여든

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Es herrschte Totenstille zwischen Namjoon und mir, als wir nach der Mathestunde nur noch zu zweit im Raum waren und gegenüber voneinander saßen, er auf dem Pult, ich auf einem der Tische ganz vorne. Ich bekam ein Déjà-vu, denn es war mittlerweile nicht das erste Mal, dass wir uns in so einer Situation befanden. Nur, dass es, wie letztens, aus keinem allzu schönen Anlass war.

Der Blick des Blonden lag ruhig auf mir, fast schon nachdenklich, während ich seine Miene so regungslos, wie möglich, entgegnete. Ich hatte nie ein Problem damit gehabt, Namjoon auch meine zerbrechlichen und schwachen Seiten zu zeigen, schließlich vertraute ich ihm, doch seit wir nicht mehr das waren, was man als "Paar" bezeichnen könnte, wollte ich meine versteckten Facetten nicht offenbaren. Er hatte schon viel zu oft gesehen, wie ich aufgrund von ihm unzählige Tränen vergossen hatte. Er verdiente es nicht, mich noch öfter weinen zu sehen, besonders nicht, wenn er mir den Grund dazu gab.

"Seokjin", sprach er dann endlich nach einem zermürbenden Schweigen, "ich werde dem Direktor nicht melden, dass du mich beleidigt hast."

Überrascht zog ich die Augenbrauen zusammen. Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet, immerhin war Namjoon sehr sorgfältig und genau.

"Ich dachte, ich bekomme keine Sonderbehandlungen", meinte ich deshalb auch. Er nickte langsam.

"Das ist keine Sonderbehandlung. Ich werde es ihm nicht melden, weil es nichts mit der Schule zu tun hatte. Deine Beleidigung war gegen mich als Privatperson gerichtet, nicht als Lehrperson. Deswegen möchte ich das auch nur unter vier Augen mit dir klären und dich bitten, dich in Zukunft zurückzuhalten."

Ich hasste es, wie förmlich Namjoon mit mir redete, als wären wir Fremde. Diese Korrektheit in seiner Wortwahl widerte mich an und sie ließ mich noch mieser fühlen, als es mir in den letzten Tagen sowieso schon ging, denn es machte mir wieder einmal deutlich, mit was für einer Macht der Ältere versuchte, mich von sich fernzuhalten.

"Du darfst mich hassen", fuhr er nun ruhig fort. "Du darfst mich verabscheuen. Was ich dir angetan habe, ist unverzeihlich, und ich habe kein Problem damit, die Konsequenzen dafür zu tragen. Aber wenn du das Gefühl hast, du musst deine Wut und deine Trauer an mir auslassen, lass uns das doch bitte auf nach den Unterricht verschieben."

Fassungslos schüttelte ich den Kopf.

"Was redest du denn da, Namjoon?!", äußerte ich. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, um meine innere Unruhe irgendwie fassen und kontrollieren zu können. "Dich hassen? Dich verabscheuen? Spinnst du?! Ja, ich bin wütend und traurig und verwirrt. Aber ich würde dich niemals hassen. Egal, wie groß die Schmerzen auch sind, die du mir zugefügt hast."

Langsam stand ich auf und trat auf den Blonden zu, der mich mit verwirrtem Blick dabei beobachtete, wie ich ihm immer näher kam.

"Ich liebe dich, Namjoon", sagte ich ernst und nickte dabei, als würde ich die Worte damit unterstreichen. "Du hast mir wehgetan, doch das ändert nichts daran, wie sehr ich dich liebe. Dir ist klar, dass ich an die große Liebe glaube, oder? Und für mich bist du diese große Liebe."

Ja, es war wahr. Noch nie hatte es eine Person für mich gegeben wie Namjoon und allein aus diesem Grund wusste ich, dass er der Eine war. Zwischen uns war alles so schnell geschehen und trotz der Strapazen, die uns von Anfang an auf den Weg gelegt worden waren, hatte sich aus unserer Beziehung etwas Wunderbares entwickelt.

Immer wenn ich an den Älteren dachte oder gar bei ihm war, raste mein Herz vor Aufregung, ich wollte ihn berühren und küssen und spüren, so oft wie möglich. Niemand ließ mich die Dinge so fühlen und die Welt so sehen wie er. Er war der Einzige, der für mich zählte, der Einzige, der für mich von Bedeutung war, der Einzige, bei dem ich bedingungslos glücklich sein konnte.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt