Kapitel 11

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Als ich am Montagmorgen aufstand, wurde mir die Ernsthaftig- und vor allem die Wirklichkeit meiner derzeitigen Lage bewusst. Mein Wecker erinnerte mich mit seinem unglaublich nervigen sich immer wiederholenden, ja beinahe zu sadistischen Weck-Ton nicht nur an das unaufhaltsame Voranschreiten der Zeit, sondern auch daran, dass ich langsam aber sicher in die Gänge kommen sollte, wenn ich nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen wollte.

Mittlerweile hatte ich schon zum fünften mal auf 'Snooze' gedrückt, was mir verdeutlichte, dass ich unter dem Jetlag noch länger leiden würde als gedacht. Schließlich konnte ich mich mit einiger Kraft aus dem Bett wuchten und schleppte mich ins Badezimmer. Ich fand auf dem Weg zwischen Zimmer und Bad noch kurz die Gelegenheit einen Blick auf mein Handy-Display zu riskieren und sah, dass mir Wakatoshi etwa zwei Minuten zuvor eine Nachricht geschrieben hatte.

Wakatoshi Ushijima:

Ich hole dich um sieben ab, keine Sekunde später.

Leicht genervt sowohl von seinem gebieterischen Ton, als auch von der für meine Verhältnisse und in Kombination mit meinem noch immer ziemlich schlimmen Jetlag beinahe nächtlichen Zeit, tippte ich:

Grace:

Ist ja gut, ich werde pünktlich sein. Soll ich frühstücken?

Keine 30 Sekunden später die Antwort:

Wakatoshi Ushijima:

Nein, brauchst du nicht. Wir frühstücken alle gemeinsam in der Cafeteria, Unterrichtsbeginn ist um dreiviertel acht, wie du hoffentlich weißt.

Grace:

Ich habe meinen Stundenplan gelesen, oh großer Meister....

Darauf erhielt ich keine Antwort mehr. Mein Sarkasmus, wieder einmal zu viel für das große Volleyball-Ass.

Im Bad erledigte ich meine Katzenwäsche so schnell und so gründlich wie möglich. Meine Haare ließ ich offen, auf die Nase setzte ich meine Brille, die ich aufgrund meiner Kurzsichtigkeit immer in der Schule tragen musste. Kaum im Bad fertig, sah ich auf die Uhr und bekam einen minimalen Herzinfarkt: Es war bereits fünf vor sieben. Ich schlüpfte so schnell es mir möglich war in meine Schuluniform, nahm meinen (dem Himmel sei Dank bereits gepackten) Rucksack, die Zimmerschlüssel und mein Handy, schlüpfte in meine Schuhe und öffnete die Tür zu meinem Zimmer, vor der mein Cousin mit bereits zum Klopfen erhobener Hand auf mich wartete. Es war punkt sieben, und der richtige Stress sollte erst beginnen.

"Na nu, du bist pünktlich?", ich konnte es einfach nicht lassen....

"Halt bitte deine Klappe und komm jetzt, die anderen warten schon."

"Die anderen?", wir hatten uns mittlerweile in Bewegung gesetzt und gingen nun mit strammen Schritten in Richtung der Treppen

"Naja, das restliche Volleyball-Team.... oder zumindest ein paar davon. Wir Drittklässler gehen immer zusammen zum Frühstück in die Mensa."

"Achso Und die Erst- und Zweitklässler? Kommen die nicht mit?"

"Grace, wir haben hier eine Hierarchie, wir Drittklässler bleiben außerhalb des Spielfelds lieber unter uns."

"Ach klar, entschuldige", obwohl ich eigentlich keine Ahnung hatte wofür ich mich entschuldigte. Wir befanden uns schon auf den letzten Metern Richtung Ausgang, als er kurzerhand stehenblieb, mich mit stoischer Miene ansah und mit einem gespielt ironischen Blick fragte: "Wofür entschuldigst du dich? Bist du etwa noch nicht ganz ausgeschlafen, oder bist du zu spät aufgestanden und hast vergessen deinen Kopf mit einzupacken, Cousine?", da erwachte Witzbold-Wakatoshi, für kurze Zeit hatte er ihn wohl aus seinem Wachkoma auferstehen lassen. Auf seine Pickerein ging ich nicht ein und erwiderte in aller Ernsthaftigkeit: "Naja, der Jetlag hat meinem Schlafrhythmus einen Schlag ins Gesicht versetzt, wenn du verstehst. Außerdem muss ich mir nun wohl oder übel mein vorlautes europäisches Mundwerk abgewöhnen meinst du nicht?" Aber für eine Retourkutsche war es schon zu spät, da wir nun zu den restlichen Drittklässlern des Volleyballteams dazustießen.

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt