일흔다섯

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석진

Angestrengt schaute ich auf das Blatt vor mir und versuchte mich daran, die Aufgaben, die auf diesem standen, zu verstehen und zu lösen. Den Aufgabentyp hatten wir in der letzten Mathestunde erst durchgesprochen und Namjoon hatte mir ihn noch einmal zu Beginn unserer heutigen Nachhilfe erklärt, seitdem umgab uns allerdings eine unangenehme Stille. Ich probierte wirklich alles, um es richtig zu machen und möglichst ohne seine Hilfe auf die Lösungen zu kommen, doch es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren.

Normalerweise war Namjoons Blick immer, wenn ich arbeitete, auf mich oder mein Blatt gerichtet, meistens strich er mir dabei noch sanft durch die Haare oder massierte mir die Schulter. Was ich anfangs als sehr ablenkend empfunden hatte, hatte sich, besonders seit wir von der Abschlussfahrt zurückgekommen  waren, als unglaublich angenehm herausgestellt. Außerdem merkte er es eigentlich sofort, wenn ich grübelte und ich einen kleinen Ansatz brauchte, um weiterzukommen, aber heute war er anders.

Nein, nicht nur heute. Um genauer zu sein, benahm sich der Blonde seit Dienstag total merkwürdig und distanziert. Im Matheunterricht und auf dem Gang mied er den Augenkontakt, auf Nachrichten antwortete er nur spärlich, wenn ich überhaupt eine Antwort bekam. Auch hatte er mich heute nicht mit der gleichen Herzlichkeit begrüßt, wie sonst.

Alles, was Namjoon umgab, war eine stechende Kälte. Er hatte seinen Kopf auf seinen Händen abgestützt und starrte gedankenverloren nach draußen, merkte es nicht einmal, dass ich mich ihm mittlerweile zugewandt hatte, wofür er mich ansonsten immer tadelte, da ich wenigstens die Stunde über fokussiert sein sollte.

Seine Miene trug etwas Verletzliches, Wehmütiges, und es tat mir weh, ihn so zu sehen, weshalb ich den Stift auch nun ablegte und mich komplett zu ihm drehte.

"Namjoon", sagte ich, sodass er überrascht zusammenzuckte, bevor er mit großen Augen zu mir guckte.

"Was? Bist du schon fertig mit allem?"

Er ist wirklich total abgelenkt.

"Nein", erwiderte ich sofort. "Ich kann mich nicht konzentrieren. Deswegen wollte ich das hier erst einmal klären. Also, was ist los? Was bedrückt dich? Du bist seit einigen Tagen so angespannt und zurückgezogen. Habe ich irgendetwas falsch gemacht?"

Ich überlegte, was ich getan haben könnte, dass der Ältere so auf Abstand ging. War es, weil wir in der Schule miteinander geschlafen hatten? Das war allerdings unrealistisch, wieso sollte ihn das so sehr bedrücken? Außerdem, wenn er es tatsächlich nicht gewollt hätte, dann hätte er sich niemals darauf eingelassen.

Was ist es dann?

Ich kam beim besten Willen nicht darauf, weshalb ich Namjoon schweigend dabei beobachtete, wie er sich nervös auf die Unterlippe biss. In seinem Kopf schien es zu rattern, denn sein Gesichtsausdruck wirkte nachdenklich und zugleich angespannt. Irgendwie gefiel mir das nicht.

Er schwieg, wirkte so, als würde er seine Gedanken ordnen wollen, als sich seine Miene auf einmal veränderte. Da war nichts mehr Zerbrechliches, ganz im Gegenteil, sie war steinhart, eiskalt. Eine Fassade, wie man so von jemandem kannte, der eine möglichst große Distanz zwischen sich und andere Menschen bringen wollte.

Mir wurde ein wenig flau im Magen.

"Ich möchte das hier beenden", sprach er dann mit solch einer festen Stimme, dass ein stechender Schauer meinen Rücken hinabwanderte. Verwirrt kniff ich die Augenbrauen zusammen, legte fragend den Kopf schief.

"Was meinst du?", hakte ich beinahe ängstlich nach. "D-die Nachhilfe?"

Namjoon sah mich ausdruckslos an.

𝐏𝐄𝐑𝐅𝐄𝐂𝐓𝐋𝐘 𝐖𝐑𝐎𝐍𝐆 | NAMJINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt