일곱

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Am nächsten Tag klingelte ich um Punkt fünf Uhr bei Kim Namjoon. Er wohnte in einem Mehrfamilienhaus in der Nähe der Innenstadt, ein Park grenzte auf der einen, die Straße Richtung Einkaufsmeile auf der anderen Seite an.

Ich drückte die Eingangstür auf und schritt anschließend langsam das Treppenhaus nach oben, auf der Suche nach einer geöffneten Wohnungstür, die mich in das Eigenheim meines Mathelehrers bringen würde.

Ich war nervös. Mein Herz klopfte wild gegen meine Brust und mein Hals wurde ganz trocken vor Aufregung. Keine Ahnung, weshalb mich das alles so mitnahm, normalerweise war ich keine Person, die sich schnell von irgendwelchen Dingen oder Menschen einschüchtern ließ.

Doch bei Kim Namjoon war es von Anfang an anders gewesen. Und jetzt würden wir uns für die nächste Stunde auch noch ganz allein bei ihm befinden.

Wie soll ich das bloß überleben?

Eine Tür im zweiten Stockwerk stand offen und ich hörte von drinnen ein tiefes "Herein!" rufen, das ganz klar meinem Lehrer zuzuordnen war. Vorsichtig trat ich in die Wohnung hinein und schloss die Tür hinter mir wieder zu, während ich ein wenig verloren im offenen Flur stehen blieb und auf Kim Namjoon wartete.

Schon einen Augenblick später tauchte er auf und ich konnte nicht anders, als zu schlucken.

Er sah anders aus als sonst. Sowohl im Club als auch in der Schule hatte er bisher eher etwas schickere Kleidung getragen, schlichte T-Shirts oder Hemden und dazu eng anliegende Jeans. Auch seine Haare waren stets zur Seite frisiert worden und ich war mir sicher, dass er letzten Freitag etwas Make-Up aufgehabt hatte.

Jetzt hatte er sich in bequeme Sachen geworfen, eine hellgraue Jogginghose sowie einen dünnen Hoodie in der gleichen Farbe. Seine blondierten Haare sahen fluffig aus und lagen ihm in einem Mittelscheitel auf dem Kopf. Er musste vor Kurzem geduscht haben.

Natürlich hatte es schon den ein oder anderen Kerl gegeben, den ich attraktiv oder gar heiß gefunden hatte, aber Kim Namjoon toppte jede männliche Person, der ich in meinem Leben bisher begegnet war, und das erschreckte mich.

"Hey, Seokjin", begrüßte er mich gelassen und lächelte sein süßes Lächeln, sodass seine Grübchen zum Vorschein kamen. "Freut mich, dass du so pünktlich bist. Du kannst deine Schuhe gerne hier abstellen und mir deine Jacke geben, ich hänge sie dann auf."

Es war merkwürdig, wie locker der Blonde mit mir umging. Generell in einem Gespräch mit ihm zu sein, war merkwürdig, denn bis jetzt hatten wir erst einmal so richtig miteinander gesprochen, im Unterricht mied ich schließlich jeden Kontakt.

In den Stunden in der Schule wirkte Kim Namjoon immer sehr ernsthaft, aber nie streng, gleichzeitig hatte er eine sehr entspannte Art, mit uns Schülern zu sprechen. Die war jedoch nichts im Gegensatz zu der hier.

Na ja, dass ich ihn jemals in Jogginghose und Hoodie zu Gesicht bekommen würde, hätte ich auch niemals gedacht ...

Und dennoch stand er so vor mir und sah dabei auch noch umwerfend gut aus.

"Vielen Dank, Mr. Kim", murmelte ich mit einem zaghaften Lächeln. Dass ich ihn aktiv dazu bringen könnte, mich nicht zu mögen, hatte ich schon längst vergessen. Ich wäre froh, wenn ich es in unserer Zweisamkeit überhaupt schaffen würde, ein ganzes Wort über die Lippen zu bringen.

Verdammt, wieso macht er mich allein mit seiner Präsenz so nervös?!

Ich zog meine Schuhe aus und überreichte Kim Namjoon meine Jacke, die er sogleich an die Garderobe hängte.

"Du kannst mich übrigens bei meinem Vornamen nennen und duzen, wenn wir unter uns sind, Seokjin", sprach er währenddessen. Mit großen Augen starrte ich seinen mir zugewandten Rücken an.

Ich dürfte ihn beim Vornamen nennen? Irgendwie freute mich das, weil das das Ganze sehr viel persönlicher und inniger gestalten würde. Andererseits ...

... will ich das überhaupt?

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht wollen würde, auch wenn ich wusste, dass das nicht richtig war.

"Vielen Dank, Namjoon", äußerte ich, nachdem er sich umgedreht hatte. Der Blonde zog seine Augenbrauen zusammen und schmunzelte anschließend.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du so brav sein kannst."

Überrascht öffnete ich den Mund.

"Ich kann auch anders", entgegnete ich dann frech. Namjoon nickte langsam und fuhr sich dabei nachdenklich über seine Lippen.

"Ja, das glaube ich dir gern."

Sein Blick ruhte noch für einen Moment auf mir und ja, es machte mich wirklich verlegen, wie intensiv er mich betrachtete. Er schien sich jedoch schnell zu fangen und blinzelte, bevor er mir mit einem Kopfnicken bedeutete, zu folgen.

"Wir werden im Wohnzimmer arbeiten, in meinem Büro kann ich nie Ordnung halten", grinste er und kratzte sich den Nacken. Ich schaute nach rechts, wo ein kurzer Gang vermutlich zu seinem Schlafzimmer, Büro und dem Bad führte, während links von uns eine hell gestrichene Küche lag, auf deren Tresen unzählige leere Pizzakartons und Instant-Nudelbecher standen. Vor uns befand sich das für die Wohnung relativ große Wohnzimmer, mit Panoramafenstern, einem großen Sofa sowie einem Fernseher rechts, links stand ein dazu passender Esstisch mit Stühlen des gleichen Modells. Außerdem entdeckte ich einen kleinen Balkon, der direkt an das Zimmer angrenzte.

"Wohnst du alleine?", fragte ich Namjoon rein aus Interesse. Er nickte.

"Ja, aber mein bester Freund, mit dem ich zusammen in der Uni studiert habe, wohnt nur eine Wohnung weiter", erzählte er gut gelaunt. Daraufhin räusperte er sich.

"Willst du etwas trinken, Seokjin?"

"Nein, danke."

"Dann setz dich ruhig schon einmal hin, ich gehe nur kurz alle nötigen Sachen holen."

Ich tat, wie der Blonde es mir gesagt hatte, und nahm im Wohnzimmer Platz, während er im Flur verschwand.

Ein leises Seufzen verließ meinen Mund, sobald ich mich auf den Stuhl gesetzt hatte, und ich fasste mir mit meiner Hand an die Brust. Mein Herz wollte einfach nicht damit aufhören, zu rasen.

Diese ganze Situation machte mich so verrückt. Mein Lehrer und ich taten so, als ob nichts wäre, dabei hatten wir beide miteinander rumgemacht und wussten auch noch beide davon.

Wie soll ich die nächsten Monate nur überstehen?!

Ich fragte mich einfach, ob seine Gedanken ebenfalls immer wieder auf diesen Abend zurückfielen, oder, ob ich der Einzige war, dem es unmöglich war, diesen zu vergessen.

Und dann auch noch Nachhilfe. In Mathe. Urgh ...

Wie gerufen, tauchte Namjoon in diesem Augenblick auf. Er setzte sich neben mir auf einen Stuhl und legte dabei, meiner Meinung nach, viel zu viele Bücher und Hefte auf den Tisch. Fassungslos starrte ich den monströsen Stapel an.

"Dann fangen wir mal an", meinte er motiviert, während ich einfach nur weinen wollte.

Na, das kann ja mal was werden ...

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt