Kapitel 23

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"Klick...Klack....Klick....Klack", machte es, als ich die Spitze meines Kugelschreibers abwechselnd aus- und einfahren lies. Mit den Fingernägeln meiner anderen Hand trommelte ich nervös auf der Tischplatte neben mir herum, meine Augen hatte ich starr nach vorne auf die Zeiger der Uhr gerichtet . Yamagata, mein Sitznachbar in der letzte Stunde am Freitag, in der ich mein gewähltes Nebenfach Kunst hatte, sah mich von der Seiten an und fragte: "Ist irgendwas nicht in Ordnung, Grace?" Als ich meinen Namen hörte, schreckte ich kurz auf, wandte meinen Blick zu Yamagata und fragte zurück: "Äh wie? Hast du gerade was gesagt?" "Ich wollte nur fragen ob es dir gut geht. Du wirkst angespannt und nervös, ist alles in Ordnung bei dir?", er hob eine Augenbraue und sah mich fragend an. "Nein nein, alles prima.... Ich freu mich nur schon so auf das kommende Wochenende!", log ich ihm dreist ins Gesicht. Ich musste mich zusammenreißen, es durfte keiner Verdacht schöpfen.

Es war mittlerweile zehn vor halb drei, kurz vor Unterrichtsschluss, danach war ich mit Satori verabredet. Die Trägheit, mit der sich die Zeiger der Uhr bewegten, waren die reinste Tortur für mich. Es kam mir beinahe so vor als wollte sie mich mit der Zähheit der letzten zehn Minuten provozieren. In Gedanken lachte sie mir provokant und süffisant von der Wand herunter in mein Gesicht und sagte: "Na na na, wozu denn die Eile, Gracey? Du kannst vieles kontrollieren, Prinzessin, aber nicht die Zeit...." Hatte mich die Uhr gerade Prinzessin genannt?

Seit ich morgens aufgestanden war, hatte die Anspannung die Oberhand und die Nervosität schien mich im Schwitzkasten quer über das ganze Schulgelände zu schleppen. Die Zeit verging absolut gar nicht und ich sehnte mich nach dem kommenden Wochenende, Satori und ich mussten einige Dinge klären. Er hatte morgens gemeinsam mit Yamagata und Semi wie immer vor dem Internatsgebäude auf mich gewartet, und mich, wie immer, nur beiläufig begrüßt. Alles musste so wirken, als wäre nichts zwischen uns passiert. Auch während des Unterrichts und in den Pausen unterließ er jegliche Interaktion mit mir, das einzige Indiz für seine Anwesenheit und sein Interesse an mir waren seine wie immer an mir klebenden Blicke. Nur ein einziges Mal, als Semi gerade auf der Toilette war und niemand groß auf uns zu achten schien, lehnte er sich dezent in meine Richtung, legte seine linke Hand auf den unteren Teil meines Rückens und raunte mir kaum hörbar ins Ohr: "Heute nach dem Unterricht treffen wir uns hinter der Sporthalle, da wird es bis halb vier ruhig sein, viel Zeit haben wir aber nicht, um vier geht das Training los und eine halbe Stunde vorher kommen die anderen aus Tokyo zurück. Wenn Semi dich zum Wohnheim begleiten will, sagst du ihm, dass du im Sekretariat noch was klären musst. Hier hast du meine Handynummer." Er schob seine noch auf meinem Rücken ruhende Hand quer weiter zu der linken Seitentasche meines weißen Blazers und steckte mit einem schnellen Handgriff einen kleinen Zettel mit seiner Nummer darauf hinein. Ich hatte versuchte die leichte Röte, die meine Wangen durch seine Berührung angenommen hatten, zu verbergen und hatte meinen Kopf gesenkt gehalten. Nun aber hob ich ihn und sah ihm geradewegs tief in die Augen, für einen kurzen Moment schien die Welt wieder aufgehört haben sich zu drehen. Ich nickte ihm kaum merklich zu und wandte mich wieder meinem Terminplaner zu, Semi war wieder hereingekommen, und mit seinem Eintreten verschwand nicht nur Satoris Hand von meinem Rücken, sondern verflüchtigte sich auch die kurze Elektrizität die bis eben in der Luft gewesen war.

Tatsächlich war es schwer auch nur einen Moment unbeachtet zu sein, denn die Aufregung die ich als Neuzugang in die Klasse gebracht hatte, wollte einfach nicht abflauen. Es war zwar schon etwas besser als an meinem ersten Tag, aber die Mädchen meiner Klasse wollten mich noch immer nicht in Ruhe lassen. Ständig standen sie wie ein ausgehungertes Wolfsrudel um ihre Beute um mich und schauten mich durch beinahe glasige Augen mit geweiteten Pupillen an. Manchmal hatte ich fast den Eindruck sie würden sich die Lefzen lecken, zwischen ihren Zähnen würde der Geifer hervortriefen und ihre frischgefeilten und lackierten Klauen warteten nur darauf sich in das Fleisch meines Klatsch und Tratsch über die Volleyball-Jungs, vor allem aber über Wakatoshi, zu graben und sich an ihm zu laben. Es war unerträglich.
Die Jungs hatten es schneller aufgegeben, sahen sie mich doch jeden Tag mit den großen, starken, gutaussehenden und in erster Linie beliebten Stammspielern des Volleyball-Clubs herumlaufen. Es war nicht so, dass ich darauf Wert legte oder mich darüber definierte (so gut müsstet ihr mich mittlerweile kennen), aber es war ein netter Ego-Boost und wirkte schon fast wie ein Insektenschutzspray. Die Aufmerksamkeit war am Anfang nett gewesen, nach kurzer Zeit aber, war ich es leid ständig über alles in meinem Leben und über meinen Cousin ausgefragt zu werden.

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt