Months of back and forth

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Die Zeit bei meinen Eltern fühlt sich tatsächlich ein klein bisschen wie eine Auszeit an. Doch je näher meine Abreise anrückt, desto mehr Angst bekomme ich, wieder nach Hause zu kommen.
Ich weiß, dass mich wieder alles überfluten wird dort, alles, wovor ich geflohen bin.
Aber ich muss zurück.

Lena hat mich, während ich weg war, ganz verwundert angeschrieben, dass ein
,,fucking krasses super gorgeous Kleid" auf meinen Namen geliefert worden wäre.
Noch ein Teil mehr Zuhause, das mich ab ihn erinnert. Aber was soll ich nun damit machen?

Nachdem ich auch noch Mamas Geburtstag mit abgefeiert habe (für den ich glücklicherweise noch schnell ein Geschenk gefunden habe), ist es wieder an der Zeit für mich, abzureisen.
Als wir am Bahnhof stehen, steckt meine Mama mir, als wir uns umarmen, etwas zu.
,,Was...?"
Ich greife in meine Handtasche und ziehe ein ziemlich abgenutztes Etwas heraus.
,,Ich dachte... vielleicht freust du dich drüber. Ich hab jetzt lang genug drauf aufgepasst.", sagt sie verlegen.
Es ist mein altes Stofftier. Ein kleiner Hund mit Schlappohren von H&M. Der ehemals weiß war. Jetzt eher beige ist.
Und sich meine komplette Kindheit lang meine Sorgen, Ängste, Träume und Geschichten vom Tag anhören musste. Viele Tränen aufgefangen hat. Jede Nacht fast zu Tode gekuschelt wurde.
Ich bin tatsächlich ziemlich gerührt, den hatte ich komplett vergessen.
,,Danke, Mama."
,,Passt bestimmt auch gut auf dich auf. Auch wenn er nur 72 Gramm wiegt."
,,Du hast den gewogen?", frage ich lachend.
Sie errötet.
,,Hab dich lieb." Ich umarme sie noch einmal, dann auch meinen Stiefvater, packe meinen Koffer und ziehe ihn zum Einstieg.
,,Mach's gut, meine Große."
Sie hat tatsächlich ein paar Tränen in den Augen stehen. Mein Stiefvater legt einen Arm um sie und sie lächelt ihn verliebt an.

Was bin ich neidisch.

Ein letztes Mal winke ich, dann steige ich ein.

-Rieeeesen Zeitsprung-

Donnerstag, 12. Januar
Ich weigere mich ja nach wie vor, ,,liebes Tagebuch" zu schreiben. Das klingt so... klischeehaft?
Aber ich bin froh, dass ich Tagebuch schreibe. Das hilft mir sehr, meine Gefühle zu sortieren.

Ich glaube wirklich, dass es langsam bergauf geht. Klar, ich denke noch oft an ihn, aber mein Leben und mein Alltag werden nicht mehr von den Gedanken bestimmt. Zum ersten Mal habe ich wirklich die Hoffnung, dass ich eine Chance auf einen Neuanfang habe- etwas, dass ich in den letzten Monaten kaum zu hoffen gewagt habe. Im
Oktober und November war ich teilweise so verzweifelt... so einen Schmerz hab ich noch nie verspürt. Bis dato habe ich nichtmal gewusst, dass ich so stark empfinden kann.
Ich lag wirklich auf dem Bett und dachte zwischendurch, ich bekomme keine Luft mehr.
All diese Beschreibungen von Liebeskummer, aus Büchern, aus Filmen, die ich nie wirklich nachvollziehen konnte... die habe ich auf einmal alle gespürt.
Und man, ich dachte wirklich, es zerreißt mich.

Heute hatte ich meinen letzten Termin bei Michaela. 12 waren es insgesamt... und was diese Sache angeht, ich fühle mich wirklich richtig gut. Als ich bei ihr raus bin, hat es sich wirklich wie ein Abschluss angefühlt. An dieser Stelle- danke Alex.
Danach hat mich Stephan zum Essen eingeladen. Wir unternehmen in letzter Zeit wirklich viel zusammen, und das tut mir gut. Aber ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass er mehr will, auch wenn er überhaupt nicht fordernd ist.
Aber man merkt es. Er ist wirklich nett, auch hübsch. Er hört mir zu. Aber auch wenn ich das Gefühl habe, dass ich langsam anfange über Alex hinweg zukommen- für etwas Neues bin ich längst nicht bereit. Und nach wie vor vergleiche ich alle männlichen Wesen mit Alex, und keiner kommt an ihn ran. Wenn das so weiter geht, bleibe ich für ewig Single.
Apropos Single... Lena ist es nicht mehr. Im November ist ja ein neuer Untermieter eingezogen- David- und Lena und er sind nun zusammen. Ich musste fast was grinsen, als ich es gehört habe- die Geschichte kenne ich irgendwoher.
Die beiden sind wirklich süß zusammen, er scheint wirklich anständig- aber es erinnert mich umso mehr daran, wie einsam ich mich fühle. Weihnachten war ich wieder bei meiner
Mutter, meine Schwester war auch da, sie hatte ihren Verlobten dabei. Meine Cousinen waren ebenfalls mit männlicher Begleitung da.
Ich freue mich wirklich sehr für alle, aber man fühlt sich als Single unter Paaren immer wie das fünfte Rad am Wagen.
Dazu hat meine Schwester verkündet, dass sie heiraten wird- nächstes Jahr im Oktober. Wirklich eine schöne Nachricht- aber eigentlich dachten wir beide immer... dass ich zuerst heirate, immerhin bin ich die Ältere.
Die ganze Kindheit haben wir uns ausgemalt, wie sie meine Trauzeugin ist und dann meinen Brautstrauß fängt.
Tja. Was soll man dazu sagen.
Und nun, da ich Silvester wieder all den glücklichen Paaren entfliehen konnte- Lena und David.
Ich gönne es ihr, wirklich. Aber es führt einen doch mein eigenes Singleleben vor Augen.
Und ganz klar- ich bin neidisch.

Nicht mal auf der Wache habe ich meine Ruhe. Denn da hüpft neuerdings immer häufiger Angelina rum. Ich mag sie wirklich nicht. Ihre Art, wie sie sich gibt.... das Problem ist nur, dass sie mich ebenso wenig leiden kann. Und leider ist sie nun meine Vorgesetzte- und das lässt sie mich spüren.
Nur noch Nachtschichten, ohne Ende Springerdienste, Wochendschichten. Kein Dienst mehr mit Flo... ich überlege echt, die Wache zu wechseln. Aber wahrscheinlich würde sie einen Grund finden, mich nicht aus meinem Vertrag zu entlassen. Ich traue es ihr zu.
Aber wenn das so weitergeht, werde ich sie eines Tages aus Versehen mit dem RTW überfahren.
Joke.
Obwohl...?
Ne. Spaß.

Es ist schon 23 Uhr, und vor meinem Fenster ist eine dicke Schneeschicht.
Eigentlich ist der Winter doch ganz schön... aber ich vermisse so sehr den Sommer.
Vor allem letzten Sommer.
Den ich immer mehr vergesse...
Langsam verblassen die Bilder, ich weiß nicht mehr so ganz, wie Alex Stimme klingt. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich für dieses Vergessen dankbar sein soll.
Ebenso wenig weiß ich, ob ich glücklich darüber sein soll, dass Alex sich wirklich kein einziges Mal gemeldet hat. Ich zwinge mich wirklich, mich nicht zu fragen, ob er noch lebt. Ob es ihm gut geht.
Mittlerweile wünsche ich mir einfach nur noch, dass er glücklich ist.
Das muss wohl Liebe sein.

Ich merke, wie mir das erste Mal seit langem wieder die Tränen in die Augen steigen.
Klappe mein Tagebuch zu und packe es in die Schreibtischschublade.
Gehe zu meinem Kleiderschrank und ziehe mir einen Schlafanzug an.
An der Seite hängt, halb zwischen dem Schrank und der Wand versteckt, das Kleid.
Ich berühre vorsichtig den Stoff. Eine warme Träne tropft auf den Saum des Kleides.

,,Dein Engel..."


_______
Freunde, mir fehlen noch eure Vermutungen zu dem Satz:

,,Kiss me, before they turn the lights out"

Ich wär wirklich gespannt, was ihr glaubt, was in dem Kapitel passiert.☺️

Nun, ein paar Monate habe ich nun übersprungen.... ich erzähle ein wenig zeitraffend.😁
Josi scheint es langsam besser zu gehen.
Was glaubt ihr, wie es Alex geht?

ASDS- auch Retter müssen mal gerettet werden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt