일흔

958 80 36
                                    

"Seokjin, mein Schatz, ich bin hier!", rief mir Hoseok laut zu. Nachdem das Flugzeug in Seoul gelandet und ich dadurch aus meinem seelenruhigen Schlaf geweckt worden war, hatten wir uns alle zusammen zur Kofferausgabe begeben und dort noch einmal gewartet, bis jeder sein Gepäckstück bekommen hatte, bevor wir zum Ausgang gegangen waren, hinter dem schon die zahlreichen Eltern meiner Mitschülerinnen und Mitschüler warteten.

Natürlich musste aber ausgerechnet mein Mitbewohner der Peinlichste von allen sein, denn sobald er mich entdeckt hatte, winkte er mit beiden Armen und rief mich zu sich. Ich war kurz davor, den Flughafen einfach zu verlassen, aber ich brachte es dann doch nicht übers Herz, denn es bedeutete mir wirklich viel, wie sehr sich Hoseok über meine Ankunft zu freuen schien.

Ich verabschiedete mich eilig von Taehyung, Jungkook, Jennie, Chanyeol und den anderen, ehe sich unsere Gruppe in alle Richtungen aufspaltete und ich mich zu dem Rotschopf begab. Sogleich nahm er mich in seine Arme und drückte sich fest an mich, weshalb ich einen erschrockenen Laut von mir stieß, bevor ich ihm auf den Rücken klopfte, um ihm zu symbolisieren, dass ich gerade ziemlich schlecht an Luft kam.

"Entschuldige, Schätzchen", lachte er, nachdem er mich endlich losgelassen hatte und ich erst einmal einen tiefen Atemzug nahm. "Aber ich freue mich einfach so sehr, dich wiederzusehen! Weißt du eigentlich, wie öde die letzten Tage ohne dich waren? Es gab niemanden, der mich von der Uni ablenken konnte! Gut, dass du jetzt hier bist!"

Ich schüttelte grinsend den Kopf. Hoseok war wirklich eine Nummer für sich, aber so anstrengend und laut er auch manchmal sein durfte, ich liebte ihn.

"Du sollst mich nicht Schatz oder Schätzchen nennen, wann wirst du das verstehen?", murmelte ich anschließend, wofür ich mir einen bösen Blick von ihm einfing. Empört stemmte er seine Hände in die Hüften.

"Ernsthaft? Das ist das Erste, was du sagst, nachdem ich dich so lange vermissen durfte? Du bist echt frech! Na ja, aber da ich es nicht anders von dir kenne, verzeihe ich dir mal, mein Lieber. Erzähl mir von Tokio! Wie war euer Hotel, das Wetter, die Stadt, euer Programm? Hattest du Spaß? Hach, ich bin so neidisch! Die Bilder, die du mir geschickt hast, sahen unglaublich aus! Wir müssen unbedingt mal zusammen nach Tokio, dann kannst du mir auch alles zeigen! Ah, ich bin so aufgeregt!"

Ich hatte gewusst, dass es so weit kommen würde, aber ich fühlte mich körperlich und geistig nicht dazu in der Lage, Hoseok jetzt von der Abschlussfahrt zu erzählen. Trotz meines kurzen Nickerchens war ich ausgelaugt und vollkommen übermüdet, weshalb wir das Ganze auf den morgigen Tag verschieben müssten. Auch wenn ihn das ganz und gar nicht freuen würde.

"Sorry, Hoseok", sagte ich, "ich will gerade aber eigentlich einfach nur ins Bett und bis morgen Früh durchschlafen."

"Was?! Das kannst du mir doch nicht antun! Seokjin!", jammerte er, wie ein kleines Kind, doch als Antwort gähnte ich bloß. Er stieß ein enttäuschtes Murren aus.

"Tut mir Leid, aber morgen werde ich mir ganz viel Zeit für dich nehmen, versprochen. Außerdem habe ich dir etwas aus Tokio mitgebracht!"

Anders als den Riesenteddy, der in den nächsten Tagen irgendwann bei uns Zuhause ankommen dürfte, befand sich das Geschenk in meinem Koffer.

Sofort erhellte sich Hoseoks Miene wieder. Es war einfach, ihn glücklich zu machen, und ich kannte ihn mittlerweile lange und gut genug, um zu wissen, was ich dafür tun musste.

"Das hättest du doch nicht tun müssen", äußerte er leise, grinste dabei allerdings so breit, dass mir direkt klar war, dass er es wohl kaum akzeptiert hätte, wenn ich mit leeren Händen nach Hause gekommen wäre.

"Natürlich nicht", schmunzelte ich, bevor ich mich umschaute. Viele meiner Mitschüler waren bereits mit ihren Eltern verschwunden, der Rest verabschiedete sich höflich von Namjoon und Mrs. Choi und bedankte sich bei ihnen. Mein Blick fiel auf Taehyung und Jungkook, die von den Eltern des Letzteren abgeholt wurden und sich gerade auf den Weg nach draußen machten, jedoch nicht, ohne mir nicht noch einmal zu winken. Dann entdeckte ich Jimin, der wohl schon seit einer Weile in Yoongis Armen lag und zärtliche Küsse mit ihm austauschte.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt