champagne problems

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Völlig entgeistert starre ich ihn an.
Es ist totenstill.
Mit jeder Sekunde, die ich nichts sage, bröckelt sein Gesichtsausdruck. Und es ist, als ob ich seine Gedanken hören könnte.
Ich weiß, dass er das nur macht, weil er sich so sicher ist, dass ich ihn auch heiraten möchte. Seine Augen schreien: Tu mir kein Nein an. Tu mir das nicht an.

Ich stehe völlig neben mir. Ist das nicht das, was sich jede Frau ihr Leben lang erträumt? Einen Partner, der sie bedingungslos liebt, der zu ihr steht, so sehr, dass er ihr in aller Öffentlichkeit vor allen einen Antrag macht?

Ich bin mir sicher, dass jede Frau an meiner Stelle einfach nur mit Glück erfüllt wäre und ich frage mich, warum ich das nicht einfach sein kann.
Ich denke nur daran, welche Konsequenz das für mein Leben hat.

Aber es wird sich doch nicht alles ändern in deinem Leben nur weil du jetzt ,,ja"
sagst.

Und trotzdem kann ich nur daran denken, wie Alex mich vor zwei Jahren verlassen hat. Praktisch von heute auf morgen. Das verkrafte ich nicht noch einmal in meinem Leben.
Alex schaut mir direkt in die Augen.

,,Ich werde nie nie nie wieder gehen.", flüstert er und ich bin mir fast sicher, dass nur ich es höre.

,,Ich liebe dich.", antworte ich schließlich.

,,Ich dich auch. Ich möchte dich heiraten.", sagt er mit brüchiger Stimme.

,,Gib mir... etwas Zeit, Ja?"

Er klappt die Schachtel zu und steht da wie ein begossener Pudel. Kommt auf mich zu, Drückt mir einen Kuss aufs Haar.
,,Nicht schlimm. Ich kann es dir wirklich nicht vorhalten.", Murmelt er.
Er lässt mich los, Ihm stehen Tränen in den Augen.
,,Danke.", flüstere ich mit erstickter Stimme.

Ziemlich betreten verstreuen sich unsere Kollegen wieder auf dem Gelände.

Tut mir leid. Tut mir so leid.

Und ich hoffe, dass Alex das weiß.

Am nächsten Morgen fahren wir zusammen zurück nach Köln. Es wäre kindisch gewesen, sich vor der gemeinsamen Autofahrt zurück zu drücken, aber ich kann nicht leugnen, dass ich davor ein wenig Bammel habe. Obwohl ich mich seit dem abgelehnten Heiratsantrag zuvor sowieso absolut mies fühle.

Immerhin versucht Alex kein Gespräch zu erzwingen.
Dafür sind meine Gedanken zu laut.

Ich bin mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war und verstehe trotzdem nicht, warum ich mich so mies fühle. Weil ich Alex verletzt habe? Weil ich ihm den Eindruck vermittelt haben muss, dass ich heiraten möchte und ihn jetzt vor den Kopf stoße? Weil ich mit ihm zusammenlebe aber dieses letzte Versprechen nicht eingehen möchte? Kann?
Ich finde keine Antwort und stattdessen dreht sich die Frage.

Würde es mir besser gehen, wenn ich ja gesagt hätte?
Ich schüttele innerlich den Kopf und drehe das Radio lauter. Wir fahren auf die Rheinbrücke auf, die Sonne geht grade über dem Schloss Bensberg auf und die Strahlen lassen die weiten Wälder drumherum erleuchten.

"She would've made such a lovely bride
What a shame she's fucked in her head," they said
But you'll find the real thing instead
She'll patch up your tapestry that I shred

And hold your hand while dancing
Never leave you standing
Crestfallen on the landing
With champagne problems

Your mom's ring in your pocket
Her picture in your wallet
You won't remember all my
Champagne problems

Ich schaue zu Alex. Die Enttäuschung steht ihm nach wie vor ins Gesicht geschrieben- auch wenn er versucht sie zu verbergen.

Und in diesem Moment wird es mir klar. Ich will. Ich will nicht, dass er eine Andere heiratet. Ich will, dass er mich heiratet. Dass wir heiraten.
Plötzlich weiten sich seine Augen.

,,Ich will.", rutscht es mir raus.

Er beachtet mich gar nicht. Ich wende meinen Blick auf die Straße.
Bevor ich irgendwas sehe oder registriere, knallt es.
Wir fliegen. Oder fliege nur ich? Es scheppert. Unheimlichste Geräusche.
Schreien.
Dann Stille.
Und eine tiefe Schwärze, die mich umgibt.

ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt