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Rückblende zum Tag, an dem Seokjin und Namjoon im Sushi-Restaurant aufeinandertrafen (Kapitel 97/아흔일곫)

남준

Ich war ein Idiot. Ein verdammter Vollidiot. Immer und immer wieder ließ ich mir diese Worte durch den Kopf gehen, während ich an diesem Freitagnachmittag durch die vollen Straßen Seouls eilte, ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen.

Ohne Ende hatte ich nach einer Lösung gesucht. Überlegt, was ich tun könnte, um Jacksons Klauen endlich entfliehen und mein Leben mit meinem wunderschönen Jungen Seokjin genießen zu können.

Alles hatte sinnlos geklungen, jeder Ansatz hatte mich letztendlich nicht zum Ziel geführt, dabei war die einzig mögliche Lösung die ganze Zeit über vor meinen Augen gewesen.

Es war so offensichtlich gewesen, was ich hatte tun müssen. Aber vielleicht war es mir ja, gerade weil es so offensichtlich war, nicht eingefallen. Doch jetzt, nachdem ich Seokjin wiedergesehen und er diese wenigen, so unscheinbaren Worte von sich gegeben hatte, wusste ich, was zu tun wäre.

Dass ich sein Lehrer war und er mein Schüler, hatte uns irgendwann nicht mehr gestört. Es war eben Teil von unserer Beziehung gewesen, etwas, was sie einzigartig und so besonders gemacht hatte. Und da es nur noch ein halbes Jahr gedauert hätte, bis wir ein ganz normales Paar hätten sein können, hatten wir uns nicht mehr darüber beschwert oder sonst jegliche Gedanken gemacht, sondern es lediglich hingenommen.

Es wäre nie nötig gewesen, meinen Job zu kündigen, denn Seokjin und ich hatten bereits einige Wochen zusammen hinter uns gebracht, da hätten wir auch noch die kommenden Monate überstehen können.

Aber dann war plötzlich Jackson in mein Leben getreten und hatte alles vollkommen durcheinander gebracht. In meinem Kopf war alles gleich geblieben, die Liebe zu Seokjin trotz unserer Strapazen aufrecht, doch genau das war der Fehler gewesen. Denn wenn ich genauer nachgedacht hätte, hätte ich bemerkt, dass ich die "Beziehung" mit meinem Ex von Anfang an hätte beenden und meine Gegenwart weiterhin mit Seokjin hätte verbringen können.

Dafür bedarf es nur eines Schritts: Ich musste die Schule verlassen und meinen Job an dieser beenden.

Wieso war es mir nie in den Sinn gekommen? Weil so viel auf einmal passiert war, dass ich meine Gedanken tagelang nicht unter Kontrolle gehabt hatte? Weil ich diese Schule und meine Kollegen und die Schüler so sehr liebte, dass ich mir nicht hatte vorstellen können, zu gehen? Weil Seokjin dort war und ich so immerhin noch die Möglichkeit gehabt hatte, ihn sehen zu können?

Ich wusste nicht, woran es genau lag, dass mir diese Idee nicht schon früher gekommen war, aber ... besser spät als nie, oder? Und deswegen wollte ich jetzt auch keine Zeit mehr verlieren.

Seokjin und ich hatten die letzten Wochen lange genug unter Jacksons Einfluss gelitten. Doch wenn ich nicht mehr der Lehrer des Schwarzhaarigen sein würde, wäre seine Erpressungsmasche nichtig und es gäbe nichts mehr, was mich an ihm halten würde.

Denn solange Seokjin in Sicherheit wäre, würde ich keine Skrupel kennen. Und das bedeutete, dass ich mich dieses Mal wehren würde. Ich würde Jackson nicht mehr mit mir spielen lassen.

Nie wieder.

Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, als ich endlich vor dem Haus stand, das ich aufgesucht hatte und gegen dessen Tür ich nun voller Aufregung klopfte. Ich war mir nicht sicher, wie ich mich gerade fühlte, irgendwie nervös und ängstlich, aber auch euphorisch und vor allem total ungeduldig.

Als die Tür dann endlich geöffnet wurde, stolperte ich fast schon ins Haus hinein.

"Guten Tag, Mr. Kim", begrüßte mich der Direktor unserer Schule, Mr. Bang, freundlich. "Sie sind früher hier, als ich gedacht hätte. Kommen Sie doch herein."

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt