Drunk on something stronger than the drinks in the bar

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Eigentlich bin ich ein Mensch, der tanzen hasst. Ich fühle mich im Gegensatz zu den anderen Menschen immer so albern dabei. Aber ich lerne gerade: Ist nur eine Frage des Pegels.

Ich weiß zwar nicht wie ich tanze, ob's scheiße oder gut aussieht- was soll ich sagen: es fühlt sich gut an. Und ich kann Alex vergessen. Ha! Erwischt! Allein, dass ich darüber nachgedacht hab, dass ich ihn vergesse... merkste selber Josi.
Und ich merke, wie ich immer wieder zu ihm hingucke. Und hoffe, dass er mich sieht. Sieht, wie ich mich auch ohne ihn amüsieren kann.
Es ist zwar eng, und ich Klebe die ganze Zeit an irgendwem anders, aber irgendwann bemerke ich, dass ich wirklich die ganze Zeit an derselben Person klebe. Also eher gesagt anders rum. Irgendwer tanzt mich ziemlich aggressiv an, Hände liegen auf meinen Hüften. Kurz überlege ich, ob ich ihn weg stoßen soll. Dann sehe ich, wie Linda mit Flo rummacht. Es trifft mich irgendwie... nicht wegen Flo, sondern einfach... weil ich das grad nicht tu.
Was denk ich da? Es ist der Alkohol, Josi.

Und trotzdem lasse ich es weiter zu, dass der Typ mich antanzt. Als seine Hände aber zu meinem Dekolleté wandern, zeige ihm schnell wieder, was erlaubt ist und was nicht. Ich schließe die Augen und versuche mich voll auf die Musik zu konzentrieren. Vor meinem inneren Auge drängt sich das Bild auf, wie Alex mit mir tanzt. Der Typ fängt an, meinen Nacken zu küssen. Unwillkürlich stoße ich ihn weg, stürze zur Bar und greife nach dem Erstbesten Trinkbaren. Wie warm mir ist, bemerke ich erst jetzt. Und übel ist mir. Ich muss raus.

Ich kann mich auf meinen hohen Schuhe kaum noch auf den Füßen halten. Kurzerhand streife ich sie ab und schmeiß sie in eine Ecke. Werd ich gleich schon wieder holen. Die Luft draußen ist angenehm kühl. In meinen Ohren wummert es immer noch. Mir ist immer noch speiübel. Ich suche die Umgebung nach Mülltonnen ab, um wenigstens gezielt irgendwo hin zu kotzen.
In der kleinen Seitenstraße neben dem Club sind welche und ich Lehne mich dagegen.

,,Kann Man helfen?"
Ich drehe mich um. Meine Sicht verschwimmt.
Die Stimme kenne ich nicht. Die Person auch nicht. Irgendein Typ... groß.
,,Bitte?"
,,Wir haben doch grad so schön getanzt... bist echt mega heiß." Er kommt näher.
,,Hm klar." Ich versuche meinen Mageninhalt bei mir zu behalten.
,,Und mich hast du mega heiß gemacht.", sagt er bleibt circa 20 Zentimeter vor mir stehen.
,,Hm."
Er packt meine Hüfte und zieht mich an sich.
Er stinkt mega krass nach Gras. Wieso ist mir das eben nicht aufgefallen?
,,Bleib weg oder ich kotz dich an. Ich meins ernst.", sage ich und versuche selbstbewusst zu klingen.
,,Baby, darauf steh ich nicht. Aber auf andere Dinge." Er grinst so ekelhaft- das bestärkt meinen Kotzreiz nochmal.
,,Lass das." Langsam werde ich panisch. Hinter mir eine Mülltonne, vor mir dieser ekelhafte Typ.
,, Du willst das doch auch, das hat man eben so gemerkt.", flüstert er und knabbert an meinem Ohr. Bah. Bah. Bah.
,,Nein, will ich nicht."
Er drückt mich fester gegen die Mülltonne.
Panik steigt in mir hoch... ich fühle mich auf einmal zurückversetzt, ein paar Jahre. Die Situation ist auf einmal wieder so grausam... präsent. Und ich dachte wirklich, ich hätte geschafft, das zu vergessen.

,,Hast du was auf den Ohren?"
Ich komme wieder in der Realität. Die Stimme kenne ich.
Plötzlich ist der ekelhafte Grasgeruch weg und der Typ auch.
,,Nein heißt nein." Seine Stimme ist eisig und schneidend wie ein Messer.
Ich öffne meine Augen. Noch nie war ich so froh, ihn zu sehen.
Alex hat den Typen am Kragen gepackt.
,,Haben wir uns da verstanden?"
,,Verpiss dich, du störst.", erwidert der.
,,Ob wir uns verstanden haben habe ich gefragt." Alex packt fester zu.
,,Chill mal, ich überlasse dir die ja. War aber eigentlich meine. Mach kein Stress."
,,Jetzt zieh Leine." Alex will den Kerl wegschubsen.
Bevor der aber auch nur einen Schritt gemacht hat , merke ich, wie es mir hochkommt und ich kann's nicht zurückhalten.
Mit einem sehr ekelhaften Geräusch und sehr hohem Bogen Kotze ich dem Typen auf die Hose und die Schuhe.
Der schaut mich entgeistert hat.
,,Worauf wartest du noch? Verpiss dich.", Schnauzt Alex ihn an. Er stolpert völlig verwirrt zurück Richtung Eingang.

Jetzt stehen nur noch Alex und ich hier. Also Alex steht. Ich hänge eher so in der Mülltonne.
,,Nicht schlecht getroffen.", sagt er anerkennend.
,,Das ist schon was peinlich.", nuschle ich als Ich bemerke dass er auch was abbekommen hat.
,,Bist nicht die erste, die mich ankotzt. Sowas darf ich häufiger genießen."
Er zuckt mit den Schultern.
,,Alles gut?"
,,Hm.", Murmle ich.
,,Setz dich mal hin." Er reicht mir ein Glas Wasser, dass er auf dem Boden abgestellt hin, und ein Taschentuch. Erst jetzt realisiere ich, was hier grad passiert ist. Ich würde am liebsten im Boden versinken.
,,Mund ausspülen, Saubermachen, trinken.", befiehlt er und knotet meine Haare etwas unbeholfen in meinem Nacken mit dem Bändchen zusammen, dass ich beim Eintritt in den Club bekommen hab.
,,Ich würde sagen, das reicht für heute.", sagt er.
,,Vielleicht." Ich merke, wie fertig ich bin.
,,Wieso bist du rausgekommen?", frage ich.
,,Wollte rauchen.", sagt er. Er raucht? Hab ich noch nie bemerkt.
,,Alleine?"
,,Klar, wieso nicht. Und dann hat's um die Ecke ziemlich gescheppert und ich dachte ich schau mal."
,,Vielen Dank für die heldenhafte Rettung.", sage ich und lasse es was ironisch klingen.
,,Immer wieder gern." Er klingt so arrogant, auch wenn's gespielt ist, dass ich was kontern muss.
,,Ich hätte mich auch selber retten können."
,,Klar. Danach sah es aus.",sagt er trocken.
,,Das war Taktik."
,,Ach ja?"
,,Ja. Hätte Trick 17 auf Lager gehabt.", sage ich und merke, dass ich ziemlich lalle.
,,So?"
,,Unrasierte Beine."
Erst sagt er nichts, dann fängt er an zu lachen. Sein Lachen ist so klar und hell und... ehrlich, seine Augen strahlen mit... dass mich ein warmer Schauer durchfährt.
,,Glaubst du wirklich, das würde dich..." Er stoppt mitten im Satz.
,,Hm?"
,,So, Miss. Wir sollten dann mal nach Haus."
,,Meine Schuhe...."
,,Hab ich mit raus genommen."
,,Zum Rauchen?", frage ich und schaue ihn etwas fragend an.
,,Hatte da so eine Ahnung...", murmelt er und hat's plötzlich eilig.
,,Nicht so schnell." Ich versuche mich an der Mülltonne hochzuziehen.
Er dreht sich zu mir um.
,,Naja. Sprichst schon so, als ob du einen Schlaganfall hättest. Da wird laufen wohl zu viel verlangt sein." Er grinst breit.
,,Das ist eine bodenlose Unterstellung.", sage ich empört.
,,Jaja. Komm her."
,,Jaja heißt fick dich."
,,Wie dem auch sei."
Er bückt sich zu mir runter und hebt mich dann hoch, als würde ich nichts wiegen.
,,Ich bin aber eklig."
,,Und hast unrasierte Beine, jaja ich weiß."
,,Jaja heißt immer noch fick dich."
Doch schon schnell verstummt mein Protest.
Es fühlt sich nämlich verdammt gut an von ihm getragen zu werden. Ich spüre seine warmen Hände und Arme, seinen trainierten Oberkörper, rieche sein Aftershave und Parfum...
Ich versuche zwischendurch immer wieder zu überlegen, ob ich vielleicht auch einfach nur besoffen an der Mülltonne eingeschlafen bin und das grad träume.
,,Das wird aber nicht zur Gewohnheit.", sagt er. Sieh an, ich träume nicht.
,,Das heißt aber, es darf theoretisch nochmal passieren?", frage ich neckend.
,,Treib es nicht zu weit.", zischt er, klingt dabei aber, als ob er sich das Lachen verkneifen muss.

ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt