열셋

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Es vergingen einige Tage, in denen ich Namjoon regelmäßig besuchte, um bei ihm Nachhilfe in Mathe bekommen zu können, die wir neben den Donnerstagen mittlerweile auch auf Samstage, wie heute, ausgeweitet hatten. Er brachte mir viel bei, denn er hatte ein Talent dafür, Dinge sachlich und verständlich zu erklären. Ich strengte mich sogar an, ab und zu im Unterricht zuzuhören, weil ich nicht wollte, dass seine Mühen vergeblich sein würden. Und vielleicht, ja, vielleicht wollte ich ihn mit meinen stetigen Verbesserungen ein wenig beeindrucken.

Trotz allem war unser Verhältnis auf eine merkwürdige Weise angespannt. Wir konnten auch nach dem Gespräch, wie üblich, miteinander reden, ein bisschen herumalbern und neben der ganzen Lernerei Spaß haben, doch auch wenn wir so taten, als wäre alles ganz normal, wussten wir beide insgeheim, dass dem nicht so war.

Ich hatte gedacht, dass die Anspannung nach einem Gespräch gehen würde, und anfangs hatte es sich tatsächlich so angefühlt, aber ich hatte mich geirrt.

Er machte es mir wirklich nicht leicht. Meine Gefühle und Reaktionen bei seinem Anblick zu kontrollieren, war hart. So war es wohl auch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich dem nicht mehr hätte standhalten können.

"Hey, Namjoon", begrüßte ich den Blonden, nachdem ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte. Ich entledigte mich meiner Jacke und meiner Schuhe und sah zu ihm.

Er sah gut aus. So wie immer. Wie gewöhnlich trug er eine lockere Jogginghose und dazu ein weißes oversized T-Shirt, seine Haare waren fluffig. Er musste geduscht haben.

"Setz dich, Seokjin, dann können wir sofort beginnen", erwiderte er mit einem Lächeln und nahm sogleich Platz, was ich ihm gleichtat.

Wir fingen an. Wir gingen das Thema durch, das wir letzte Woche bereits besprochen hatten, da Namjoon sehen wollte, ob ich dieses Mal weniger Probleme damit haben würde, immerhin dürfte der Aufgabentyp noch relativ frisch in meinem Kopf sein.

Ich rechnete, während er mir zwischendurch bei ein paar schwierigen Stellen half, doch ich hörte nicht so genau zu. Ich konnte mich nicht auf diesen Mathescheiß konzentrieren, wenn Namjoon neben mir saß. Sein süßer Duft füllte meine Nase, seine Wärme ummantelte mich, seine Stimme war wie Musik, die ich einfach nur genießen wollte.

Mein Körper spielte verrückt. Jedes Mal, wenn ich bei Namjoon war, spielte mein Körper vollkommen verrückt. Mein Herz raste und eine Herde Ameisen schien in mir Samba zu tanzen. Vor Aufregung beschleunigte sich unwillkürlich mein Atem und meine Knie waren weich wie Pudding.

Es grenzte an ein Wunder, dass meinem Lehrer all dies noch nie aufgefallen war. Oder er ignorierte es lediglich.

Die Liebe war verwirrend. Die Liebe war herrisch. Die Liebe war wunderschön.

Ich hatte keine Ahnung, was da in mir geschah, sobald ich in Namjoons Nähe war, aber eine Sache wusste ich: Dass es sich gut anfühlte. Verdammt gut.

Sollte das nicht alles sein, was zählt?

Hoffnungslos romantisch. So war ich eben.

"Seokjin?"

Namjoons warme Stimme weckte mich aus meinen Träumereien. Er legte seine Hand auf mein Handgelenk, sodass für einen Moment jegliche Systeme in mir herunterfuhren, bevor ich es schaffte, meinen Kopf zu drehen und ihn anzublicken.

So. Fucking. Nah.

Erst jetzt fiel mir auf, wie distanziert wir beide doch eigentlich die ganzen Stunden über gewesen waren. Nicht körperlich, denn er hatte von Anfang an direkt neben mir gesessen und sich zu mir vorgebeugt, wenn er etwas erklärt hatte. Aber der Rest war distanziert gewesen. Unsere Begrüßungen, Unterhaltungen, Späße waren oberflächlich gewesen, die ganze Nachhilfe über waren wir zwischenmenschlich nie in die Tiefe gegangen.

Jetzt mochte man meinen, dass das richtig gewesen wäre, schließlich waren wir Lehrer und Schüler. Aber unbewusst hatte mich das schon immer gestört.

Ich will unsere Beziehung vertiefen. Egal, wie falsch das sein mag.

Unser Verhältnis sollte nicht so bleiben. Ich wollte mehr. Ich wollte ihn.

Ich verlor mich in Namjoons dunklen Augen, die mich schweigend musterten. Sein Blick war ruhig, ein wenig neugierig. Sein warmer Atem traf meine Haut und ich konnte immer noch seine Hand spüren, die an meinem Handgelenk lag.

Mein Blick fiel auf seine Lippen. Sie waren voll und einladend und sie passten so perfekt auf meine.

Ah, mein Herz springt mir gleich aus der Brust ...

Solch eine Nervosität, solch eine Aufregung hatte ich noch nie in meinem Leben gefühlt. Die Zeit schien stillzustehen, der Moment eingefroren, ganz allein für uns.

Als ich mit meinen Augen wieder nach oben wanderte, bemerkte ich, wie Namjoon meine Lippen betrachtete, ehe er ebenfalls hochsah.

Wollte er es? Ich war mir nicht sicher. Fuck, ich könnte einen riesengroßen Fehler begehen, wenn ich das hier nun falsch interpretieren würde. Allerdings ...

... Hoseok hat gesagt, dass ich meine Gefühle nicht verdrängen soll.

Ich wusste nicht, was dümmer wäre. Namjoon zu küssen oder von ihm abzulassen. Ich wusste aber, was ich mehr wollte, und deswegen schaltete ich meinen Verstand nun komplett aus und hörte ganz allein auf mein Herz.

Mein Herz, das so schnell und heftig schlug und sich so sehr nach diesen makellosen Lippen sehnte, dass es schon wehtat.

Ich schluckte. Langsam lehnte ich mich nach vorne, da verfestigte Namjoon den Griff um mein Handgelenk, sodass ich innehielt, da ich glaubte, dass er mir damit sagen wollte, dass ich dies nicht tun sollte.

Mein Blick fiel auf unsere Hände und verweilte auf diesen, als ich plötzlich zwei Finger an meinem Kinn spürte.

Namjoon drehte meinen Kopf zu ihm und beugte sich zu mir, woraufhin ich den Atem anhielt und ihn bloß mit großen Augen ansehen konnte.

Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Fragte er sich gerade, ob er das hier bereuen würde? Freute er sich darauf? Wollte er es wirklich oder spielte er sich bloß was vor?

Und ich?

Mir war es todernst. Und ich würde es nicht bereuen.

Namjoon nahm einen tiefen Atemzug, als er beide Hände auf einmal um meinen Nacken legte und mich zu sich heranzog. Sogleich berührten sich unsere Lippen und bewegten sich erst vorsichtig, dann, mit jedem Kuss, leidenschaftlicher und verlangender miteinander.

Er küsst mich.

War das hier echt? War das die Realität?

Ja, das war sie.

Ich konnte nicht anders, als in diesen Kuss hineinzulächeln, und krallte mich mit meinen Händen an den weichen Stoff seines T-Shirts. Als hätten unsere Lippen ihr Leben lang darauf gewartet, berührten sie sich, küssten sie sich.

Wow ...

Seine Lippen auf meinen. Namjoons Lippen auf meinen. Es war perfekt. Dieser ganze Moment war einfach nur perfekt.

Und ich ... ich war so glücklich, wie noch nie.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt