스물넷

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석진

"Und, Jiminie, wie war dein Date mit Yoongi?", fragte Jungkook den Silberhaarigen am Montag in der Mittagspause, wo wir uns zu viert drinnen in einem der vielen Klassenräume des Schulgebäudes befanden, weil es draußen regnete. Da wir hier gleich Mathe hätten, hatten wir entschieden, uns direkt hierhin zu begeben.

Wir hatten noch keine Zeit gehabt, über Jimins Date zu reden, und auch meine Knutschflecken, die ich mehr als offensichtlich am Hals trug, waren bisher kein Thema gewesen. Aber dass mich meine Freunde darauf ansprechen würden, war nur eine Frage der Zeit, denn ihre Blicke hatten Bände gesprochen, als sie mich am heutigen Tag das erste Mal gesehen hatten.

Ich hatte heute Morgen verschlafen, weshalb ich mir diese nicht einmal ein wenig hatte abdecken können, und meinen Rollkragenpullover hatte ich in der Eile auch nicht gefunden, sodass ich gezwungenermaßen einen meiner Hoodies hatte anziehen müssen, und die versteckten auch nicht viel. Ein Schal wäre zu auffällig gewesen, denn es war weder wirklich kalt draußen, noch klang ich erkältet, also hatte ich letztendlich entschieden, einfach so in die Schule zu gehen.

Es war mir ein wenig unangenehm, diese offensichtlichen Knutschflecken zu haben. Man sah jeden Tag irgendwelche Leute mit roten Malen auf der Haut, vor allem in den oberen Jahrgängen, aber ich hatte noch nie welche gehabt, und so viele, so dunkle, so sichtbare waren insgesamt eine Seltenheit. So war es kein Wunder gewesen, dass mich auch viele meiner Mitschüler mit überraschten und neugierigen Mienen angestarrt hatten.

"Das Date", sprach Jimin jetzt mit einem breiten Grinsen, "war der Wahnsinn! Oh mein Gott, ihr wisst gar nicht, wie heiß Yoongi eigentlich ist! Und so verdammt süß und liebenswert! Auf jeden Fall haben wir das Date von dem Abend auf die ganze Nacht ausgeweitet und ... und wir hatten sehr viel Spaß."

Mein bester Freund zwinkerte uns zu, sodass uns allen, sogar Jungkook und Taehyung, klar war, worauf er anspielte.

Ich war schon neidisch. Nicht, dass Jimin endlich jemanden gefunden zu haben schien, bei dem es ernsthaft etwas werden könnte. Nein, ich gönnte ihm das mehr als sonst wem. Aber ich war neidisch, weil Yoongi genau wie Namjoon Lehrer war, und die Beziehung zwischen den beiden trotzdem um einiges einfacher war als zwischen uns. Denn Yoongi war kein Lehrer an unserer Schule, und das machte einen immensen Unterschied.

Dass die Zwei miteinander geschlafen haben, ist egal, weil Jimin nicht mehr minderjährig ist, aber wenn Namjoon und ich miteinander schlafen würden, wäre das schon eine ganz andere Sache ...

"Ich freue mich für dich, Jimin", meinte Taehyung nun mit einem Lächeln, während er Jungkook über den Rücken streichelte. "Ja, ich auch", fügte dieser grinsend hinzu. "Verkack es bloß nicht!"

"Ich doch nicht!"

Einen Moment blickten sich die Drei an, dann wandten sich mit einem Mal alle Gesichter zu mir.

"Was ist mit dir, Casanova?", schmunzelte Jimin mit wackelnden Augenbrauen. "Wo hast du dich das Wochenende herumgetrieben, dass du so krass markiert worden bist, hm?"

Natürlich hatte ich mir bereits Zuhause eine für meine Verhältnisse plausible Lüge parat gelegt. Beziehungsweise plausibel für den Seokjin bis zum Ende der Sommerferien. Denn seit ich Namjoon kannte, hatte ich mich verändert. Ich ließ niemanden mehr an mich ran, außer ihn, weil es auch niemanden mehr gab, der mich interessierte, außer ihm.

"Ich habe beim Einkaufen ein Mädchen getroffen", erzählte ich. "Wir haben uns gut verstanden und da Hoseok nicht Zuhause war, habe ich ihr angeboten, zu mir zu kommen. Da kam das Eine dann zum Anderen."

"Wow, sie muss es dir echt angetan haben, wenn sie dich mit Knutschflecken übersäen durfte", lachte Jungkook. Ich zwang mich zu einem Lächeln, wobei Jimin mich von der Seite aus still anguckte.

"Es war eine einmalige Sache, mehr nicht", winkte ich ab.

"War es das?", hakte mein bester Freund nach. "Jungkook hat schließlich recht, du hast dir bisher noch von niemandem Knutschflecken machen lassen."

Mit fragender Miene erwiderte ich den Blick meines Freundes. Wieso beharrte er so sehr darauf?

"Ja, das war es", bestätigte ich mit ernster Tonlage. "Ich hatte an dem Tag ... einfach Lust dazu."

Es hatte nicht am Tag gelegen, sondern ganz klar an Namjoon. Ich würde mir auch immer wieder Knutschflecken von ihm machen lassen, denn es hatte sich verdammt gut angefühlt, und zu wissen, dass er mich markiert hatte, erfüllte mein Herz mit Freude.

"Na ja, wie auch immer", seufzte Jimin jetzt. "Die Knutschflecken sehen süß aus. Du wirkst zum ersten Mal unschuldig und knuffig."

"Ja, das stimmt", sagte Taehyung. "Unschuldig und knuffig?", fragte ich dahingegen verwirrt.

Jimin grinste.

"Ganz genau, unschuldig und knuffig. Ich hätte nie gedacht, dass du dich mal dominieren lassen würdest, aber anscheinend bist du eine sehr viel zartere Seele, als du es uns zeigst."

Ich war eine zarte Seele. Schon immer. Es hatte nur noch nie jemanden gegeben, bei dem ich diese Seite an mir wirklich hatte öffnen können. Besonders nicht bei irgendwelchen Mädchen. Aber bei Namjoon hatte ich keine andere Wahl, als meine zarte Seele zu zeigen, denn er war so dominant und führend, und gleichzeitig doch so einfühlsam und sanft ...

Bevor ich meinem besten Freund irgendetwas erwidern konnte, trat ausgerechnet der Blonde in den Raum hinein. Überrascht blieb er hinter dem Pult stehen, als er uns bemerkte.

"Oh, ich habe euch nicht gesehen", sagte er.

"Kein Problem, Mr. Kim, der Unterricht beginnt ja gleich schon", lächelte Jimin wie ein Engel.

"Musst dich wohl einschleimen, jetzt, wo du seinen besten Freund datest", raunte Taehyung grinsend.

Meine Augen fanden Namjoons und wir schauten uns stumm an. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen, als sein Blick auf meine Knutschflecken fiel, und fast schienen wir uns zu verlieren, da erinnerte ich mich daran, dass meine Freunde keine zwei Meter von mir entfernt saßen und das hier definitiv nicht der richtige Zeitpunkt wäre, um einen stummen Flirt mit unserem Mathelehrer zu haben.

Ich spürte Jimins Augen auf mir und sah so gelassen wie möglich zu ihm. Er betrachtete mich nachdenklich.

"Denkt ihr, Yoongi redet mit ihm darüber?", ging er daraufhin auf Taehyungs Aussage ein. "Irgendwie ist diese Vorstellung merkwürdig."

"Das ist sie", stimmte Taehyung zu. "Jin kann ihn ja bei der Nachhilfe fragen", lachte Jungkook. Ich seufzte leise.

"Ganz bestimmt nicht. Wenn Jimin mit seinem besten Freund vögelt, ist das nicht mein Problem", murrte ich.

"Ein wenig Unterstützung wäre wünschenswert", hauchte dieser. Ich lachte und schüttelte dabei den Kopf.

"Das steht nicht zur Debatte!"

Jimin wirkte so, als würde er mir darauf etwas Freches erwidern wollen, doch er entschied sich dagegen und schwieg stattdessen, wobei er es nicht sein lassen konnte, mir noch einen heftigen Schlag gegen den Oberarm zu geben.

Ich muss es ihnen sagen ...

Ich wusste, dass ich es tun musste. Es belastete mich, meine Freunde anlügen zu müssen, weil dieses Geheimnis selbst so unbeschwerte Momente wie diesen zerstörte.

Dann könnte ich wenigstens mit ihnen locker und offen über Namjoon und mich reden, wenn wir uns der Welt schon nicht offenbaren dürften. Und außerdem waren Freunde ja genau dafür da.

Ich werde es tun. Versprochen.

Das Schicksal hatte allerdings bereits ganz andere Pläne für diesen Teil.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt