일흔일곱

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남준

Mich am Freitag in die Schule zu schleppen, war wirklich verdammt hart. Am liebsten wäre ich Zuhause geblieben und hätte mich den ganzen Tag über unter meiner Decke versteckt, aber ich war nicht mehr als ein Referendar an dieser Schule und deswegen sollte ich so wenige Fehltage sammeln wie möglich.

Schon die ganzen Stunden über begleitete mich ein flaues Gefühl im Magen, das immer größer wurde, je näher ich dem Unterricht mit dem Mathekurs des Abschlussjahrgangs kam, und als ich den Raum betrat, sobald es so weit war, würde ich am liebsten sofort wieder umkehren und wie ein kleiner Junge nach Hause rennen.

Ich wusste, dass ich mir alles, was gestern bei der Nachhilfe mit Seokjin passiert war, selbst zuzuschreiben hatte. Es war meine Schuld, jedes einzelne Wort, jede einzelne Tat, und dennoch tat es weh. Aber ich hatte keine andere Wahl gehabt.

Seokjin sollte mich hassen, mich verabscheuen, er hatte auch jedes Recht dazu. Das redete ich mir die ganze Zeit über ein. Trotzdem ging der nagende Schmerz nicht davon, ließ mich nur noch schlechter fühlen, weil ich durchgehend daran erinnert wurde, wie grausam und abscheulich ich gestern gewesen war.

Ich hatte mich selbst nicht wiedererkannt.

Zögerlich nahm ich auf dem Stuhl hinter dem Pult Platz, legte meine Tasche neben mich und begrüßte abwesend die Schüler, die nach und nach von ihrem letzten Unterricht in den Raum strömten. Dabei fielen meine Augen immer wieder auf den Stuhl neben Jimin, der jedoch bis zum Ende hin als Einziger leer blieb.

Ist er Zuhause geblieben?

"Oh, wow, Mr. Kim", begrüßte mich Jennie mit einem Grinsen. Sie war die Letzte, die hineinkam, und schloss die Tür hinter sich zu, bevor sie sich auf ihren üblichen Platz zwischen Lisa und Chanyeol begab. "Sie sehen heute so anders aus! Ich habe Sie in der Schule noch nie so gekleidet gesehen! Aber Sie wirken müde ..."

Ich wusste, dass Jennie ein großes Empathievermögen besaß, dazu war sie noch ziemlich intelligent. Denn es stimmte, ich war verdammt müde, weil ich die halbe Nacht wachgelegen hatte und von tausenden Gedanken heimgesucht worden war. Dementsprechend hatte ich heute Morgen auch ausgesehen, allerdings hatte ich meine Augenringe ein wenig mit Concealer überdecken können. Da ich allerdings absolut nicht in der Stimmung gewesen war, wie sonst auch ein Hemd oder ein etwas schickeres Oberteil zu tragen, hatte ich mich heute für einen oversized Hoodie entschieden. Auch waren meine Haare nicht so gestylt wie gewöhnlich, aber nach dem Make-Up hatte ich keine Zeit und auch keine Lust mehr dafür gehabt.

"Ich habe bis in die Nacht hineingearbeitet und heute Morgen hatte ich etwas Stress, deswegen sehe ich so anders aus als sonst", log ich die Schwarzhaarige ausdrucklos an. Sie grinste jedoch nur breit.

"Sie sind wirklich faszinierend, Mr. Kim, das ist total attraktiv", neckte sie mich. Irgendwie war das erfrischend, wenn auch schmerzhaft, denn es machte den Anschein, als wäre dadurch alles normal. Aber das war es nicht.

"Und Sie sehen in diesen Sachen hervorragend aus", fügte Tzuyu dann von der anderen Seite aus noch mit funkelnden Augen hinzu. Ich gab ihr für den Bruchteil einer Sekunde ein unechtes Lächeln, danach wandte ich den Blick ab und schaute wieder zu Jimin, der mich still betrachtete und mit den Schultern zuckte.

Er wusste also noch nicht, was passiert war?

Ich betrachtete einige Sekunden lang den leeren Platz neben ihm, ehe ich mein Handy herauskramte und auf die Messenger-App klickte, auf der ich Seokjins Chat öffnete. Er war seit gestern Abend nicht mehr online gewesen.

Gedankenverloren ging ich auf sein Profilbild und betrachtete es. Gott, dieser Junge war so wunderschön.

Ich merkte nicht, wie die Gespräche langsam verstummten und sich alle Augenpaare des Raums auf mich richteten, da ich normalerweise ein Lehrer war, der nicht verfrüht, allerdings pünktlich mit dem Unterricht anfing. Doch ich war so sehr auf das Foto von Seokjin fokussiert, dass mich erst Jennies Räuspern aus den Gedanken weckte.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt