Issy
Mein Kopf tut höllisch weh, als würde mir jemand mit dem Hammer einige Male hinaufhauen. Ich will mir mit meiner Hand an die Stirn fassen, bin aber nicht dazu in der Lage. Ich kann nicht. Ich öffne meine Lider, vorsichtig. Das Licht brennt so stark, dass ich sie sofort wieder schließe. Wo bin ich? Was passiert hier? Wo ist Jamie? Ich öffne ganz langsam meine Augen, sodass sie sich an das abnormal grelle Licht gewöhnen können. Ich sitze in einem Keller. Ein Keller, gefüllt mit anderen Leuten ich würde sie auf rund 50 schätzen. Ich reiße an meinen Handgelenken, die an einem Wasserrohr gefesselt sind. Zumindest denke ich, dass es ein Wasserrohr ist. Wieso um am alles in der Welt, wache ich gefesselt in einem Keller auf? Oh nein, wollen die mir etwas tun? Gehören die zu so einer abnormalen Sekte die kranke Rituale durchführen? Wo ist dann Jamie? Ich kann doch nicht meinen kleinen Bruder hier verloren haben, oder besteht die Möglichkeit das sie nur mich gefangen genommen haben? Nein, da strahlt sein blonder Schopf aus der Menge. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Ich schreie seinen Namen. Er blickt hoch und erblickt mich. Seine Augen gefüllt mit Tränen. Ich verstehe gar nichts mehr. Was ist hier los. Er redet mit einem jungen Mann, beide schauen in meine Richtung. Dann kommt der Mann zu mir. Ich bekomme Panik, was will er von mir. Was machen die ganzen Leute hier? Es schaut nicht gerade so aus, als wären sie freiwillig hier. Ich versuche mich mit aller Wucht, von diesen blöden Ketten zu befreien, je näher dieser Mann kommt umso heftiger reiße ich daran, bis ich das Gefühl habe mir das Handgelenk ausgerenkt zu haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht einmal möglich ist. Ich japse nach Luft. Nun ist der Mann vor mir. Er bückt sich und öffnet meine Ketten. Sobald er meine zweite Hand befreit hat, stürme ich los, in die Richtung wo ich zuvor Jamie wahrgenommen hatte. Ich kann ihn nicht sehen. Wo ist er? Habe ich ihn schon wieder verloren? Was soll das alles hier! Der Mann packt mich am Arm, ich keife ihn an und schlage mir meinen Arm frei.
>> Wo ist Jamie! Du hast mit ihm gesprochen! << brülle ich ihn ganz Lady like ins Gesicht. Er zuckt nicht einmal zurück. Er verdreht noch einmal kurz theatralisch seine Augen bevor er seine Sprache anscheinend wieder findet.
>> Er ist in der anderen Gruppe, es tut mir leid. << er schaut mich an, als hätte ich gerade meine Familie verloren.
>> Was heißt andere Gruppe? << frage ich ihn genervt. Er seufzt.
>> Wir sind alle hier in einer scheiß und verdammt nochmal verrückten Situation. Es ist so verdammt schwer es dir zu erklären. << er sieht mitgenommen aus. Er macht mir Angst, soviel ich weiß stehen Männer nicht gerade darauf den Sensiblen raushängen zu lassen, das bedeutet entweder er wurde schon als Sensibler geboren oder wir sind hier wirklich alle in einer verdammt beschissenen Situation. Ich verstehe es einfach nicht. Er muss es mir doch erklären!
>> Versuch es bitte. << jammere ich beinahe. Diese Ungewissheit, ist nervenaufreibend.
>> Ehm, also wir sind alle hier gefangen genommen worden. Von einer Verrückten. Sie hat uns in zwei Gruppen geteilt, immer so das zwei Familienangehörige voneinander getrennt sind, wie du und dein Bruder. << beginnt er.
>> Jamie. Sein Name ist Jamie. << ich will wissen wie es weiter geht, doch ich habe ein ungutes Gefühl, das es mir ohne diese Information besser gehen würde. Aber ich kann nicht kneifen, in dieser ganzen Entführung ist auch Jamie involviert. Mein Jamie, den ich über alles liebe. Ich würde es mir niemals verzeihen wenn ihm etwas passiert, weil ich zu feige war, die Wahrheit zu erfahren.
>> Jedenfalls wirst du ihm aus dem Weg gehen müssen. Der ganzen anderen Gruppe um genau zu sein. Sie hält uns hier fest, diese Verrückte die uns entführt hat, sie hat gesagt, wenn wir ihre Anweisungen befolgen, werden wir überleben. Was angesichts unserer Anweisung, nur von einer psychisch Gestörten kommen kann. << er zögert es hinaus. Ich muss wirklich in eine echt schlimme Lage gekommen sein. Ich atme tief ein und aus. Dann nicke ich langsam und gebe ihm somit zu verstehen, dass er fortsetzten soll.
>> Du darfst nur mit deiner Gruppe Kontakt haben. Dein Bruder hat mich nur unauffällig gebeten, es dir zu erklären und dir zu sagen, dass es ihm leid tut und das er dir versprechen wird, es niemals zu tun. << seine Stimme wird immer bedrückter. Er schaut auf den Boden, verkraftet es nicht mich anzuschauen. Er überbringt mir die Hiobsbotschaft.
>> Was tun? << frage ich zögernd. Mir macht die Antwort jetzt schon Angst.
>> Töten. << Ich blinzle ihn fragen an, was sollte Jamie töten? Seine Augen blicken mich an, sie sind wunderschön grün. Da verstehe ich. Zwei Gruppen und töten. Ich bin kein Mensch der Tränen vergießt, doch das ist ein perfekter Zeitpunkt. Was hat diese Verrückte bitte für Probleme. Ich kauere mich auf den Boden, der kalt ist. Ich heule wie ein kleines Baby. Das darf doch nicht wahr sein? Wer kann denn so etwas unmenschliches verlangen? Das sich Familienangehörige gegenseitig umbringen.
>> Wer darf gehen? Wenn die komplette andere Gruppe tot ist oder wie? << ich schniefe mehr als, dass ich rede. Er überlegt wie er es mir sagen soll.
>> Also wir haben schon einen Plan, wir teilen uns in weitere drei Gruppen, Frauen und Kinder werden flüchten, und die anderen werden sie verteidigen. Wir haben nicht vor, zuerst anzugreifen. Wir sind uns sicher, das Claire einen Plan B hat, falls wir uns nicht wie Gladiatoren gegenseitig abschlachten. <<
>> Claire? <<
>> So heißt unsere Entführerin, zu mindestens nennt sie sich so. << ich nicke. Mein Körper hat sich beruhigt. Ich atme noch ein paarmal tief ein und aus. Der erste Schock ist überstanden. Wenn jemand meinen Jamie töten will, ramme ich ihn ein Messer ins Herz. Ich muss Jamie irgendwie beschützen auch wenn er in der anderen Gruppe ist.
>> Aber, ich meine wie sollen wir kämpfen? << ich meine damit, ob wir Waffen bekommen oder so. Für mich steht sowieso nur eines fest. Ich werde niemanden töten außer es ist Notwehr oder es geht um Jamie. Ich muss ihn beschützen. Ich hoffe nur so sehr, dass ich es schaffe. Denn hinter mir höre ich schon Männer über ihren Schlachtplan reden. Sie wollen vorerst die Stärksten angreifen. Auch wenn das alles eine so absurde Angelegenheit ist, bin ich erleichtert. Ein Kind wird man wohl kaum als gefährlich einstufen, oder? Nicht zweifeln Issabell. Stark bleiben.
>> Beide Gruppen haben Messer bekommen, aber eine Gruppe hat bessere und schärfere. Wir sind hier in einem leerstehenden Hotel, die Ausgänge sind natürlich gesichert.<< er ist traurig.
>> Ich danke dir, das du mir das hier erklärt hast und es tut mir leid um deine Familie. << das hier wünsche ich nicht einmal meinen schlimmsten Feind.
>> Ich bin glücklicherweise alleine hier. Hör zu, ich werde alles tun, damit Jamie nicht stirbt. Ich werde niemanden umbringen. Solange ich nicht angegriffen werde. Du brauchst also keine Angst haben. Ich halte zu dir. Andere, nein alle anderen planen schon den perfekten Schlachtplan. Ich bin schockiert wie schnell sie ihre Menschlichkeit und Solidarität ablegen konnten. Ich meine sie planen wie sie ihre Schwestern, Brüder, Väter und Mütter umbringen. << er spricht mir aus der Seele. Ich nicke und erkunde die andere Gruppe. Der Raum hat einen fetten roten Strich in der Mitte, der die Grenze symbolisieren soll. Ich suche Jamie, und erkenne ihn. Ich gehe so gut es geht zu der Linie er auch.
>> Hör zu Jamie, du versteckst dich sofort, wenn das ganze hier losgeht. Verstecke dich, versuch irgendwie ein gebrauch bares Versteck zu finden. Ich versuche dich zu finden, dann werden wir das zusammen durchstehen. Du musst stark sein Jamie, hör mir zu. Denk an Mama und Papa, sie würden nicht wollen das wir hier aufgeben und uns trennen. << flüstere ich ihm zu.
>> Issy, wir werden sterben, du brauchst nicht darum herum zu reden, ich weiß es. Und bevor wir uns wahrscheinlich nie wieder sehen, will ich dir sagen, dass es mir leid tut, dass ich dich geärgert habe und genervt habe. Ich bin super stolz dein kleiner Bruder zu sein. Du hast mir immer geholfen und mich unterstützt. Danke, dass du dich so gut um mich kümmerst du bist die beste Schwester der Welt. Ich liebe dich über alles, und hoffe das deine Gruppe siegen wird. <<
Wie schnell ist er groß geworden? Er redet schon so erwachsen mit 13 Jahren. Meine Augen brennen, die Tränen kullern mir hinunter, eine nach der anderen bahnt sich den Weg über mein Gesicht. Ich wische sie weg. Mein kleiner Bruder will, dass meine Gruppe überlebt und er weiß, dass damit sein Tod unausweichlich ist. Ich liebe ihn so sehr.
>> Jamie, deine Gruppe wird es schaffen. Hör zu, du schaffst es. Ich sorge dafür. Wenn du draußen bist, sag Tante Ulli, dass es fair ist. Ok? Jamie ? Ich liebe dich so sehr, aber bitte suche dir ein gutes Versteck und bleibe dort so lange es geht. << ich werde mich im Notfall für ihn opfern. Das ist das letzte was ich noch tun kann. Mehr werde ich nicht erreichen können. Leider. Eine Sirene ertönt und hinter Jamie und seiner Gruppe öffnet sich eine Stahltür, sie müssen gehen.
>> Jamie, ich liebe dich. Pass auf dich auf. << ich umarme ihn. Ich drücke ihn so fest an mich, dass ich befürchte ihm weh zu tun. Er wird aus meiner Umarmung gezogen, und davon getragen.
>> Ich liebe dich, Issy. << schreit er. Ich dich auch, Jamie. Ich dich auch.
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Stockwerk 5
TerrorEs sind 50 Entführungsopfer, zwei Gruppen, eine sadistische Psychopatin und ein Wettlauf ums Überleben. Die zwei Gruppen werden auf die Probe gestellt. Wer kann seine Menschlichkeit abschalten und helfen eine geliebte Person zu töten? Wer ist dazu i...