Als ich aufwache, steht die Sonne schon hoch. Mein Kopf dröhnt. Der Platz ist neben mir ist leer. Stattdessen liegt auf dem kleinen Tisch daneben ein Zettel.Guten Morgen,
Bin kurz im KH.
Komme gleich wieder. Frühstück steht in der Küche. Hoffe, dass dein Kater nicht zu schlimm ist. Andernfalls hättest du es aber auch verdient. XDP.s.: Hol dir keinen Sonnenbrand.
Ich muss grinsen und flüchte mich in die Wohnung, in der es im Vergleich zu draußen jetzt zum Glück kühler ist. Auf der Anrichte in der Küche stehen Brötchen, Croissants und Orangensaft. Der war sogar noch einkaufen....
Ziemlich vergnügt (trotz meines Katers) frühstücke ich und beschließe, meine freien Tag dafür zu nutzen, um die Wohnung ein wenig sauber zu machen.
Nach dem Frühstück geht es meinem Kopf auch besser und ich mache mich an die Arbeit.Taylor Swift beschallt die Wohnung und ich sauge und putze und bin am Ende ziemlich stolz auf mich. Währenddessen überdenke ich die Nacht auf dem Balkon. Hätte ich das auch ohne Alkohol zugelassen? Und viel wichtiger noch: Hat er sich nur wegen des Alkohols so benommen ? Hat Clara ihm vielleicht einen Korb gegeben und er brauchte nur Ablenkung?
Okay, ernsthaft, welche Frau würde ihm einen Korb geben....In meinem Badezimmer liegt noch sein Hemd. Kurz Kämpfe ich mit mir, ob ich dran riechen soll, lasse es dann aber- auch wenn es mich wirklich viel Kraft kostet. Unschlüssig stehe ich vor seiner Zimmertür. Über die Klinke hängen oder reinlegen?
Meine Neugier siegt.Das Zimmer ist so ordentlich und sauber, als würde es nie benutzt werden. Die Bettdecke Millimeter genau gefaltet, nirgendwo liegt irgendwas rum.
Auf dem Schreibtisch steht ein MacBook, ein Block, ein Kuli. Ich lege das Hemd auf sein Bett. Als ich mich umdrehe um raus zu gehen, fällt mir ein Bild auf dem Nachttisch auf. Es ist das Einzige im Zimmer.
Auf dem Bild sind drei Menschen zu sehen, haben die Arme über die Schulter der jeweils anderen gelegt und lachen fröhlich.
Einer von Ihnen ist Alex, sieht deutlich jünger als jetzt, eine blonde Frau, sie ist in der Mitte und rechts steht ein kleinerer Mann.
Alle drei tragen sie Soldatenuniform. Ich versuche die Schulterklappen von Alex zu erkennen. Unten rechts im Foto steht handschriftlich geschrieben: Syrien, 12. März 2016Google sagt mir, dass das Abzeichen auf den Schulterklappen bedeutet, dass Alex zu dem Zeitpunkt Oberstabsarzt war.
Ich verlasse das Zimmer.
Krass. Alex war bei der Bundeswehr. Sogar Oberstabsarzt war er.
Ich überlege, ob ich ihn drauf ansprechen soll und entscheide mich dagegen. Wenn er es mir erzählen möchte, soll er das selber entscheiden.
Ich frage mich, wieso er das nicht mehr ist: schließlich war er ja verpflichtet, mindestens 17 Jahre. Und die sind ja noch längst nicht um.
Trotzdem arbeitet er anscheinend nicht mehr da, sondern nun hier.Gedankenverloren mache ich mich daran, die Küche zu putzen.
,,Hey!" Plötzlich steht Alex neben mir.
Ich schrecke zusammen.
,,Wo warst du denn?", fragt er lachend.
,,Woanders.", Murmel ich und wringe den Lappen aus.
,,Was ist los?"
,,Nix. Alles gut."
Er mustert mich prüfend.
,,Dann ist ja gut."
,,Seit wann warst du weg?"
,,So 8."
,,Hast du überhaupt geschlafen?", frage ich.
,,Ja, sogar sehr gut. Was wahrscheinlich an der angenehmen Gesellschaft lag." Seine Augen leuchten so durchdringlich, dass meine Beine ganz weich werden. War wohl doch nicht nur der Alkohol und bin auf einmal glücklicher als ich es wohl sein sollte.
,,Du nicht?", fragt er.
,,Doch." Schon wieder muss ich meinen Blick abwenden. Du musst das echt mal trainieren, den länger als 5 Sekunden anzuschauen, Josi.,,Was hast du eigentlich hier vor gemacht?"
,,Wovor?"
,,Bevor du hierhin gekommen bist."
,,Ich war Arzt."
,,Wo?"
,,Woanders halt." Sehr kurz angebunden.
Er will nicht drüber reden.
,,Und-wie bist du zum RD gekommen?",fragt er schnell.
,,Hast du Schonmal gefragt. Über Flo."
,,Woher kennt ihr euch?"In einem Einsatz von ihm. In meiner Wohnung. An schlimmsten Tag meines Lebens.
,,Weiß ich gar nicht mehr so genau.",Murmel ich.
,,Du, ich bin müde, ich geh schlafen.", schiebe ich hinterher.
,,Tut mir leid, wenn ich irgendwas aufgerissen hab. War nicht absichtlich.",sagt er.
,,Konntest du ja nicht wissen. Ich schätze... wir haben wohl beide Dinge, über die wir nicht reden wollen.", antworte ich vorsichtig.Er zieht eine Augenbraue hoch.
,,Ach ja?"
,,Dann hättest du mir wohl erzählt, dass du bei der Bundeswehr Arzt warst.", rutscht es mir raus.
Im selben Moment merke ich, dass ich zu weit gegangen bin.
Sein Gesicht erstarrt.
,,Ich... wollte dir nur dein Hemd, du hast es bei mir vergessen, ins Zimmer legen. Da hab ich das Bild gesehen.", sage ich kleinlaut.
Wieso reagiert er so krass? Ich mein... es ist ein Bild. Und nicht so als ob ich grad herausgefunden hab, dass er ein Schwerverbrecher ist.
,,Du hättest es auch über die Tür hängen können. Ich dachte, ich hätte hier Privatsphäre.", blafft er mich an.
Ich werde ungehalten.
,,Du bist auch letztens nachts einfach bei mir reingekommen.", sage ich und merke wie kindisch das ist.
,,Du hast geschrien, als ob dich jemand absticht. Gerechtfertigter Notstand. Das kannst du nicht vergleichen." Er guckt zornig.
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.
,,Ok. Zur Kenntnis genommen."Ich nicke, gehe schnell ich mein Zimmer und lasse mich auf mein Bett fallen.
Was war das denn? Von einer Sekunde auf die andere kann der seine Stimmung um 180 Grad ändern. Das ist echt anstrengend.
Ich erinnere mich an seinen Blicke gerade... wütend, aber auch.... verletzt.
Und ich weiß, dass es das nicht sollte, meine Stimmung sollte nicht abhängig von seiner Laune sein. Aber auch von meiner guten Laune eben spüre ich nichts mehr.
Wieso ist das so, Josi? Deine Laune ist ja auch nicht abhängig von Flo's Stimmung.Und plötzlich schießt mir da dieser Gedanke durch den Kopf.
Weil du auf direktem Weg bist, dich in den zu verlieben. Wenn du es nicht schon längst bist.
Scheiße, Josi. Das ist dein Vorgesetzter. Du bist am Arsch. Also nicht nur so ein bisschen. Sondern so maximal.
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Hey ihr Lieben,Wieder ein Kapitel. Kurz, wenig Handlung, aber grooooße Bedeutung....
Hoffe es gefällt euch!
Schönes Wochenende!Laura ❤️
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ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden
FanfictionJosephine arbeitet mit den Spezialisten im Rettungsdienst der Stadt Köln. Doch es wird nicht einfach für sie, denn irgendwann ist jeder mal gezwungen seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Abgesehen davon kommt sie mit dem neuen Notarzt- Alexander Hetk...