일흔아홉

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Die nächsten Tagen ließ ich niemanden an mich heran. Wenn ich in der Schule war, zwang ich mich bloß schwerfällig von einer Stunde in die nächste, saß im Klassenraum und starrte, ohne den Lehrern zuzuhören, aus dem Fenster. Auch in den Pausen versteckte ich mich, einfach um allein sein zu können, entweder auf dem Jungenklo oder in den Gängen, die so weit weg waren, dass in den Freistunden nie jemand dorthin ging.

Ich wusste, dass sich Jimin, Taehyung und Jungkook Sorgen um mich machten und immer wieder versuchten sie es auch, mich vor der Schule oder zwischen dem Unterricht abzufangen, um mit mir reden zu können, doch jedes Mal blockte ich ab. Sie meinten es nur gut und ich war ihnen auch unfassbar dankbar dafür, aber zurzeit war mir einfach nicht danach, mit ihnen zu reden und mich mühselig zum Lachen zu bringen und vor allem wollte ich nicht über Namjoon sprechen.

Auch meine anderen Mitschüler machten momentan einen großen Bogen um mich herum. Sie merkten mir meine schlechte Grundstimmung an, was, zugegeben, auch nicht schwierig war, denn sobald mir nur eine Kleinigkeit nicht passte, und mochte es einzig sein, dass sie mir zufälligerweise den Weg versperrten, reagierte ich bissig und zickig. Aber es war mir egal. Es war mir wirklich scheißegal, denn ich wollte nichts als meine Ruhe haben und jede Minute so unangestrengt wie möglich vergehen lassen.

Mir war alles gleichgültig, alles unwichtig. Mit Namjoons Abfuhr war all meine Lebenslust dahingerafft und ich konnte mich nicht überzeugen, wahre Freude empfinden zu wollen.

Wie war es gewesen, bevor ich den Blonden kennen gelernt hatte? War mein Leben schon immer so trist und leer verlaufen? Wie armselig ...

Ich konnte ihre fragenden und teils auch besorgten Blicke auf mir spüren, ihr neugieriges Getuschel hören, doch ich ignorierte es einfach. Sobald ich im Unterricht saß, lag der Kopf auf dem Tisch oder ich schaute gedankenverloren auf das verregnete Seoul. Ja, zurzeit war ich nichts als ein Schatten, der sich möglichst unaufällig zwischen den anderen Gestalten bewegte. Existent, aber doch nicht lebendig.

Der Einzige, den ich meine Distanz nicht fühlen ließ, war Hoseok. Zum Teil wenigstens. Denn selbst wenn ich es tun wollte, es würde nicht funktionieren. Er kümmerte sich um mich, redete mit mir, erzählte mir von seinem Tag, obwohl keine Reaktion von mir zurückkam. Ich saß immer nur da und hörte ihm schweigend zu und ließ mich von ihm bemuttern. Ich wollte eigentlich nur allein sein, doch die paar Minuten, in denen der Rothaarige mir all seine Liebe und Aufmerksamkeit schenkte, taten gut und innerlich war ich auch sehr erleichtert darüber, dass er sich so um mich sorgte. Sonst wäre ich wahrscheinlich schon längst in eine viel depressivere Richtung abgetaucht.

Es war schon schön, wie er jeden Abend unaufgefordert zu mir ins Zimmer, in das ich mich den ganzen Tag über einsperrte und traurige Musik hörte und nichts tat, kam, sich zu mir aufs Bett setzte und über Gott und die Welt redete, während er mir dabei durch die Haare strich. Es erinnerte mich an die Zeiten, in denen Namjoon mir all diese Nähe noch geschenkt hatte, und so sehr es mir auch das Herz zerriss, ich ließ es über mich ergehen, weil ich so das Gefühl besaß, noch ein Stück von dem, was von der Beziehung mit dem Blonden und mir übrig geblieben war, festhalten zu können.

Für manche mochte das alles vielleicht übertrieben klingen, aber es ging mir beschissen. Einfach vollkommen beschissen. Nie hätte ich gedacht, dass sich Liebeskummer so schrecklich anfühlen könnte, hatte die Leute vermutlich sogar immer dafür belächelt, aber es war schmerzhaft, verdammt schmerzhaft.

So sehr ich es auch wollte, ich konnte in diesen Tagen nicht so weitermachen, als wäre alles normal, ich konnte mich nicht dazu bewegen, irgendetwas zu tun, ich wollte einfach nur allein sein und mich in meinen Gedanken ertränken. Eigentlich sollte ich die freie Zeit, die ich hatte, nutzen, um etwas Produktives zu tun, zum Beispiel, für die anstehenden Klausuren und Tests lernen oder zumindest mit Hoseok zu kochen, aber es ging nicht.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt