Unser Irrenhaus (Die Rettungswache)

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Auf der Rückfahrt sind Franco und ich ziemlich geschlaucht. Die Mutter muss nicht weiter medizinisch betreut werden, und so können wir einrücken.
Wir werden in der Fahrzeughalle von Phil und Katy empfangen. Sie haben von unserem Einsatz über Funk Wind bekommen.

Katy ist die, mit der ich mich am besten verstehe und Phil ist ebenfalls ein guter Freund, besser als manch anderer. Er sieht zwar auch gut aus... aber naja. Nichts für mich.

,,Komm her, Maus." Katy nimmt mich in den Arm, kaum dass ich aussteige. Phil grinst und breitet seine Arme auch für Franco aus. Der haut ihm freundschaftlich die Faust in die Schulter.
,,Alter, klapp deine Pfoten wieder ein, ich heul schon nicht los. Im Gegensatz zu ihr." Er wirft mir einen Blick zu.
,,Sie heult nicht. Aber du gleich. Ich hab deinen Döner aufgegessen.", sagt Katy und grinst.
,,Du... WAS HAST DU?"

So werden Phil und ich kurz darauf Zeugen einer aufregenden Verfolgungsjagd durch die Fahrzeughalle. Sie endet damit, dass Franco sich im Stromkabel unseres RTWs verheddert und fett mault.
Keiner hilft ihm auf, wir sind alle damit beschäftigt vor Lachen nicht zusammenzubrechen.

Die nächsten 6 Stunden haben wir erstaunlicherweise keinen Einsatz. Ich bin hundemüde.
Franco liegt, alle Viere von sich gestreckt, schnarchend auf dem Sofa, sodass ich leider nicht in der Lage bin ein einziges Wort vom Fernseher zu verstehen.
Ich gucke: RTL-Hilf mir! - jung pleite verzweifelt.
So tief bin ich schon gesunken.

Katy ist mit Phil im Einsatz, die einzigen, die noch im Raum mit mir sind, sind Florian und Benjamin.
Florian rührt lustlos in seiner kalten Tomatensuppe rum, Benjamin sitzt vor einem Blatt Papier. Und versucht sich am Haus vom Nikolaus. Erstens haben wir März und zweitens probiert er krampfhaft dieses in der oberen rechten Ecke anzufangen.
Ich überlege, ob ich ihn darauf hinzuweisen, dass er dabei niemals Erfolg haben wird.
Ich lasse es. Seine Wutausbrüche nach jedem Versuch unterhalten mich mehr als RTL.

Ich würde gerne schlafen, doch leider kann ich das nicht. Auch wenn das Piepen meines FMEs Tote zum Leben erwecken würde, habe ich doch Angst einen Einsatz zu verschlafen.
Darüber hinaus würde ich es niemals innerhalb von zwei Minuten in den RTW schaffen.
Diese zwei Minuten brauche ich nach dem Aufwachen erstmal um herauszufinden wer ich bin.
Vielleicht muss man länger dabei sein, wie Franco um das zu können.
Er macht den Job in diesem Irrenhaus schon seit 8 Jahren, ich seit 2.
Dementsprechend abgebrüht ist er auch, ich habe immer noch Probleme die Devisen einzuhalten:
Mitfühlen nicht Mitleiden beim Patienten
Und
Trenne Privates und Berufliches.

Es geht nicht, ich kann nicht einfach meine Einsätze vom Tag auf der Wache lassen.

Benjamin bricht nach dem 12. Versuch den Bleistift durch und schmeißt die Stücke hinters Sofa. (Das Sofa heißt bei uns: zwei Matratzen auf Holzleisten. Mehr kann sich wohl nicht geleistet werden.)
Scheiß Aktion, die Stücke werden wir da nie wieder rauskriegen.
Im Fernsehen beklaut grade eine Teeniemutter ihren Freund.
Meine Blase drückt. Ich drücke mich vom ,,Sofa" hoch um zum Klo zu schlurfen, Franco schnarcht empört auf.

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Ja, wir haben noch nicht Sonntag, und ja, das Kapitel ist etwas kürzer, aber ich hatte das schon fertig und will nicht bis Sonntag warten.

Teaser:

Nächstes Kapitel: Alexander Hetkamp

😉

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