Feels like I'm drowning

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Uuuuuuuund...

Endlich mal ein Kapitel aus der Sicht von Alex:
(wenn auch kurz)

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Ich höre den Funkspruch. Scheiße.
,,Schickt sofort alles verfügbare hin.", sage ich zur SanDienst Leitung.
Als ich mir im Laptop die Verfügbaren Rettungsmittel anschaue, bekomme ich einen kurzen Herzstillstand.

4/RTW-4. Josi.

Ich stehe so schnell auf, dass mein Stuhl umkippt.
,,Scheiße."
,,Bitte?", fragt Basti mich.
,,Gib mir den Schlüssel vom 1/NEF-2.", sage ich.
,,Was? Was hast du vor?"
,,Gib mir einfach diesen Scheiß Schlüssel!"
,,Wow. Alex, was ist los?"
Kann der sich bitte mal beeilen. Er nestelt an dem Schlüssel, der an seiner Hose hängt.
Das dauert mir zu lang. Der Schlüssel ist noch nicht ab, da reiße ich ihm den schon aus der Hand, sodass die Schlaufe von seinem Hosenbund reißt.
,,Hast du einen Knall?", fragt Basti mich entgeistert.
Ist mir so egal. Ich laufe Richtung NEF.
,,Du kannst jetzt nicht allein fahren! Du musst hier bleiben!", ruft Basti mir nach.
,,Ihr macht das schon!", rufe ich. Und bevor ich die Autotür zugemacht hab und angeschnallt bin, steh ich schon auf dem Gas und habe Horn und Blaulicht an.
Die Terrorsperren stehen noch, verdammt. Dann eben über den Markt.
Soviele Menschen, die alle im Weg sind.
,,Platz machen!!!", schreie ich, Hupe und gestikuliere wild.
Trotzdem komme ich nur schleichend voran.

Es ist die Hölle.
Mit jeder Sekunde blutet Josi weiter.

Aber du weißt ja gar nicht, ob sie schlimm verletzt ist.
Sei nicht naiv Alex, sie hat die 0 gedrückt und eindeutig gesagt, dass sie verletzt seien.

Vor meinem inneren Auge spielen sich die schlimmsten Bilder ab.
Josi, blutüberströmt.
Josi, mit Messer in der Brust.
Josi, weiß im Gesicht, mit blauen Lippen.
Josi, vor Schmerzen schreiend.

,,Man, verpisst euch!!!", schreie ich eine Gruppe Teenis an, die sich entschieden haben, Beerpong mit auf der Straße zu spielen.

Josi, schwer atmend.

Ich drücke aufs Gas und heize durch die Fußgängerzone.

Josi, die gar nicht mehr atmet.

,,Nein!", sage ich laut.
Ich sehe Blaulicht. Da steht ein Mannschaftswagen der Polizei. Und der 4/RTW-4.
Ich springe aus dem NEF und laufe hin.
Immer klarer erkenne ich, dass Tim und Josi vorne sitzen.
Josi ist an die Fensterscheibe gelehnt.
Hat sie die Augen geschlossen?
Hat sie.

Mein Herz bleibt zum zweiten Mal an diesem Tag kurz stehen und ich fühle mich, als ob mir jemand die Luft zum Atmen nimmt.
Dann renne ich.

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Josis Sicht:
Aber wie kann ich eigentlich eine Verletzung am... ach ja... Stichweste nicht an, weil ich ja dachte, ich würd in der UHS bleiben. Ich seufze.
Das war nicht sonderlich durchdacht.

Keine 10 Sekunden später höre ich Martinshorn und sehe Blaulicht. Ein Mannschaftswagen der Polizei hält vor unserem Auto und gefühlt ein dutzend Polizisten einer Einsatzhunderschaft stürmt heraus.
Ich öffne kurz die Türe.
,,Einfach die Straße runter, da sind mehrere junge Männer, rechte Straßenseite Höhe Kneipe. Vermutlich unter Drogen. Bewaffnet.", sage ich knapp.
Zwei Polizisten bleiben für unseren Eigenschutz bei uns, der Rest macht sich auf den Weg.
Ich schließe meine Augen und lehne mich gegen das kühle Fensterglas. Verdammte Scheiße, wieso hört das nicht auf zu bluten?

,,Josi, Josi!" Die Stimme kenne ich doch.
Hab ich schon Halluzinationen?
Meine Tür wird aufgerissen. Darauf bin nicht vorbereitet und falle voll zur Seite.
,,Scheiße, Josi." Er fängt mich auf.
Nein, wohl keine Einbildung sondern live und in Farbe.
,,Was machst du hier?", frage ich.
,,Stell nicht so blöde Fragen.", antwortet Alex.
Ein RTW kommt mit Alarm an.
Alex packt mich und trägt mich mach hinten in den Patientenraum des RTW.
,,Was ist mit Tim?", frage ich.
,,Darum kümmern sich die andern."
,,Gut."
Jetzt, wo er da ist, geht es mir irgendwie schon besser. Er begutachtet meine Verletzung.
,,Suppt gut, aber scheint nicht so tief. Ist eher eine Schnitt- als Stichverletzung.", stellt er fest.
Er drückt mehrere Verbandpäcken darauf und misst dann meinen Blutdruck.
,,100/60. Ist ok."
Nach nicht allzu langer Zeit, die Alex natürlich sinnvoll nutzt, um mich einmal von meinem Kopf bis zu meinem kleinen Zeh zu untersuchen, versiegt der Blutfluss halbwegs, da ich inzwischen die Verbandpäcken weiter drauf gedrückt habe.
,,Alex. Ich hab nur was am Bauch abgekriegt.", versuche ich zu erklären.
,,Trotzdem."
Ich seufze und lasse es über mich ergehen.
,,Vergiss es.", sage ich, als er eine rosane Viggo in der Hand hält.
,,Aber du hast viel Blut verloren."
,,Alex, In Gottes Namen: das ist ein weißes Polo, klar sieht das nach viel Blut aus. Ich fühl mich ganz gut und dem würde ein Zugang sicher entgegenstehen.",protestiere ich.
,,Aber..."
,,Nix aber. Oder soll ich wieder kollabieren?"

Geschlagen klappt er sich einen Sitz runter und setzt sich.
Er vergräbt sein Gesicht in seinen Händen.
So hab ich ihn noch nie gesehen.

Ich setze mich auf und lege ihm meine Hand auf die Schulter.

Er richtet sich wieder auf und drückt mich ziemlich bestimmt wieder zurück. Hat er Tränen in den Augen?

,,Scheiße, Josi, mach mir nie wieder so eine Angst."

ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt