Only buy this dress so can take it off

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Ihr Hasen 😂
Ja also meine fachlichen Psychologie Kenntnisse.... haben weder Hand und Fuß und gründen sicherlich nicht auf Expertenmeinungen.
Sie sind meine persönliche Meinung und das Fazit aus der Beobachtung über mich selber und anderer Personen. Und ein bisschen Philosophie, für die ich wohl eine Schwäche hab.
Aber süß von euch.

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Nach dem Frühstück spazieren Alex und ich gemeinsam durch die Innenstadt. Die Sonne scheint, die Hitze ist noch relativ erträglich und es sind noch nicht so viele Menschen unterwegs.
Kirchturmglocken läuten.

,,Glaubst du?", frage ich.
,,An drei Mahlzeiten am Tag? Oh ja."
Ich boxe ihn in die Seite.
,,Ob du an Gott glaubst."
Er schaut nachdenklich.

,,Es fällt mir schwer. An so vielen Stellen frag ich mich: Wo war er, als ich ihn am meisten gebraucht hab?", sagt er leicht verbittert.
,,Und du?", schiebt er schnell hinterher.
Ich zucke mit den Schultern.
,,Es ist wohl er ein Hoffen als ein Glauben. Ich hoffe, dass es da jemanden gibt, der auf uns aufpasst. Und vor allem... dass es weitergeht. Danach. Weißt du? Das ist wohl ohne einen Gott nicht so leicht."
,,Da hast du wohl Recht."

Seite an Seite gehen wir über die Domplatte Richtung Hohe Straße.
Irgendwann dann greift er einfach nach meiner Hand.
Und so gehen wir händchenhaltend. In der Öffentlichkeit. Mein Herz pocht so laut, dass ich fast glaube, dass er es hören könnte.
Ich merke, dass er mich prüfend von der Seite ansieht.
,,Ist dir das unangenehm?", fragt er leise.
,,Nein, nein... nur... ungewohnt.", antworte ich.

Wir laufen an all den teuren Geschäften vorbei. Cartier, Hermes, Bulgari, Longchamp.
Und dann fällt mein Blick auf ein Kleid im Schaufenster.
Ein Abendkleid, in A- Linie, in altrosa mit einem tiefen Ausschnitt. Das Obere Teil aus Spitze.
Ich bleibe stehen, um es mir genauer anzusehen.
,,Gefällt es dir?", fragt Alex.
Mein Blick fällt auf das Schild vom Designer und mir fällt auf, dass das Kleid somit mindestens im vierstelligen Bereich kosten wird. Auch wenn kein Preisschild dran ist.
,,Ähm. Ne.", sage ich.

,,Probier es an.", sagt er.
,,Ne du... ich pass hier nicht rein. Guck mal, da steht ja schon allein Security im Eingang?"
,,Und? Glaubst du, sie werden dich rausschmeißen?"
,,Aber ich weiß ja jetzt schon, dass ich es nicht kaufen werde."
Er zuckt mit den Schultern.
,,Musst du ja nicht laut kund tun."
Er schiebt mich Richtung Eingang.
,,Alex...", sage ich streng.
,,Liebste Josi...?", säuselt er übertrieben.
,,Du bist..."
,,...toll. Ich weiß. Danke."

Der Securitymann trägt einen Anzug, der mindestens ein Monatsgehalt von mir gekostet haben muss. Er hält uns die Tür auf und direkt stürmt uns eine Frau entgegen. Heller Hosenanzug, schwarze Pumps, stark geschminkt, mit Hochsteckfrisur.
Ab dem ersten Moment schon hat sie nur Augen für Alex und beachtet mich kaum.

I'm highly suspicious that everyone who sees you wants you.

Sie begrüßt uns (Alex natürlich nochmal ausführlicher als mich) und führt uns in eine Art Lounch.
,,Haben wir einen Termin vereinbart?", fragt sie.
Bevor Alex etwas diplomatisches sagen kann, rutscht es mir raus:
,,Nein. Mir gefiel einfach das Kleid im Schaufenster."

Hosenanzug streicht sich etwas pikiert eine Strähne aus dem Gesicht. Ich weiß, dass ich hier mit meinen Jeans und T-Shirt nicht reinpasse.
Alex, der hingegen das übliche Hemd trägt, könnte hier auch direkt angestellt werden.
,,Für welches Kleid interessieren Sie sich denn?", fragt sie.
Ihre Kollegin, ebenfalls top gestylt, stellt zwei Gläser Champagner vor uns ab.
,,Das... dort."
Ich zeige ziemlich ungelenk auf das Kleid.
,,Zuhair Murad, Herbst-/Winterkollektion 2020. Eine ausgezeichnete Wahl, grad erst eingetroffen. Möchten Sie es mal anprobieren?"
,,Möchte Sie.", antwortet Alex für mich.

,,Dann bitte ich Sie, schonmal in die Umkleide zu gehen. Ich komme dann mit dem Kleid."

Die Umkleidekabine hat nichts mit den Umkleidekabinen zu tun, die ich von H&M kenne.
Eher was mit meinem Wohnzimmer. Nur viel geschmackvoller und luxuriöser ausgestattet.
Mit dickem Teppich auf dem Boden und Spiegeln an allen Seiten.
Die gut betuchten Kunden muss man ja beeindrucken können.

Ach ja. Ich Gehör ja nicht dazu.

Ich ziehe T-Shirt und Jeans aus lege sie über einen Hocker.

Immerhin die Beine rasiert. Gott sei dank.

Die Verkäuferin trägt weiße Handschuhe, mit denen sie vorsichtig das Kleid trägt.
Es ist ein wirklich wunderschönes Kleid.
Sie hilft mir rein und zieht zu guter Letzt noch den Reisverschluss zu.
Der Stoff fühlt sich seidig und fließend an, das Kleid liegt kühl auf meiner Haut.
Als ich in den Spiegel schaue, traue ich meinen Augen kaum. Es passt perfekt. Sowohl von Breite als auch von der Länge, würde ich denn High Heels tragen.

Und sieht so schön aus....

,,Möchten Sie es Ihrem Mann zeigen?", fragt die Verkäuferin.

Mann.

Ich muss grinsen.
,,Gerne."

Sie zieht den Vorhang beiseite. Alex steht da, die Hände locker in den Hosentaschen verschränkt, die Hemdärmel hochgekrempelt.
Ich kann es mal wieder nicht fassen, dass dieser Mann sich für mich interessiert.

Das denken sich die Verkäuferinnen bestimmt auch.

Er mustert mich und sagt erstmal gar nix.
,,Wie findest du es?", unterbreche ich sein Schweigen nervös.
,,Wie für dich gemacht. Du bist wunderschön."
Ein warmer Schauer läuft mir über den Rücken.

Ich strahle wahrscheinlich grad wie ein Honigkuchenpferd.

,,Möchtest du noch ein anderes anprobieren?", fragt er.
Ich gehe auf ihn zu und flüstere:
,,Wir müssen die Geduld der Verkäuferinnen auch nicht überstrapazieren."
,,Da hast du Recht.", antwortet er und drückt mir einen Kuss auf den Mund.

Ich drehe mich um, um mich wieder umzuziehen.
,,Wir haben uns entschieden. Wir kaufen es.", höre ich ihn sagen.
Ich drehe mich auf dem Absatz um und schaue ihn entgeistert an.
,,Sagen Sie,...", sagt er an die Verkäuferin gewandt.
,,... was benötigt Sie noch zum Kleid?"
,,Schuhe, Jacke, Accessoires."

Ich schüttele ganz leicht den Kopf.
Er kommt zu mir. Seine Augen funkeln.
,,Ich hatte völlig vergessen dich zu fragen: im Oktober bin ich auf einem Kongress. Am ersten Kongresstag ist abends eine Gala. Würdest du mich begleiten?"

,,Das ist Erpressung. Erst das Kleid kaufen und dann fragen. Dann bin ich ja gezwungen.", zische ich.
,,Findest du das denn so schlimm?"
Ich seufze.
,,Nein."

ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt