백이

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Nachdem Namjoon und ich uns einen leeren Klassenraum gesucht und auf einem der Tische dort Platz genommen hatten, fing er in Ruhe damit an, zu erzählen, was in den letzten Wochen alles passiert war.

Er erzählte mir, wie er nach unserem Aufeinandertreffen im Sushi-Restaurant zu Mr. Bang gegangen und ihm alles erklärt und gekündigt hatte, wie er den Tag darauf mit Jackson Schluss gemacht hatte, wie dieser ihm weiter gedroht hatte, wie er ihm jedoch dazu geraten hatte, noch einmal darüber nachzudenken, wie er daraufhin zu seinen Eltern nach Daegu gefahren war, wie Jackson ihm gefolgt war und sie noch ein weiteres Gespräch geführt hatten, wie er Namjoon dann versprochen hatte, für immer fortzugehen, wie dieser noch eine Weile in seiner Heimat geblieben war, bis er auf Instagram gesehen hatte, dass Jackson tatsächlich zurück nach China geflogen war, wie er dann mit dieser Gewissheit am Wochenende wieder nach Seoul gefahren und anschließend Yoongi alles erklärt hatte.

Bis zu diesem Moment.

Anscheinend war der Minthaarige ziemlich wütend gewesen, dass Namjoon das alles alleine hatte durchmachen müssen und er keine Hilfe gesucht hatte, und, zugegeben, es ärgerte mich auch. All diese Last, all diesen Schmerz hatte er wochenlang alleine schleppen müssen.

Aber ... aber jetzt war es wenigstens vorbei. Endgültig.

Vorsichtig nahm ich Namjoons Hand in meine und strich mit meinem Daumen über seine weiche Haut, bevor ich aufschaute und ihm ein sanftes Lächeln schenkte, was er sogleich erwiderte. Er sah endlich wieder so frisch, so gesund aus.

Keine tiefschwarzen Augenringe in diesem blassen Gesicht, keine matt dreinblickenden Augen, keine spröden, ungeordneten Haare, keine kränkliche Haltung.

Er war endlich wieder er. Er war lebendig, er war glücklich und das wiederum machte mich unendlich glücklich.

"Ich kann nicht so ganz glauben, dass das Ganze jetzt wirklich ein Ende haben soll", hob ich daraufhin leise an. "Dass uns Jackson ... nie wieder in die Quere kommen wird."

Namjoon fuhr mir zärtlich durch meine Haare.

"Die Wahrheit ist", sprach er ruhig, "dass Jackson ein Feigling ist. Als ihm klar geworden ist, dass er sich mit einer Anzeige gegen mich sich selbst viel mehr schaden würde, hat er auf einmal ganz ängstlich ausgesehen und mir versprochen, dass er sich uns nie wieder nähern würde. Und ich weiß, dass er das nicht tun wird. Ich habe es in seinen Augen gesehen."

"Ich finde trotzdem doof, dass du ihn nicht anzeigst", beschwerte ich mich. "Er hat dich jahrelang genötigt und geschlagen und psychisch und physisch kaputt gemacht. Erpressung, Gewalt, Nötigung ... das würde ihn sicherlich ein paar Jahre im Knast kosten."

Der Blonde stieß einen amüsierten Laut von sich und beugte sich anschließend vor, um unsere Lippen zu einem zarten Kuss vereinen zu können. Viel zu früh löste er sich von mir, blieb allerdings so nah an mir dran, dass sein Atem meine Nasenspitze kitzelte.

"Du hast recht, er würde dafür bestimmt ins Gefängnis kommen oder müsste mir eine ziemlich hohe Summe Schadensersatz zahlen. Vielleicht sogar beides. Aber, glaube mir, es ist eine viel größere Strafe für ihn, nicht behalten zu können, was er unbedingt will."

"Trotzdem-"

"Lassen wir es gut sein, Seokjin", unterbrach er mich. "Jackson hat seine Lektion bekommen und ich glaube daran, dass Karma ihn noch viel mehr richten wird. Aber das ist jetzt nicht mehr unsere Sache. Wir brauchen uns nicht mehr darum zu kümmern." Er lächelte. "Lassen wir die Vergangenheit endlich Vergangenheit sein", raunte er, "und ganz allein im Hier und Jetzt leben."

Namjoon war so bewundernswert. So lange hatte er unter Jacksons Einfluss gelitten und ganz allein hatte er sich aus dem Ganzen herausgekämpft. Wie konnte ein Mensch bloß so stark, so selbstlos sein? Sein Inneres war übersät mit Wunden und dennoch lächelte er und ließ sich nicht davon beirren, was passiert war.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt