We never go out of style

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Alex nickt und sieht aus wie ein begossener Pudel. Auch wenn er sich das nicht anmerken lassen will. Um das Schweigen zu überspielen, drehe ich das Radio laut.
Alex starrt verbissen auf die Straße.
Woran denkt er wohl?

Midnight
You come and pick me up no headlights
Long drive
Could end in burning flames or paradise
Fade into view, oh it's spend a while since I had even heard from you

Das Lied beschreibt mein Leben.
Ich schaue ihn von der Seite an.
Frage mich, ob er Recht hat. Ob wir es nicht vielleicht nochmal versuchen sollten.
Eigentlich ist es doch auch das, was ich will.
Aber ich habe Angst... Angst davor, dass nach einem erneuten Höhenflug wieder ein Absturz kommt. Noch einen könnte ich nicht verkraften.

And when we go crashing down, we come back every time
Cause we never go out of style

Möchte ich das? Kann das überhaupt funktionieren mit uns. Ich denke an Angelina. An all meine Kollegen.
Das Wort ,Hochschlafen' hallt mir in meinen Kopf nach.

He says ,,what you've heard is true but I can't stop thinking about you and I"
I said ,,I've been there too a few times"

Die ganze Fahrt haben wir kein einziges Wort gesprochen. Als wir wieder angekommen, flüchte ich regelrecht aus dem Auto.
Flo entdecke ich beim Essen.
,,Du wusstest es. Die ganze Zeit.", zische ich.
Er dreht sich erstaunt um.
,,Was wusste ich?"
Er tut ahnungslos, scheint aber zu ahnen, worum es geht.
,,Alex.", erinnere ich ihn.
Flo springt fast von der Bank auf und hebt beschwichtigend die Hände.
,,Josi, bitte, lass mich erklären."
,,Du wusstest, dass er heute hier ist."
Er nickt geschlagen.
,,Du hast das ganze letzte Jahr mit ihm geschrieben.", fordere ich ihn aus der Reserve.
Er nickt.
,,Ich fasse es nicht.", sage ich entgeistert.
Er guckt Betreten.
,,Josi. Ich hab's nicht böse gemeint. Ich wollte dich nicht hintergehen. Wirklich nicht. Ich will dich.... will dich einfach wieder glücklich sehen.", sagt er schließlich leise.

So sehr ich es will, ich kann ihm kaum böse sein.

,,Tut mir leid.", sagt er und klingt dabei wirklich ehrlich.
,,Schon gut, du Schlumpf.", grummele ich und schnappe mir eine Flasche Wasser. Appetit habe ich nicht, aber trinken muss ich.
,,Und... was sagt er?", fragt Flo gespannt.
,,Bleibt das unter uns?"
,,Versprochen."
,,Er möchte es noch mal versuchen.", sage ich und muss seufzen.
,,Und du?", fragt er vorsichtig.
,,Klar. Nächste Woche wird geheiratet, spätestens nächstes Jahr kommt das erste Kind."
Mit meinem Sarkasmus versuche ich eigentlich nur mein gefühlstechnisches Durcheinander zu überspielen.
Flo guckt weiter erwartungsvoll.
,,Man, Flo. Das ist echt kompliziert.", sage ich verzweifelt und lehne mich an seine Schulter.
,,Ach Hase. Für dich. Aber für den Rest der Welt ist es längst klar.", antwortet er und muss grinsen.

Bis tief in die Nacht bekommen wir noch einige Einsätze, die mich glücklicherweise ablenken.
Gegen drei Uhr dann machen wir Feierabend. Alex bin ich nicht mehr über den Weg gelaufen, in Funk habe ich ihn auch nicht mehr gehört.
Ich hab dieses Jahr mal wieder wenig mitgedacht und muss wohl wieder auf dem Feldbett schlafen.
Zu meiner Verteidigung: ich war gedanklich mit anderen Sachen beschäftigt.

Trotz meiner immensen Müdigkeit muss ich noch duschen gehen- Pflicht nach jedem Dienst.
Als ich gegen halb vier dann endlich Richtung Bett Stiefele, bin ich wirklich erledigt. Der Gedanke, dass ich erst um 10 Uhr aufstehen muss, erfreut mich aber.
Die Lichter auf der Wache sind längst aus und ich Taste mich an der Wand entlang.
Plötzlich spüre ich etwas warmes weicheres als die Wand.
Ich schreie kurz auf.

,,Pssscht."
,,Du.", schimpfe ich.
,,Ich. Wohin geht die Reise?", fragt Alex.
,,Richtung Feldbett."
,,Was ist mit Licht?"
,,Nicht gefunden. Und du hättest ja auch Licht anmachen können."
,,Ich wollt aber grad schlafen.", sagt er.
,,Und was machst du dann hier?"
,,Ich stehe vor meinem Schlafraum." Ich höre das Grinsen in seiner Stimme.
,,Ach ja. Einsatzleitung. Würdest du dann bitte Platz machen?", grummele ich und versuche böse zu klingen.
Er tritt anstandslos zur Seite und knipst das Licht an.
Ich habe das Gefühl, die Sonne explodiert vor meinen Augen.
,,Ich hatte mich grad dran gewöhnt.", schimpfe ich.
,,Am Ende rennst du noch wogegen. Oder in wen rein.", sagt er und mustert mich.
Ich bemerke, wie nah wir nebeneinander stehen. Er trägt nur Boxershorts und ein lockeres T-Shirt. Ich kann sein Aftershave und Duschgel riechen. Der Geruch kommt mir so schrecklich bekannt vor. Wie, wenn man ein Lied hört, dass man einst mal liebte, das in Vergessenheit geraten ist... und dann hört man es plötzlich wieder und kennt immer noch jedes einzelne Wort.

Wie gern würd ich ihn berühren...

,,Dann ist dieser jemand selbst schuld. Gute Nacht."
Ich vermeide es, ihn weiter anzusehen. Schon jetzt spüre ich, wie meine Wangen rot werden.
Ich setze meinen Weg fort.

Gut gemacht, Josi.

Plötzlich packt er mich am Handgelenk.
,,Wenn du magst... kannst du gern zu mir kommen. Das Bett ist sicherlich bequemer als das Feldbett im Schlafraum. Ist auch besser für den Rücken... du weißt ja, mir ist die Gesundheit meiner Mitarbeiter wichtig."
Seine Augen funkeln.
,,Baggerst du mich grad an?", frage ich leise.
,,Muss ich das denn noch?", fragt er mich ebenso leise zurück.

,,Vielen Dank für das aufopfernde Angebot, aber ich bin mit meinem Feldbett zufrieden."

Lüge des Jahrhunderts.

Er lässt mein Handgelenk los. Ich gehe weiter, spüre seinen brennenden Blick in meinem Nacken.
Und was auch immer dann in meinem Kopf passiert, es kann nur eine Kurzschlussreaktion sein.
Ich bleibe vor der Tür zum Schlafraum stehen. Drehe mich um und frage:

,,Wenn ich doch drauf eingehen würde... kann ich dann in deinen Armen liegen?"

______
Hellloooo,

Hach. Es sieht doch ganz gut aus für die beiden.

Schlaft schön,

Laura 🥰

ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt