 Jahre alt. Ich wurde von meinen Bruder geschlagen und miss…<< weiter komme ich gar nicht, da unterbrechen mich Gabriels Worte schon.
>> Ich will nichts über deine Vergangenheit wissen. Ich will etwas über deine Zukunft wissen. Was waren deine Pläne, bevor du hier gelandet bist? <<

Meine Zukunft? Ich habe noch nie wirklich über sie nach gedacht. Diese Erkenntnis erschüttert mich zutiefst. Macht man sich denn keine Gedanken, wie es im Leben weiter gehen sollte? Anscheinend ich nicht. Kann das denn normal sein? Wahrscheinlich nicht. Ich bin eine recht verkorkste Person.
>> Naja, wenn ich ehrlich bin, habe ich keinen blassen Schimmer. << es ist mir mehr als peinlich so etwas zu sagen. Er sieht mich dementsprechend verblüfft an.
>> Gibt es denn etwas was dich interessiert hat? <<
>> Es gab eine Zeit wo ich mich extrem für die Medizin interessiert habe. Ich wollte studieren und Chirurgin werden. << gab ich etwas befremdet zu. Seine Augen werden erneut riesig. Ich schmunzle.
>> Das sind ja eh nur kleine Ziele gewesen. Was hat dich davon abgehalten? << fragt er.
>> Das hier. Falls wir raus kommen, werde ich vielleicht Medizin studieren. << ich strahle ihn an, weil es mir Hoffnung gibt, wirklich einmal Medizin zu studieren. Das wäre ein Traum der in Erfüllung geht.
>> Ganz sicher sogar, wir müssen nur auf Chris warten. Er wird uns hier rausholen. Ich glaube daran.<< stellt er siegessicher fest. Ich hoffe sehr, dass wir es schaffen. Als hätten wir ihn gerufen und er uns gehört, kommt Chris mit unserem Essen hinein. Er stellt das Tablett ab und geht ohne ein Wort zu verlieren. Da ich befürchte Katrin ist in der Nähe, lasse ich mir die Unsicherheit nicht anmerken. Ich beginne die tägliche Suppe zu löffeln und versuche so diskret es geht den geheimen Zettel, unter der Serviette unter die Matratze zu schieben. Es gelingt mir sogar sehr gut. Ich denke, dass nicht einmal Gabriel es gemerkt hat. Ich bin gespannt was auf dem Zettel wohl stehen mag. Als wir endlich beide fertig sind und ich mir sicher bin, das Katrin nicht da ist, hole ich den Zettel aus der Matratze hervor. Gabriel macht auf erstaunt, doch ich falte ihn hastig auf. Er wurde händisch geschrieben:

Ich habe einen Plan. Bei der nächsten Mahlzeit werde ich euch einen Schlüssel verstecken. Nachdem ich das Tablett wieder abgeholt habe, müsst ihr warten bis ich zweimal auf die Tür klopfe. Dann werde ich mich um Katrin kümmern. Ihr könnt mit dem Schlüssel die Tür aufsperren und unter der Matte bei der Feuerschutztür findet ihr den richtigen Schlüssel für die Feuerschutztür. Ich werde im Halbstock auf euch warten und dann fliehen wir gemeinsam. Ich hoffe es läuft alles nach Plan.

Chris

PS: Falls ich nicht erscheinen sollte, versucht euer Glück! Ich bete zu Gott, dass ihr es schafft.

Ich reiche Gabriel die Nachricht. Nachdem er sie gelesen hat schaut er mich an und wir beide wissen, wir werden bald in Freiheit sein. Wir werden endlich wieder die warmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut spüren. Wir werden frei sein. Doch bevor das alles geschieht, erstreckt sich noch ein langer Weg vor uns auf. In diesem Moment müssen wir zusammenhalten, denn alleine kommt man hier nicht mehr lebend hinaus.

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