Kapitel 48

3K 239 13
                                    

Daniel

Ich huste und huste. Doch nichts geschieht. Ich muss sofort hier hinaus. Ich hole tief Luft, auch wenn es Luft ist, die mich zum Schlafen bringt. Ich packe Jamie bei den Ärmeln und ziehe. Ich merke wie mir die Luft vergeht. Wie ich atmen will, es aber vermeiden will. Ich ziehe seinen so schwer wirkenden Körper hinter mir her. Die Anstrengung bringt mich dazu, zu atmen. Ich keuche die verbrauchte Luft hinaus und atme tief ein. Ich erreiche endlich das Gitter. Hinter dem das Licht ist. Ich lasse ihn los und richte mich in eine Position hin, sodass meine Fußsohlen das Gitter berühren. Dann trete ich aus. Ein Mal. Zwei Mal. Bis die Schrauben endlich nachgeben, bis das ganze Licht, die ganzen Sonnenstrahlen den Schacht durchfluten. Ich muss meine Augen zukneifen zu lange war ich im Dunkeln. Ich packe Jamie erneut und ziehe ihn weiter. Bevor ich hinaus springe, will ich das meine Augen sich an das grelle Licht gewöhnen. Es dauert aber nach einer Zeit kann ich die Augen wieder öffnen und ich erblicke endlich wieder den Himmel mit seiner Sonne. Ich schaue aus dem Schacht hinaus. Er endet auf dem Boden. Kein Hinunterspringen oder dergleichen, ich bin erleichtert. Ich krabble hinaus und ziehe Jamie nach. Ich stemme ihn auf meine Schultern. Dann laufe ich los. Weg von diesem Hotel, weg von Katrin. Ich laufe los und befinde mich bald auf einer Straße. Ich würde nicht sagen, dass die Gegend verlassen ist, aber ich kann maximal fünf Autos sehen und keinen Menschen. Ich laufe weiter. Ich biege links ab und laufe den Asphaltierten Weg entlang. Schon bald lastet Jamie´ s Gewicht auf meinen Schultern. Durch meine hastigen Schritte, hüpft das Gewicht auf und ab. Ich bin ausgelaugt, ich habe seit Tagen nicht mehr richtiges Essen zu mir genommen und ich bin müde. Ich frage mich die ganze Zeit wo wir hier überhaupt sind, was das alles hier zu tun hat. Die Straße hat kleine Risse im Boden, wo sich der ganze Dreck der Umgebung sammelt. Der Weg ist uneben und holprig. Die Häuserfassaden sind ausblichen und verblasst. An manchen bröckelt die Fassade schon ab. Der Gehweg ist zugemüllt mit Flaschen, welche hauptsächlich, Alkohol hinweisen und Zigarettenstummel. Der Mistkübel strahlt seine volle Leere aus. Hier wird nichts weggeworfen, hier wird alles achtlos auf den Boden geworfen, man könnte meinen, dass die Mülltonne, nur ein kleines unwichtiges Dekorationsstück in diesem im Großen und Ganzen sehr, klein und düster wirkenden Stadtteil. Wieso hat keiner dieses Hotel betreten wollen? Ok es sieht richtig beschissen aus von außen. Von Innen ist es schon besser. Aber habe ich nicht andere Sorgsen? Es gibt eventuell wichtigeres. Ich laufe schnellen Schrittes weiter, die Sonne blendet meine lichtempfindlichen Augen, ich blinzle zaghaft und versuche es zu ignorieren und einen anderen Punkt zu fixieren. In diesem Moment frage ich mich warum ich das mache? Wie einfach es wäre mich jetzt in den Schatten zu setzten und nichts zu tun. Einfach warten. Doch warten bedeutet, Zeit verschwenden und so schmerzhaft es für mich und vor allem für meinen Rücken ist, ich muss weiter. Ich will, nein ich muss überleben. Katrin darf mich nicht finden. Sie darf unseren einzigen Plan nicht ruinieren. Das werde ich nicht zulassen. Sie wird mir nicht die Zukunft mit Issy und Jamie vernichten. Sie wird büßen und ich werde sie hinter Gitter bringen. Darauf schwöre ich! Ich laufe weiter und weiter und das einzige was meine Ohren noch wahrnehmen ist das laute Auftreten. Ich komme an einem Straßenschild vorbei, doch das Schild ist verdreckt und ich habe ehrlich gesagt keine Zeit es zu säubern.

Später, ich weiß nicht genau wieviel später nehme ich mit meinen Ohren ein anderes Geräusch wahr, als das eintönige Stampfen meiner schweren Füße. Ein Auto! Ich bleibe stehen und lausche weiter. Wo kommt es her? Ist es Katrin oder Chris? Die Angst steigt in mir doch ich bin unfähig mich zu bewegen. Das Auto, ein roter Opel hält. Es ist eine ältere Dame. Sei lässt das Fenster der Beifahrertür hinunter.
>> Entschuldigen Sie, können sie mich bis zur nächsten Polizeistelle mitnehmen? Es geht um Leben und Tot. Bitte! << meine Stimme hat einen flehenden Unterton bekommen. Sie nickt und macht die Tür auf. Ich setzte Jamie auf die Rückbank und schnalle ihn an. Dann husche ich nach vorne und schnalle mich auch an. Die Frau fährt los.
>> Was ist mit dem Jungen passiert? << fragt sie nervös.
>> Er ist ohnmächtig. Wir müssen sofort zur Polizei, verstehen Sie? << hake ich nach.
>> Ja, ja mein Junge. Kein Stress. << Das sind wohl die letzten Worte die man in diesem Moment hören will.
>> Hören Sie, es geht hier nicht um eine Kleinigkeit. Meine große Liebe wird festgehalten und mein bester Freund auch. Ich konnte durch Glück fliehen. Ich habe es geschafft, aber wenn wir uns nicht beeilen, ist es vielleicht zu spät und dann bringt Katrin meine Freundin um und meinen besten Freund und das könnte ich mir nie verzeihen. << texte ich sie zu.
>> Moment einmal. Junger Mann, mit Lügengeschichten kommen Sie nicht weiter, ich fahre sie zu der nächsten Polizeistelle. Aber behalten sie ihre G´schichten für sich.  << Na gut. Die restliche Fahr schweige ich dann. Als wir endlich die Blauen Symbole, die für die Polizei stehen sehen, hätte ich es nicht glauben können. Es wirkt alles so unreal so komplett idiotisch.  Ich reiße die Tür auf und hole Jamie hinaus. Während ich laufe, rufe ich der Frau ein großes Dankeschön zu. Ich stürme in die Zentrale wo mich gleich einmal drei Beamte irritiert anstarren.
>> Hilfe! Helfen Sie mit bitte. Es geht um Leben und Tod! Meine Freundin sie ist noch dort und ich muss sie retten! << kreische ich verzweifelt. Mir kommen die Tränen. Ein Beamter um die 40 Jahre kommt ruhig auf mich zu.
>> Ganz ruhig. Was ist passiert und weshalb tragen sie einen Bewusstlosen mit sich rum?  <<
>> Er ist mit Lachgas betäubt worden. Es geht ihm soweit gut. Hören Sie. Wir beide wurden festgehalten von einer Irren, Katrin Elstermann! Sie hat uns in ein Hotel gesperrt und uns gezwungen, andere zu töten. Meine Freundin und mein Freund sind noch da drinnen. Sie werden vielleicht tot sein, wenn wir uns nicht beeilen. Kommen sie bitte schnell! << schluchze ich. Das sie mir nicht glauben, verstehe ich an ihrem Blick. Es ist mir aber egal, sie müssen doch mitkommen! Der Beamte holt Jamie von meinen Schultern runter und übergibt ihn. Ich starre dem Ereignis entsinnt zu.
>> Was ma.. <<
>> Wir legen ihn auf die Couch. Damit er sich von dem Gas erholen kann und Sie kommen bitte mit und machen eine Aussage. << werde ich unterbrochen. Eine Aussage?
>> Haben Sie denn nicht verstanden, es geht um das Leben von mehreren Menschen und sie? Sie wollen eine Gott verdammte Aussage machen? Verstehen Sie nicht, dass es darum geht wer heute stirbt und wer nicht? << Ich werde noch immer entgeistert angestarrt.
>> Bitte, was muss ich tun, damit sie mit einem Einsatzkommando mitkommen? Was muss ich ihnen versprechen, egal ob mündlich oder schriftlich. Bitte kommen Sie mit! << Die Beamten beraten sich und bilden einen lächerlichen Kreis. Ich höre ein paar Wortfetzten.
>> Er ist verrückt. <<
>> Was wenn er recht hat? <<

Ich werde immer ungeduldiger. Doch dann scheint den werten Polzisten, ein Lichtlein aufgegangen zu sein. Eine Frau gibt einen Befehl durch. Auf die Frage wo das Hotel sein soll antworte ich mit ein paar Minuten entfernt, da ich es nicht weiß. Wir setzten uns schnell in das Auto, und ich bin noch immer überrascht wie schnell das jetzt geht. Ich führe sie langsam zu dem Hotel. Bis sie nicken.
>> Da drinnen sollen sie sein? Die Geiseln? << fragt sie verstört.
>> Ja genau, da und etwas weiter links, habe ich mich mit Jamie retten können. Bitte können Sie das Hotel stürmen? <<
>> Das Hotel steht seit zwei Jahren leer. Ich glaube nicht, dass man noch überhaupt einen Zugang hat. <<
>> Vielleicht wurde es genau deshalb als Geiselort gewählt? << gebe  ich bissig zurück. Sie schaut mich eindringlich an und gibt mir zu verstehen, dass sowas am besten nicht noch einmal vorkommen sollte. Ich nicke leicht. Sie greift zum Funk.
>> Alle Einheiten, bitte zum County Bay Hotel in der Hauptstraße. << Ein paar Rückmeldungen gibt es, aber das war es auch schon.
>> Und jetzt? << frage ich ungeduldig.
>> Werden wir warten, bis die Kollegen da sind, dann werden wir uns das von Innen ansehen. <<

Immer dieses Warten! Ich halte es nicht mehr aus. Ich denke an Issy und hoffe, dass sie noch lebt. Sie muss einfach. Es vergehen die Sekunden und die Minuten, und mein Herz rast immer schneller. Nach einer Ewigkeit haben sich die gesamten Polzisten versammelt und beraten den Einstieg in das Hotel. Ich habe das Gefühl, dass endlich was weiter geht und ich bin optimistisch, dass ich Issy bald wieder sehe. Die ersten Polizisten gehen bewaffnet zu der Tür und stoßen sie auf. Ich warte ungeduldig, wie immer in den letzten Stunden. Sie lassen mich nicht mitgehen. Sie erlauben es mir schlichtweg nicht und das macht mich sauer. Ich will Issy in die Arme nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut geht, dass alles wieder wie früher wird.

Ich stelle mich ca. 50 Meter entfernt von dem Hotel hin und warte. Auf ein Zeichen. Doch es geschieht rein gar nichts. Nichts. Gefühlte Minuten, nichts. Doch dann geschieht etwas. Eine riesige Explosion lässt das Gebäude erschüttern. Die Druckwelle erfasst mich. Ich werde nachhinten geschleudert und merke wie mein Rücken, die ganzen Glasscherben aufsammelt. Mein Kopf dröhnt und ich bin benommen. Ich kann es mir nicht erklären. Wieso geschieht das hier? Wieso hat Katrin das getan? Mit dem Schmerz begleitend kommt die Einsicht, dass Issy und Gabriel noch da drinnen sind. Sie waren in einem Gebäude, das gerade explodiert ist. Mein Verstand sammelt die ganzen Informationen doch es ergibt noch immer keinen Sinn und als es langsam Sinn ergibt, weiß ich nicht um wen ich weinen soll, über meinem besten Freund oder meiner ersten richtigen Liebe? Letztendlich ist es egal, die Tränen rinnen. Meine Seele schreit, Schmerz, Hass, Leid und Trauer. Ich liege auf den Boden, bewege mich keinen Millimeter. Wieso auch? Mein Leben ist gerade zu Ende gegangen, durch den Verlust zweier Menschen, die ich über alles liebe. Durch den Verlust meiner Selbst. Aus der Ferne nehme ich die Sirenen wahr. Vermutlich die Rettung und die Feuerwehr.

So meine Lieben:) Es tut mir leid, dass es wirklich laaaannnnggeeeee gedauert hat, aber ich wollte die drei Kapitel zusammen hochladen. So da es nun dem Ende zugeht, hätte ich mal gerne eure Gedanken, wie das Buch wohl endet^^ Ich habe das Ende schon im Kopf, also frage ich nicht nach Ideen :)  Danke für alle Follower, für jeden Vote und für jedes Kommentar <3

Stockwerk 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt