예순셋

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Jimin, Taehyung, Jungkook und ich liefen jetzt seit mittlerweile gut drei Stunden durch eine von Tokios Shoppingmeilen, huschten von einem Laden in den nächsten und verbrachten Ewigkeiten damit, uns Kleidungsstücke anzugucken. Zwischendrin forderten wir uns gegenseitig dazu auf, eins von den nicht so schönen Teilen anzuprobieren, nur um uns daraufhin den Arsch ablachen zu können. Vielleicht ein wenig kindisch, aber es machte definitiv Spaß.

Allerdings merkte ich mit der Zeit, in der wir durchgehend auf den Beinen gestanden hatten, das Ziehen von heute Morgen in meinem Unterleib, weshalb es auch nicht verwunderlich war, dass ich mein Tempo etwas verlangsamen musste.

Scheiße, Namjoon, du hast mich echt rangenommen ...

Aber es hatte sich auf jeden Fall gelohnt.

Gerade befanden wir uns in einer der tausenden Seitengassen hier, auf der Suche nach einem kleinen Restaurant, in dem wir uns stärken könnten. Meine Freunde gingen laut lachend voraus, bis sich Jimin zu mir umdrehte und stehen blieb, was die anderen ihm sogleich nachmachten.

"Hey, alles okay?", fragte er mich mit besorgter Miene, die ich ausdruckslos erwiderte. Mir war klar, dass sie von Namjoons und meiner gemeinsamen, sehr intimen Nacht wussten, doch sie hatten, als wir uns heute bei uns im Hotelzimmer das erste Mal gesehen hatten, bewiesen, dass auch sie durchaus sensibel sein konnten, denn bis jetzt hatte mich noch keiner von ihnen darauf angesprochen.

Und doch war ich in diesem Moment genervt. Nicht wegen meiner Freunde, sondern wegen der Schmerzen, die wirklich verdammt unangenehm waren.

"Ich mag diese Blicke nicht", quängelte ich. Verwirrt legte Jimin seinen Kopf zur Seite.

"Was meinst du?"

"Ihr wisst genau, dass Namjoon und ich gestern miteinander geschlafen haben, und doch tut ihr so, als würde ich nicht wissen, dass ihr es wisst. Genauso guckt ihr mich an."

Die Drei tauschten einen überraschten Blick miteinander aus, ehe sie alle in ein lautes Lachen verfielen, sodass sich die Leute um uns herum ratlos zu uns wandten, bevor sie weiter ihre Wege gingen.

"Sorry, Jin", sprach Jungkook sanft und drückte mir ohne weitere Worte eine Schmerztablette in die Hand. Dankend nahm ich diese an und spülte sie sofort mit dem Wasser aus meinem Rucksack herunter.

"Entschuldige", fügte Taehyung danach hinzu. "Wir dachten nur, es wäre dir lieber, wenn du von dir aus davon erzählen würdest."

Meine Wangen röteten sich vor Verlegenheit. Verdammt, es war mir tatsächlich unangenehm, mit meinen Freunden darüber zu reden. Dabei war ich achtzehn Jahre alt, ein erwachsener Mann, mir sollte es nicht peinlich sein, über Sex zu reden!

"Dafür bin ich euch auch dankbar", murmelte ich und sah ausweichend auf den Boden. "Es ist mir allerdings lieber, wenn es nichts zwischen uns gibt. Das lässt mich sonst unwohl fühlen."

Es wurde für einen Augenblick ganz still in unserer Gruppe, als Jimin plötzlich zu mir trat und mir fest auf die Schulter klopfte. Ein breites Grinsen zierte seine vollen Lippen, woraufhin ich fragend die Nase rümpfte.

"Mann, wer hätte das gedacht? Jin ist ja der Bottom schlechthin. Das hätte ich vor ein paar Wochen niemals für möglich gehalten, aber Namjoon scheint dich echt in seiner Hand zu haben", schmunzelte er, weshalb ich ihm beleidigt gegen den Arm boxte.

"Sei nicht so ...", murmelte ich.

"Da ist doch nichts Schlimmes dran", sagte Jungkook liebevoll. "Wer würde sich nicht von Mr. Kim dominieren lassen, hm? Und außerdem kannst du echt stolz auf dich sein, ich konnte den Tag nach meinem ersten Mal nichts anderes tun, außer im Bett zu liegen und zu schlafen."

Fassungslos weitete ich die Augen, während sich Jimin nachdenklich ans Kinn fasste.

"Dann muss Taehyung aber gewaltig etwas falsch gemacht haben ...", murmelte er. Angesprochener schnaubte.

"Es war für uns beide das erste Mal, okay? Natürlich läuft da noch nicht alles ... perfekt." Dann grinste er schelmisch, derweil er seinen Arm um seinen Freund legte und ihm durch die Haare wuschelte. "Außerdem", fügte er hinzu, "dürft ihr hier gar nichts sagen, ihr Bottoms!"

"Halt die Fresse, Taehyung", entgegnete ich. "Wir wissen alle, dass du dich manchmal von Jungkook ficken lässt."

Sofort wurde der Schwarzhaarige still und weitete erschrocken die Augen, während sein Gesicht mit jeder Sekunde eine dunklere Farbe annahm. Jungkook verkniff sich ein Schmunzeln.

"Ihr wusstet das?", hakte der Ältere dann peinlich berührt nach. Ich schaute zu Jimin und presste dabei die Lippen aufeinander, bevor wir ihm ein einheitliches Nicken gaben. Jungkook drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange und strich ihm daraufhin zaghaft über diese.

"Wow, das hätte ich echt nicht erwartet", raunte Taehyung grübelnd. "Wir kennen uns wirklich verdammt gut."

"So sollte es auch sein", grinste Jimin. Voller Motivation hakte er sich bei mir unter und forderte die anderen beiden mit einem Kopfnicken auf, weiterzugehen. "Jetzt lasst uns ein gutes Restaurant finden, mein Magen knurrt!"

"Meiner auch!", lachte Jungkook.

Hoffentlich war hier keiner, der uns verstanden hat ...

Dass wir so ein Gespräch überhaupt auf offener Straße geführt hatten ... Zuhause in Seoul hätte ich das wohl nie getan. Gut, dass wir uns zurzeit im Ausland befanden.

Während wir gelassen durch die Gassen schritten, fielen meine Gedanken wie so oft auf Namjoon. Was er gerade wohl machte? Sicherlich war er wieder mit Mrs. Choi unterwegs. Vielleicht schauten sie sich ja eine Kunstausstellung an oder waren im Museum. Ich wusste, dass der Ältere solche Dinge liebte.

Ich sollte auch mal mit ihm in eine Kunstausstellung oder so gehen ...

Ich war, ehrlich gesagt, nicht wirklich der Fan davon, mir irgendwelche Gemälde von irgendwelchen mir nichts-sagenden Leuten anzuschauen, aber ich war mir sicher, dass ich Namjoon damit eine große Freude bereiten würde. Und das war die Hauptsache.

"Hey, das sieht doch gut aus", rief Jimin auf einmal. Wir hielten vor einem kleinen Laden, der sich an der Kreuzungsstelle zu einer anderen Gassen befand und sich nach näheren Betrachten als ein koreanisches Restaurant herausstellte.

"Da können wir sicherlich Ramen essen!", freute sich Taehyung, während ich das Gebäude nur mit großen Augen anstarren konnte.

Wieso kam mir das alles hier so bekannt vor? Dabei war ich doch noch nie hier gewesen und es handelte sich auch ganz bestimmt um ein lokales Restaurant und keine Kette.

Die Tische, die hier draußen standen, die riesigen Panoramafenster, die einen Einblick in das süß geschmückte Innenleben des Lokals gaben, der Name - einfach alles. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich das alles schon einmal gesehen, aber das war unmöglich.

Und warum ... warum kommt mir dabei auch noch so ein unwohles Gefühl hoch?

Das Ziehen in meinem Hintern war gerade wieder verschwunden, da wurde mir ganz flau im Magen und ich wusste nicht einmal, weshalb.

"Bist du einverstanden, Jin?", fragte mich mein bester Freund ratlos. "Oder gibt es ein Problem?"

"Was? Nein, nein, alles gut", winkte ich ab und befreite mich aus seinem Griff, um Taehyung und Jungkook, die bereits hineingegangen waren, zu folgen. "Ich war nur kurz in Gedanken. Lass uns rein, ich sterbe sonst vor Hunger!"

Jimin betrachtete mich einen Moment lang noch verwundert, doch dann nickte er und grinste breit.

"Ganz deiner Meinung."

Warum mir das Lokal auf eine so unangenehme Art und Weise bekannt vorkam, sollte ich noch am gleichen Tag erfahren.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt