예순일곱

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Es war bereits mitten in der Nacht, als ich im Gemeinschaftsraum auf einem der Sofas saß und durch die Panoramafenster nach draußen blickte. Vor mir erstreckten sich die Lichter Tokios wie ein Meer aus funkelnden Sternen, so hell, dass man am Nachthimmel nichts als tiefe Schwärze erkennen konnte. Sie wirkten so klein und weit entfernt, genauso wie es vom Tokyo Skytree und dem Riesenrad auf dem Jahrmarkt aus ausgesehen hatte, dass ich wieder diese Leichtigkeit in mir fühlte, während mein Inneres gleichzeitig vor Nervosität zitterte.

Nachdem wir eine Weile in der Eishalle verbracht hatten, hatten wir, wieder zurück im Hotel, damit angefangen, als krönenden Abschluss unserer Klassenfahrt Trinkspiele zu spielen, zu reden und zu lachen. Es hatte wirklich verdammt viel Spaß gemacht und so war auch das ein oder andere Geheimnis gelüftet worden, sodass ich für diese Zeit vollkommen abgelenkt gewesen war. Doch nachdem Mrs. Choi uns um zwei Uhr dazu aufgefordert hatte, in die Zimmer zu gehen, weil wir morgen früh los müssten, war die Party in diese verlegt worden. Denn dass der letzte Abend vor drei Uhr enden würde, kam natürlich überhaupt nicht infrage.

Ich hatte Jimin, Taehyung und Jungkook sowie den anderen, die es sich bei uns im Hotelzimmer bequem gemacht hatten, um weiterzuspielen und weiterzutrinken, gesagt, dass ich gleich nachkommen würde. So saß ich nun bereits seit einigen Minuten ganz allein in völliger Dunkelheit im Gemeinschaftsraum, die einzige Lichtquelle die Lichter von draußen.

In meinen Fingern hielt ich das Omamori, das ich im Souvenirshop gekauft hatte, und fuhr mit sanften Zügen über seine bestickte Oberfläche. Ich fühlte mich müde und erschöpft, der Tag war immerhin lang gewesen, doch gleichzeitig war ich vollkommen belebt, vollkommen wach, was ganz allein an meinem rasenden Herzen lag. Selbst wenn ich es wollen würde, ich könnte jetzt einfach noch nicht schlafen. Dafür war ich viel zu aufgewühlt.

Nach einigen weiteren Minuten wurde die Tür geöffnet und nachdem sie leise ins Schloss gefallen war, hörte ich, wie Schritte auf mich zukamen. Sogleich nahm eine Person neben mir Platz, die ich ganz allein an ihrem lieblichen Duft erkannte, sodass ich nicht einmal hochzuschauen brauchte.

Namjoon war mir so nah. Zwar hatte er eine Lücke zwischen uns gelassen, sodass wir uns nicht berührten, allerdings konnte ich seine Wärme und seinen Geruch überall um mich herum wahrnehmen, dass ich mich sofort um einiges behaglicher fühlte. Wie es mich doch den ganzen Tag über gestört hatte, so viel Abstand zu dem Älteren zu halten.

Wir schwiegen uns fürs Erste an. Es war kein unangenehmes Schweigen, auch wenn man das meinen könnte, aber es handelte sich tatsächlich um das genaue Gegenteil. Es tat einfach nur gut, Namjoon in meiner Nähe zu wissen und sonst niemanden.

"Seokjin", raunte er dann vorsichtig, als würde er die Stille wie dünnes Eis zerschlagen, wenn er zu laut werden würde. Langsam hob ich den Kopf und blickte zu ihm. Seine dunklen Augen musterten mich sanft.

"Es tut mir Leid", fuhr er anschließend fort. Er presste seine Lippen fest aufeinander und schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Ich wollte dich nicht verletzen. Das war nie meine Absicht, wirklich nicht. Aber ich wollte dich auch nicht anlügen."

"Das verstehe ich."

Er stieß ein leises Seufzen aus.

"Es ist nur so", sprach er, "dass mich dieser Pub an meinen Urlaub mit Jackson hier in Tokio erinnert hat, und deshalb konnte ich mich nicht gegen die Gedanken wehren, die in mir aufkamen."

Mein Herz bröckelte bei diesen Worten ein bisschen, doch ich nickte bloß.

"Allerdings", sagte Namjoon dann plötzlich, weshalb ich verwirrt die Augenbrauen zusammenzog, "war da keine Nostlagie in Bezug auf Jackson. Da war lediglich Nostalgie, weil ich festgestellt habe, dass ich all die Dinge, die ich mit ihm erlebt habe, lieber mit dir erlebt hätte."

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt