Gerade sitzen Raf und ich bei meiner Oma am Esstisch. "Oma, bist du dir sicher, dass ich dir nicht helfen soll?", rufe ich vom Esszimmer in die Küche. "Ja, inima mea. (= mein Herz) Bin gleich für euch da. Du kannst ja Raphael das Haus zeigen.", ertönt ihre liebliche Stimme. "Egal was ihr passiert, sie muss immer auf den Beinen bleiben. Sie ist nur am Arbeiten.", beschwere ich mich. "Prinzessin, anscheinend tut ihr das gut und ich denke sie würde dich um Hilfe bitten, wenn es ihr schlecht gehen würde.", erklärt mein Freund. "Vielleicht hast du Recht. Komm, ich zeig dir das Haus.", forder ich ihn auf.
Zusammen gehen wir in den Flur des Hauses. Zuerst zeige ich ihm das Bad, das Schlafzimmer, das Wohnzimmer und zuletzt die Küche. "Oma, kann ich dir jetzt helfen?", frage ich noch einmal. "Nein, mein Mädchen. Du kannst aber mal rüber zu Carola gehen.", meint sie. "Zu Carola?", hakt Raf nach. "Sie ist die Nachbarin von meiner Oma und sie kennt mich schon seit meiner Kindheit.", erzähle ich. "Raphael, du kannst hier bleiben. Wir sollten vielleicht mal reden.", kommt es von meiner Oma. "Hoppa! (= man kann es nicht übersetzen. Viele kennen es auch als 'Oppa') Viel Glück.", wünsche ich meinem Freund, da ich ganz genau weiß, was meine Großmutter plant. Sie ruft mir hinterher:"Nimm den Schlüssel vom Flur mit." "Ja, bis später.", verabschiede ich mich und verlasse dann das kleine Reihenhaus meiner Oma.
Sie wohnt hier schon seit sie damals nach Wien gekommen ist. Mein Opa fand das Haus damals wunderschön und hat meine Oma so angebettelt, sodass sie es letztendlich gekauft haben. Carola wohnt zwar nicht so lange wie meine Großeltern hier in der Nachbarschaft, aber sie kennt den Klatsch und Tratsch von allen Nachbarn. Sie ist eine etwas ältere Dame und hat einen Enkelsohn namens Florian, der mir seit Jahren schon hinterherläuft. Als ich ihn das erste Mal gekorbt habe, hat er sich erstmal nie blicken gelassen, aber seit er weiß, dass mit Mark nichts mehr läuft, hat er mich öfters gegrüßt und sogar meine Instagram-Bilder mit diesen kitschigen Herzen kommentiert.
Als ich dann Alex in meinem Leben hatte, hat er mir per Direkt geschrieben, dass er mir "Viel Glück wünscht und Alex es sehr verdient hätte". Er ist nämlich schon von Anfang an 187 Fan. Wenn er nur wüsste, dass mit Alex alles aus ist, würde er mich wahrscheinlich wieder anflirten, aber dann würde ich ihm von Raphael erzählen und sein Blick wäre unbezahlbar.
Gerade klingel ich bei Carola und warte darauf, dass sie mir die Tür öffnet. Plötzlich spüre ich wie mein Handy in meiner Hosentasche vibriert. "Dein Oma ist kurz weggegangen. Deswegen schreib ich dir jetzt. Warum hast du mir nicht erzählt von diesem Florian?", hat Rapha mir geschrieben. Augenverdrehend stecke ich mein Smartphone weg. Es war klar, dass Oma es nicht für sich behalten kann. Sie ist eigentlich wie Carola. Die beiden sitzen immer zusammen im Garten, trinken Tee, essen Kekse und lästern über die Nachbarn. Außerdem teilen sie noch das selbe Leid. Carola's Mann ist ebenfalls vor zwei Jahren gestorben.
Er hatte Kehlkopfkrebs, der schon gestreut hatte, weshalb er es nicht geschafft hatte."Elena! Dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen.", ertönt die schrille Stimme von der Nachbarin meiner Großmutter. "Hallo Carola. Ja, es tut mir leid. Ich war auch etwas länger nicht mehr hier.", erzähle ich. Stürmisch schließt mich die quirlige Frau in ihre Arme. Der Geruch von Rosen umhüllt mich. Ein, wie ich finde, viel zu penetranter Geruch. Da gefällt mir Raphael's Mischung viel mehr - Zigaretten, sein Eigengeruch und Chanel Bleu. "Komm rein. Was macht deine Oma denn?", hakt die Dame nach. Während ich das Haus betrete und meine Schuhe ausziehe, antworte ich:"Die kocht gerade und sie meinte, ich solle zu dir kommen." "Wie ich sie kenne, kocht sie ein zehn-Gänge Menü oder?", erkundigt sich Carola. "Ja, so sind Omas halt.", grinse ich. "Komm, wir setzen uns ins Wohnzimmer. Kann ich dir irgendwas anbieten?", spricht sie liebevoll. "Nein, danke. Wenn ich später am Esstisch nicht hungrig bin, stopft mir meine Oma alles rein.", lache ich. "Da hast du Recht. Bist du alleine hier oder sind deine Eltern dabei?", frägt Carola neugierig. Ich setze zum Reden an:"Nein, meine Eltern sind nicht dabei, aber...", doch werde von der Klingel unterbrochen.
"Oh Mensch, wer ist das denn jetzt? Bin gleich wieder da.", teilt sie mir mit, steht von der Couch auf und eilt zur Haustür. Aus dem Flur kann ich nur gedämpfte Stimmen wahrnehmen, weswegen ich sie keiner Person zuordnen kann. "Elena ist auch hier.", spricht Carola, als sie den Raum betritt und hinter ihr taucht auf einmal Florian auf. Der hat mir gerade noch gefehlt. "Hey Flo.", begrüße ich ihn. "Hi.", lächelt er mit seinem Zahnpastaweißen Lächeln. Anscheinend hat er sich seine hellblonden Haare dunkler gefärbt, aber er hat immer noch die leicht gebräunte Haut, den kleinen Leberfleck unter seinem rechten Auge und noch immer seine giftgrünen Augen. Gekleidet ist er wie immer formell - das komplette Gegenteil zu Raphael. Nicht mal auf einer Hochzeit würde Raf einen Anzug anziehen, außer vielleicht bei seiner eigenen.
Florian's ziemlich hohe Stimme reißt mich aus meinem Tagtraum:"Wie geht's dir momentan?" Freundlich antworte ich ihm:"Sehr gut. Beruflich klappt alles und auch privat geht es mir ziemlich gut. Wie sieht es bei dir aus?" Schmunzelnd antwortet er:"Kann mich nicht beschweren, aber bin leider noch immer Single." Carola mischt sich ein: "Schon Jahre warte ich darauf endlich Uroma zu werden." "Oma! Ich bin erst 25. Ich habe noch Zeit.", motzt Flo. "Elena ist bestimmt schon Mutter oder?", scherzt seine Großmutter. "Nein, bin da auch noch zu jung, aber ich habe da jemanden mit dem ich es mir vorstellen könnte.", erwähne ich. "Kennt man ihn?", erkundigt sich Florian neugierig. "Er ist ziemlich bekannt in Westwien.", antworte ich. "Sag nicht, dass du mit einem Casanova zusammen bist.", gibt Carola entsetzt von sich. "Nein.", kicher ich. "Wie heißt er denn?", durchlöchert mich ihr Enkelkind mit Fragen. "Raphael.", entgegne ich. "Raphael Ragucci oder was?", fängt er lauthals an zu lachen. Ich bleibe einfach nur stumm.
Als er das merkt, verstummt auch er, doch lacht dann doch weiter:"Du warst ja schon immer humorvoll, aber das hier war grad richtig witzig." Zum Glück klingelt mein Handy und rettet mich aus dieser unangenehmen Situation. "Ja Babe?", spreche ich in mein Handy. "Kannst rüber kommen. Deine Oma serviert gerade ihre fünfzig verschiedenen Mahlzeiten.", lacht Raphael. "Ja, bin gleich da.", teile ich ihm mit. "Bis dann, Prințeso.", verabschiedet er sich. "Bis gleich.", erwider ich und lege dann auf. "Tut mir leid ihr beiden, aber ich muss los.", berichte ich. "Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder." Carola schmunzelt liebevoll und meint dann:"Das hoffe ich doch." Wieder schließt sie mich in ihre Arme und auch Florian umarmt mich. Er benutzt also noch immer die Giorgio Armani Parfüms.
Daraufhin verlasse ich das Haus von Frau Lehmann und gehe zurück zu meiner Oma und Raf. Innerlich hoffe ich, dass sie Raphael nicht mit ihren neugierigen Fragen ausgequetscht hat. Das hat mein Vater schon oft genug getan. Man könnte meinen, dass sie die Mutter meiner Vaters wäre. Grinsend öffne ich die Haustür und betrete dann das Reihenhaus meiner Oma, in dem es schon nach Essen duftet.
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Bin ich mit ihr, bin ich nicht mehr da 💍❤ | Raf Camora
FanfictionBin ich mit ihr, bin ich nicht mehr da Bruder, sie ist nicht normal 'Ne Schönheit wie Adriana Seh' schon den Ring an ihrer Hand 💍 Will nur sie, keine andre Sie lernt ihn kennen. An einem traurigen Tag passiert etwas schönes. Doch heißt es nicht imm...