스물셋

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지민

"Schnell, lass mich herein!", rief ich gehetzt und zwang mich an Yoongi vorbei in seine Wohnung. Sogleich drückte ich die Tür hinter mir zu und ließ sie ins Schloss fallen, ehe ich mich an das glatte Holz lehnte und langsam nach Luft schnappte.

Ich fuhr mir mit einer geübten Bewegung durch die Haare, wie ich es so oft tat, dann schaute ich auf und entdeckte Yoongis verwirrt dreinblickende Miene. Meine Wangen wurden etwas warm und verlegen lächelte ich ihn an.

Ganz toller erster Auftritt, Park ...

"Entschuldige, das war unhöflich", meinte ich. "Aber ich habe Seokjin und Mr. Kim vor dessen Wohnungstür gesehen, und ich wollte nicht, dass sie mich bemerken."

Yoongi schmunzelte.

"Okay, es sei dir verziehen, weil ich das nachvollziehen kann. Also, hallo, Jimin, ich bin froh, dass du gekommen bist."

Ich lächelte. Ich war auch sehr froh darüber, hier sein zu können. Es war immer noch merkwürdig für mich, dass so ein Traumtyp wie Yoongi etwas von mir wollte, dass er sogar extra in meine Schule gekommen war, um mich nach meiner Nummer zu fragen! Aber es war passiert. Es war mir passiert!

Die letzten Tage hatten wir wirklich ununterbrochen miteinander geschrieben und auch telefoniert, und manche würden nun sagen, dass es wohl zu früh wäre, sich nach nicht einmal einer Woche zu treffen, aber für mich kam das Ganze überhaupt nicht zu früh.

Yoongi war einzigartig. Er war so locker und offen und gelassen, genauso wie ich, gleichzeitig hatte er tiefsinnige und kluge Gedankengänge, die mich faszinierten. Außerdem sah er verdammt gut aus, und er war Lehrer, was ich ziemlich heiß fand.

Ja, er könnte tatsächlich die erste Person sein, bei der ich mir wahrhaftig etwas Festes vorstellen könnte. Na ja, und um eben herauszufinden, ob er der Richtige wäre und wir wirklich so zusammenpassten, wie es den Anschein machte, mussten wir uns neben des digitalen Austausches auch noch persönlich treffen. Dass er mir dann angeboten hatte, den Samstagabend bei ihm zu verbringen, war mir mehr als passend gewesen, und so stand ich nun hier, in seiner Wohnung.

"Hey, Yoongi", erwiderte ich jetzt glücklich. Ich war ein wenig aufgeregt aufgrund dieses Treffens, obwohl ich bereits unzählige Dates und One-Night-Stands hinter mir hatte. Aber dieses Mal war es irgendwie anders als sonst, und das lag einzig und allein an Yoongi.

Wir sahen uns einen Moment lang stumm an, als mir auf einmal wieder einfiel, dass ich Seokjin und Mr. Kim gemeinsam vor dessen Haustür gesehen hatte. Beide in Jacken und Sneakern.

Das ist schon ... komisch, oder?

Ohne etwas zu sagen, schritt ich zum Fenster links von mir, das auf der Straßenseite lag, und schaute nach unten. Dort entdeckte ich tatsächlich Seokjin und Mr. Kim, zusammen vor dessen kleinen, schwarzen Wagen.

Fährt er Seokjin etwa nach Hause?!

"Von wegen, nichts außer Mathe", murmelte ich. Yoongi trat zu mir und stellte sich neben mich. Sein Gesichtsausdruck war emotionslos, während er die Zwei, wie ich, beobachtete.

Seokjin und Mr. Kim unterhielten sich vor dem Auto und schienen dabei ziemlich gut gelaunt zu sein. Mit ziemlich, meinte ich ziemlich ziemlich, denn sie lachten und sahen sich dabei so intensiv an, dass es mir mit einem Schlag heißkalt den Rücken herunterlief.

Oh mein Gott ...

Fassungslos öffnete ich den Mund, als mein Lehrer meinen besten Freund auch noch zu sich heranzog und sich ihre Lippen trafen, woraufhin sie sich küssten.

Warte, was?!

Sie küssten sich?! Seokjin und Mr. Kim küssten sich?!

Mit großen Augen musterte ich die Situation, die sich mir gerade bot, und richtete mich nach einigen Sekunden auf. Ich fasste mir an die Stirn und nahm einen tiefen Atemzug.

"Die beiden haben sich wirklich geküsst", raunte ich verwirrt. Denn das war ich. Vollkommen verwirrt.

Aber nicht, weil es mich überraschte. Um ehrlich zu sein, ich hatte immer schon das Gefühl gehabt, als wäre da mehr zwischen den beiden. Natürlich hatte ich nicht geglaubt, dass Seokjin tatsächlich etwas mit seinem Lehrer am Laufen hätte, er hatte immer so vernünftig und streng gewirkt, wenn ich ihn mit seinem vermeintlichen Crush auf Mr. Kim aufgezogen hatte, allerdings ... es war einfach nicht so überraschend und schockierend für mich, weil ich innerlich die Möglichkeit, dass etwas zwischen ihnen sein könnte, von Anfang an in Betracht gezogen hatte.

Aber, dass sie sich wirklich bewahrheitet ...

Mit dem Crush war ich mir zu hundert Prozent sicher gewesen, obwohl Seokjin jedes Mal verneint hatte, dass er schwul wäre. Jedoch kannte ich meinen besten Freund zu gut, um nicht wissen zu können, dass er sich für Kerle interessierte.

Aber dann ausgerechnet Mr. Kim ... unser Lehrer ... wow.

Der Grund, weshalb ich verwirrt war, war, weil ich ... heute nicht mit solch einer Offenbarung gerechnet hatte. Und weil es mich überraschte, dass Seokjin uns nicht einmal einen minimalen Teil dieses Geheimnisses erzählt hatte.

Eigentlich redeten wir über alles, und das offen und ehrlich, sogar der Schwarzhaarige, auch wenn man ihm so Manches aus der Nase ziehen musste. Aber zu diesem Thema hatte er nichts gesagt, rein gar nichts, nicht einmal, dass er die Option sehe, doch auf Männer zu stehen.

Als ich wieder nach unten schaute, war der schwarze Wagen mit Seokjin und Mr. Kim mittlerweile weg. Daraufhin guckte ich zu Yoongi, der mich mit einem sanften Lächeln musterte.

"Er hat es dir nicht erzählt?", vermutete er. Ich nickte.

"Nimm es ihm nicht übel, Jimin", fuhr er ruhig fort. "Er hat sicherlich einfach nur Angst davor, Namjoon und sich damit in Gefahr zu bringen, obwohl er euch vertraut. Das ist für beide eine ganz neue Sache. Und für mich ist sie ebenfalls sehr neu."

"Hat Mr. Kim es dir erzählt?"

Der Minthaarige schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich habe den beiden aber angesehen, dass etwas zwischen ihnen passiert war, und dann habe ich ein wenig nachgeholfen, weshalb sie jetzt so ... innig miteinander umgehen."

Nachdenklich kaute ich mir auf der Lippe herum. Seokjin war wirklich gut darin, seine Gefühle zu verstecken. Und ich konnte es nachvollziehen, ehrlich. Deswegen war ich ihm auch nicht böse, dass er uns noch nichts erzählt hatte, denn ich wüsste nicht, wie ich das Ganze handhaben würde, wenn Yoongi Lehrer auf unserer Schule sein würde.

"Ich bin nicht sauer", sprach ich. "Ich kann es verstehen. Ich hoffe nur, er wird es uns irgendwann erzählen."

"Ich bin mir sicher, dass er das tun wird. Gib ihm bloß ein paar Tage."

"Okay."

Auf ein paar Sticheleien kannst du dich aber definitiv gefasst machen, Jin!

Wir lächelten uns schweigend an, als Yoongi mich auf einmal am Handgelenk packte und mich zu sich heranzog. Sein Atem traf meine Haut, so nah standen wir uns gegenüber, und ich hielt unwillkürlich die Luft an.

"Jetzt lass uns nicht mehr über Namjoon und Seokjin reden, ja? Dieser Abend gehört uns."

Fuck, der Ältere war wirklich verdammt attraktiv. Absolut mein Typ.

"Geht klar", grinste ich aufgeregt. Ich war wirklich gespannt darauf, was heute noch passieren würde. Ob wir uns schon küssen würden? Sollte es so weit kommen, würde ich auf jeden Fall nichts dagegen unternehmen.

"Dann komm", sagte Yoongi mit einem Raunen. "Lass uns ins Wohnzimmer gehen."

Ich nickte hastig und ließ mich sogleich hinter dem Minthaarige her ins Wohnzimmer führen, in dem an diesem Samstagabend noch so eine Dinge geschahen. Geheime, unausgesprochene Dinge. Das Einzige, was wichtig zu wissen war, war, dass diese Dinge unglaublich intim und heiß waren.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt