ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden

Erpressung vom Feinsten

,,Wie kacke ist der denn?", mache ich meinen Ärger Luft. ,,Ich versteh's nicht." Flo zuckt mit den Schultern. Er desinfiziert und ich fülle auf. ,,Was denkt der eigentlich wer er ist?", schimpfe ich lauthals. ,,Das war echt asozial.", bestätigt mir Flo. ,,Aber manche sind so und manche so. Vielleicht muss er erst ankommen hier.", vermutet er. ,,Und....", fügt er hinzu. ,,...du musst ja nur manchmal mit ihm arbeiten. Und sonst siehst du ihn ja nicht." Meine Wangen werden heiß. ,,Hmm-mm." Irgendwie möchte ich Flo nicht erzählen, dass er bei mir wohnt. ,,Och komm mal, Kleine." Er umarmt mich von hinten. Ich genieße die Berührung. ,,Du stinkst mega nach Desi.",sage ich lachend. ,,Pfff, dann halt nicht." Er lässt mich los. Ich drehe mich schnell und ziehe ihn zurück. ,,Du bist blöd." Ich muss lachen. Er mustert mich. ,, Sonst alles klar soweit? Du siehst echt was fertig aus." ,,So ist das im Schichtdienst." Er nickt und schaut mir in die Augen. ,, Wenn du irgendwas brauchst... meld dich. Egal was." Er ergreift meine Hände und drückt sie sanft. ,,Danke.", sage ich leise. Seine Augen sind eigentlich wirklich schön. Ist mir so noch nie aufgefallen.

Ein Räuspern reißt uns auseinander. In der Tür steht Alex mit verschränkten Armen. ,,Privates vielleicht lieber zu Hause, Frau... Hofmann." ,,Klar." Ich gebe klein bei. Rebellieren kann ich immer noch wenn's mir wieder besser geht. Aber dann... kann er sich auf was gefasst machen.

Wir bleiben noch was im Status 8 weil wir keinen Bock haben alarmiert zu werden. Essen wär nämlich schon ganz geil, wie jedenfalls Flo bemerkte. Ich habe absolut keinen Hunger.
Dass wir im Status 8 sind, haben wir natürlich Alex nicht erzählt, der im Status 1 ist. Er fänds bestimmt nur mittelmäßig lustig. Flo fährt und ich bin sehr dankbar dafür. Ich lehne meinen Kopf gegen das kühle Fenster in der Hoffnung, dass die Schmerzen weg gehen. Auf der Wache angekommen schlüpfe ich nur noch aus meinen Haix und hänge den RTW ans Netzteil, dann lege ich mich hin. Flo macht dankenswerter Weise den Papierkram.

Als ich dann später auf dem Weg zur Küche bin, um mir einen Tee zu machen, höre ich Stimmen aus dem Büro, in dem die Rechner stehen, um die Protokolle zu übertragen. ,,Ich weiß nicht was Sie hat. Sie sieht aber echt nicht gut aus. Total blass und abgeschlagen. Und eben ist sie fast gefallen, nicht?" Das ist Flos Stimme. ,,Ja. Das ist sie." Alex Stimme. Wieso unterhält der Verräter sich mit dem???
,,Ich wär Ihnen echt dankbar, wenn Sie sie vielleicht mal anschauen könnten, Doc. Mit mir redet sie nicht. Vielleicht aber ja mit einer neutraleren Person, wir kennen uns sehr gut." Hahahahaha. Mit ihm. Reden. Wie lang kennt Flo mit jetzt?
,,Das hab ich gesehen.", antwortet Alex. Schwingt da Belustigung mit in seiner Stimme? Arschloch. Denkt der jetzt ich würde im Dienst immer am liebsten rumfummeln.... Haaalt Stop. Wieso machst du dir Gedanken?
Weil er im Grunde genommen mein Chef ist, sage ich mir. Das ist es.

Ich schleiche schnell weiter in die Küche, als ich höre wie sich jemand erhebt. Setze Wasser auf, Spüle eine Tasse, weil natürlich jeder zu faul ist, die Spülmaschine einzuräumen, und übernehme diese Aufgabe während das Wasser kocht. Als ich mit dem Fuß die Spülmaschine zutrete, sehe ich im Augenwinkel rot/ neon-gelb.

Alex steht wieder mal im Türrahmen. Die Arme wieder verschränkt. Gott- hat der mich die ganze Zeit beobachtet? Ich nicke ihm grüßend zu. ,,Guten Tag, Frau Hofmann.", erwidert er. ,,Könnte ich auch einen Tee bekommen?", fragt er höflich. Ich zucke mit den Schultern und fülle den Wasserkocher nochmal auf. Tasse kann er sich selber spülen. Tut er dann auch einfach. Dabei mustere ich ihn verstohlen. Die Einsatzkleidung steht ihm echt gut.... ich reiße meinen Blick los und ermahne mich selbst. ,,Und- haben Sie vor bald auch nochmal zu schlafen?", frage ich, damit die Stille nicht so unangenehm ist.
,,Wieso?"
,,Sie waren länger nicht da."
,,Tja. Die Arbeit."
,,Wieso haben Sie mir nicht gesagt, wo Sie arbeiten?"
,,Hätte ich gemusst?"
,,Sie haben mich auch gefragt."
,,Jetzt wissen Sie's ja.", sagt er kurz angebunden.
,,Ja." Ich greife nach dem Wasserkocher, um das Wasser aufzuschütten. Er nimmt ihn mir ab.
,,Nicht, dass Sie sich noch verletzen, Josephine." Im ersten Moment bin ich verwundert, dass er mich beim Vornamen nennt, im zweiten fällt mir auf, wie belustigt seine Stimme klingt.
Ich schnappe mir etwas angepisst meinen Tee und verlasse die Küche wieder Richtung Bereitschaftsraum.

Dort sitzt Flo, der Rest der Wache ist draußen. ,,Komm her." Er klopft neben sich auf das Sofa. ,,Du, sorry, ich würd mich eher lang machen wollen.", sage ich und lege mich seufzend auf das andere Sofa. Mein Kopf explodiert förmlich.
Er steht auf und kommt zu mir. ,,Josi, was ist los? Red mit mir." Er nimmt meine Hand.
,,Flo, ich fühl mich einfach nur was krank. Keine Ahnung. Geht auch wieder weg."

,,Sonst drückt euch in die 6." Mein Kopf fährt rum. Wieder steht er da, diesmal mit Tee in der Hand. Wie kann der Typ einfach immer irgendwo stehen ohne dass man es bemerkt?
,,Ich bin nur etwas schlapp. Nicht lebensgefährlich erkrankt.", sage ich etwas wütend.
,,Ich schätze es, wenn das RD Personal voll einsatzfähig ist.", sagt er kalt.
,,Ich bin voll einsatzfähig." Dr Dr Dr Obermotz. Das kann ich mir noch verkneifen.
Ich richte mich auf. Fehler. Die Kopfschmerzen bekommen nun auch noch einen pulsierenden Charakter. Ich fasse mir unwillkürlich an die Schläfen. ,,Kann ich ne Ibu haben?", frage ich. ,,Bitte?", setze ich freundlich hinterher.
,,Keine Medikamentengabe ohne vorherige Abklärung.", erwidert Alex und ich könnte schwören, dass er sehr selbstzufrieden guckt.
Vergiss es.
,,Ok. Passt schon." Ich winke ab.
,,Gut, dann zieh ich mal den Springer für heute.", erwidert er.
,,Was soll das?", frag ich sauer.
,,Wie ich sagte. Entweder sind Sie voll einsatzfähig oder Sie gehen außer Dienst. Es wäre fahrlässig von Ihnen, alle in Gefahr zu bringen."
,,Ich habe Kopfschmerzen. Fucking Kopfschmerzen. Mir fehlt kein Arm." Ich bin stinksauer.
,,Lass es doch kurz über dich ergehen, dann kriegst du was, und kannst weitermachen.", sagt Flo besänftigend. Schlau eingefädelt, mein Lieber. ,,Wir reden noch.", zische ich. Er schaut wie ein Unschuldslamm. Aber was hab ich für eine Wahl?
Ich nicke mit zusammengebissen Zähnen.

,,Sehr schön. Sie kommen zur Vernunft. Herr Wehr, bringen Sie mir bitte einen Rucksack." Alex stellt seinen Tee ab und setzt sich neben mich. Florian steht auf. Ich bin zwar echt sauer auf ihn, aber ich will trotzdem nicht, dass er geht. Ich schaue ihn bittend an.
,,Ich beiße nicht.", sagt Alex trocken.

Florian verlässt den Raum und mich mit Alex zurück.
,,Wann haben die Kopfschmerzen angefangen?" ,,Schon länger was unterschwellig. Seit eben, seit wir die Treppen hoch sind, extrem."
,,Wie ist der Schmerz?"
,,Es fühlt sich an, als ob mein Kopf explodiert, pochen tuts auch manchmal. Vor allem bei Lagerungswechseln und Belastung."
,,Haben Sie das häufiger?"
,,Öh. Dann und wann halt."
Junge, ich hab Kopfschmerzen. Kein Krebs.
,,Nehmen Sie....?"
,,Keine Medikamente außer die Pille , Vorerkrankungen, Allergien.", beantworte ich die noch nicht ausgesprochene Frage.
,,Wunderbar." Er nickt und greift nach meinem Handgelenk. Ich ziehe es instinktiv weg.
,,Ich würde doch gerne mal Ihren Puls tasten.", sagt er bestimmt. Widerwillig lasse ich es zu. Seine Finger sind kühl und seine Hände lassen mein Handgelenk merkwürdig klein wirken.
,,Bisschen flott unterwegs.", sagt er.
Och nö. Ich sehe schon worauf das hinauf läuft: Wenn das Problem der Kopfschmerzen behoben ist, werde ich immer noch nicht fahren dürfen. Insgeheim glaube ich, dass das von Anfang an sein Ziel war. Oder er hat nur sehr geschickt Flo's Bitte umgesetzt.

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Hey,

Vielen Dank für die Unterstützung auch wenn ich euch solange hängen gelassen habe. So langsam rollt die Story zwischen Josi und Alex an... und ist auch noch lang nicht zu Ende. Nächstes Kapitel kommt vielleicht auch gleich!

❤️