(K) ein Date mit Alex

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Die Sonne scheint warm auf mein Gesicht. Wohlig seufzend drehe ich mich um. Meine Bettdecke hat die perfekte Temperatur- das Kissen ist weich...
Aber irgendwie kann ich mich nicht vollends entspannen.
Weil... wieso eigentlich? Während ich darüber nachdenke, strecke ich mich und haue dabei meinen Wecker um.
Verdammt. Innerhalb von einer Sekunde sitze ich aufrecht in meinem Bett. Es ist halb elf. Ich habe meinen Dienstbeginn verschlafen.
Meine Hände werden schwitzig- das ist mir noch nie passiert. Ich will schon nach meinem Handy greifen, um sofort auf der Wache anzurufen- da fällt mir ein Zettel auf, der auf meinem Nachtisch liegt.

Guten Morgen,

Ich habe deinen Wecker ausgestellt, damit du dich von der Nacht erholen kannst. Ich schreib dich für heute krank. Ersatz für dich ist organisiert.
Sei mir nicht böse und mach dir einen ruhigen Tag.

Alex

Dieser..... dieser..... ja was eigentlich? Während ich versuche, wütend auf ihn zu sein, bemerke ich ein anderes Gefühl, das meine Wut vollends verdrängt, sodass ich breit grinsend auf meiner Bettkante sitze. Das ist schon echt verdammt süß.
Seufzend lege ich mich wieder hin und denke über letzte Nacht nach. Der Traum ist mir immer noch so präsent, dass es mir Schauer über den Rücken jagt. Aber seine Anwesenheit, wie er sich gekümmert hat... das hat mir schon echt verdammt gut getan. Ich spiele mit dem Zettel. Seine Handschrift ist ordentlicher als meine... gar nicht Arzt-like.
Jetzt erst bemerke ich die Notiz auf der Rückseite.

P.s.: Heute Abend reden wir.
P.p.s.: Du wirst anwesend sein.

Na, vielen Dank, Herr Hetkamp. Er kann es nicht lassen, immer das letzte Wort zu haben.

Und so befolge ich die ärztliche Anordnung natürlich strikt. Ich gehe duschen, beziehe mein Bett frisch, mache mir Tee, reiße alle Fenster in der Wohnung auf und lege mich dann ins frisch bezogene Bett.
Mein Handy klingelt. Flo.
,,Hey Großer.", sage ich.
,,Du bist krank?", fragt er besorgt.
,,Ja. Bin mega fertig und so." Ist ja nicht gelogen.
,,Soll ich nachm Dienst vorbeikommen?"
,,Nene, passt schon."
,,Doch doch ich komm vorbei. Muss sich ja jemand um dich kümmern, wenn Lena nicht da ist.", sagt er fröhlich.
Ich werde etwas panisch.
,,Nein, bitte nicht.", sage ich wohl eine Spur zu aufgeregt.
,,Was ist denn los, Josi? Willst du mich nicht sehen?"
,,Doch doch. Aber ich fühl mich wirklich richtig mies. Ich will einfach nur meine Ruhe und mein Bett. Hat nichts mit dir zu tun.", versuche ich ihn zu besänftigen.
,,Ok, Kleine, das versteh ich. Möchtest du irgendwie reden?"
,,Nein, Flo, danke. Hab dich lieb."
,,Immer doch. Ich dich auch, mach dir einen ruhigen Tag."
Ich lege auf und atme erleichtert aus.

Den restlichen Tag verbringe ich mit Nix tun. Und Netflix. Wobei ich irgendwann wohl eindöse, denn als ich aufwache, dämmert es bereits.
Ich fühle mich trotz meines langes Mittagsschlafs ziemlich fertig.
Wobei ich schlafen zu jeder Uhrzeit eigentlich gewohnt bin- Schichtdienst halt.
Meine Magen knurrt.

Es ist mal wieder nix da. Das mit dem regelmäßigen Einkaufen krieg ich wohl immer noch nicht gebacken.
Ich krame mir ein paar Notnudeln heraus.
Die sind eigentlich für Sonntage gedacht, an denen ich aus der Schicht komme und vergessen hab einzukaufen.

Ich höre Schlüssel an der Tür. Alex tritt herein und stellt seine Sachen ab.
,,Du bist ja wirklich da.", sagt er erstaunt.
,,Wo sollt ich denn sein?", frag ich.
,,Ich hätte eher gedacht, dass du dich mir mehr... widersetzt.", sagt er etwas schief grinsend.
Ne. War zu müde.

,,Was gibts?", fragt er.
Ich werde leicht rot.
,,Nudeln."
,,Mit?"
,,War keine Soße mehr da.", nuschel ich.
,,Parmesan?"
,,Ne."
,,Pesto?"
,,Ne..."

Er tritt näher.
,,Nur trockene Nudeln? Ist wenigstens Salz im Wasser?"
,,Ja klar."
,,So klar scheint mir das nicht."
Ich bin kurz davor ihn zu boxen, halte mich aber zurück. Das Verhältnis erscheint mir noch nicht angemessen dafür. Also begnüge ich mich damit ihn böse anzugucken.
Er sieht sehr fertig aus. Aber immer noch verdammt gut.
,,Ja, das tun aber viele Männer.", sage ich mir. Und anscheinend nicht nur mir, fällt mir im selben Moment auf.
,,Bitte?"
Ich werde noch röter als eh schon.
,,Ähm. Nix."

Er schaut immer wieder zu mir und dann wieder zu den Nudeln. Dabei schaut er aus, als überlege er grade angestrengt nach.
,,Ich müsste auch noch was Essen. Und mir wäre etwas Abwechslungsreicheres einen Ticken lieber. Nichts gegen deine Nudeln."
,,Pfff...", tue ich beleidigt. Er hat ja Recht.
,,Ich kenn da eine kleine Pizzeria. Die ist wirklich gut. Willst du mitkommen?", fragt er auf einmal.
Damit hab ich nicht gerechnet.
,,Äh... so?", sage ich überrumpelt und schaue an mir runter. Ich sehe exakt danach aus, wie ich meinen Tag verbracht hab.
Er zuckt mit den Schultern.
,,Ich denke ich sehe schlimmer aus. Mich haben heute zwei Leute angekotzt. Ich war duschen.", setzt er schnell hinterher.
Nein. Du siehst immer noch Hammer aus.
Das sage ich zum Glück nicht laut.
,,Ich... zieh mir nur schnell eine andere Hose an."

Gut, vielleicht kämme ich auch noch meine Haare, ziehe mir ein anderes T-Shirt an, putze meine Zähne und trage Concealer auf meine Rötungen im Gesicht auf.

,,Nur eine neue Hose, hm?", fragt er mich, als ich aus meinem Zimmer komme.
Er steht immer noch an derselben Stelle, wie als ich in mein Zimmer gegangen bin und sieht immer noch genauso umwerfend aus. Ist doch unfair. Der muss einfach nur... da sein und ich muss Handstände machen um wie ein Mensch auszusehen.

Die Pizzeria muss eindeutig ein Insider sein. Mitten in einer Gasse, von der ich nicht mal wusste, dass es sie gibt. Ungefähr so groß wie mein Zimmer, kein Tisch.
Alex scheint den Inhaber zu kennen und unterhält sich mit ihm auf Französisch.
Franzose mit Pizzeria. Interessant. Ich verstehe kaum ein Wort, weil sie so schnell reden, aber ich höre gespannt zu. Französisch ist eine schöne Sprache, gerade wenn man sie wirklich beherrscht, und aus Alex' Mund klingen die Worte noch schöner.

,,Was möchtest du?"
,,Hä was?" Ich Wache aus meiner Art Trance auf.
,,Was du essen möchtest?"
,,Pizza Funghi mit extra Knoblauch."
Meine Standardbestellung. Im selben Moment bereue ich das extra Knoblauch aber. Wobei- wir werden ja nicht heut Abend rumknutschen.

Während ich Alex verstohlen beobachte und zuhöre, muss ich darüber nachdenken. Wäre vielleicht gar nicht so übel... Ja genau,Josi. Reicht dann auch- zurück in die Realität.

Wir brauchen ewig um einen Platz zu finden, an dem wir können und essen schon im Gehen, damit die Pizza nicht kalt wird. Ist echt verdammt lecker. Während Alex das ziemlich ordentlich hinkriegt, muss ich mich echt bemühen, dabei nicht auszusehen wie ein Hund am Fressnapf.

Letztendlich landen wir dann auf einer Wiese am Rhein.
Die Pizza ist schon längst aufgegessen, nur ein Stück habe ich noch im Karton, was ich nicht geschafft hab.
Es sind nur noch wenig Leute unterwegs und wir sind fast allein.
Unwohl fühl ich mich trotzdem nicht.

,,Von letzter Nacht erholt?",fragt er.
Ach ja- er wollt ja reden.
,,Hm."
Von der Nacht hab ich mich erholt. Vom Inhalt des Traumes nicht. Der wird ein ewiger Albtraum bleiben.
Ich bekomme automatisch Gänsehaut und wir wird kalt.
Plötzlich spüre ich etwas Warmes um meine Schultern.

ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt