일흔여섯

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Ich war vollkommen durchnässt, als ich in die Wohnung von Hoseok und mir trat, doch ich fühlte mich zu schwach, um mir die mit Wasser vollgesogene Kleidung direkt vom Körper streifen zu können, weshalb ich mich einfach auf den nächstbesten Sessel fallen ließ und mein Gesicht hinter meinen Händen vergrub.

War das alles gerade wirklich passiert? Oder war das bloß ein grausamer Albtraum gewesen?

Mit zitternden Fingern fuhr ich über meine Wangen. Sie waren nass, so wie der Rest meines Körpers, aber das lag nicht allein an dem Regen, durch den ich mich auf den Weg nach Hause hatte durchschlagen müssen, sondern vor allem an den Tränen, die auch jetzt noch spärlich aus meinen Augen tropften.

Das alles war passiert. Ich wusste es ganz genau und mir darüber im Klaren zu sein, dass mich Namjoon, völlig aus dem Nichts, von sich gestoßen hatte, zerbrach mich, sodass ich wieder von einem heftigen Beben kontrolliert wurde und ungehemmte Schluchzer die Wohnung füllten.

"Hey, Seokjin, was machst du denn schon hier? Seokjin?", ertönte auf einmal die Stimme von Hoseok, der mir immer näher kam. Auf einmal stieß er einen entsetzten Laut von sich. "Oh mein Gott, mein Schatz, was ist los?", rief er nahezu panisch. "Warum weinst du, mein Baby?"

Er eilte zu mir und nahm mich in seine Arme, doch ich antwortete nicht. Ich konnte einfach nicht. Ich war so fassungslos und verwirrt und kaputt, ich hatte keine Ahnung, wie mir geschah, und so drückte ich mich lediglich an ihn und weinte.

Hoseok sagte nichts mehr, er strich mir nur zärtlich durch meine nassen Haare und gab mir alle Zeit der Welt, die ich mir auch nahm. So saß ich hier und weinte all meine Tränen, bis es nichts mehr gab, das aus meinen Augen tropfen könnte. Mein Mitbewohner schien dies zu bemerken, denn er löste sich sanft von mir und betrachtete mich mit einem liebevollen Blick, dem ich bloß peinlich berührt auswich.

Er hatte mich noch nie so weinen gesehen und irgendwie war mir das unangenehm.

"Okay", meinte Hoseok, "geh dich bitte trocknen und umziehen, ja? Ich will nicht, dass du krank wirst, Baby. Und währenddessen mache ich dir einen Tee und dann erzählst du mir alles, klar? Natürlich nur, wenn du dich bereit dafür fühlst."

Was für ein Glück ich doch hatte, Hoseok an meiner Seite zu haben. Er war so verrückt und laut, so anstrengend und aufgedreht, aber in den richtigen Momenten zeigte er, was für ein wundervoller Freund er war.

Ich nickte zaghaft und kam dann mit seiner Hilfe auf die Beine. Sogleich begab ich mich mit zitternden Knien in mein Zimmer, um mir frische, gemütliche Kleidung zu holen, ehe ich mich im Bad warm abduschte und umzog. Als ich fertig war, saß Hoseok bereits im Wohnzimmer auf dem Sofa und überreichte mir den dampfenden Tee, den ich dankend entgegennahm.

Schweigend nippte ich an der heißen Tasse, während meine Augen durch das Fenster die verregnete Außenwelt beobachteten. Dicke Tropfen klatschten gegen die Scheibe, erbarmungslos und hart, doch gleichzeitig waren diese Töne angenehm und beruhigten mich langsam.

Hoseok, der neben mir saß, tat es mir gleich, wahrscheinlich, um mich nicht die ganze Zeit über anzustarren, was mir ziemlich unangenehm gewesen wäre.

"Namjoon hat mit mir Schluss gemacht", erhob ich anschließend leise die Stimme. "Na ja, wenn man das so nennen darf, immerhin waren wir nicht zusammen. Aber er hat beendet, was wir hatten."

Ich kaute mir nervös auf der Unterlippe herum. Währenddessen schaute mich mein Mitbewohner von der Seite aus überrascht an, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich so etwas sagen würde. Ich konnte es ja selbst kaum glauben.

"Das ist nicht einmal das Schlimmste an der Sache", flüsterte ich und senkte den Kopf, um auf den halbleeren Inhalt meiner Tasse starren zu können. "Er ... er meinte, dass er mich nicht lieben würde. Dass er mich nie geliebt hätte und die letzten Wochen nichts als ein dämlicher Versuch gewesen wären, uns an romantische Fantasien zu klammern, die überhaupt nicht existieren."

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt