Kapitel 52

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Es waren in etwa zwei Wochen bis zu den Sommerferien, die Jungs waren vor kurzem als Vertreter der Präfektur Miyagi bei den nationalen Meisterschaften gewesen. Nun waren sie schon seit einiger Zeit wieder aus Tokyo zurück gewesen, das Training hatte Washijo wieder runter geschraubt, immerhin standen die Ferien vor der Tür und die Prüfungsphase neigte sich ihrem äußert anstrengend Ende zu. Im Endspurt des Trimesters war es an uns noch einmal richtig Gas zu geben, jetzt zählte, vor allem für uns Drittklässler, absolut jede Klausur. Nachdem die Mannschaft wieder zurückgekommen war, habe ich mich mit Wakatoshi, Satori, Yamagata, Semi und Soekawa auf eine Art Tauschhandel eingelassen: Ich sollte mit ihnen für die finalen Prüfungen lernen - Punkt.

"Und was springt für mich bei der Sache heraus?", fragte ich die Augenbrauen hebend als ich an meinem blutroten Lolli lutschte und auffordern damit vor ihren Gesichtern herumfuchtelte. Satori warf mit schon wieder vielsagende Blicke zu, ich verdrehte innerlich die Augen und wartete auf das Angebot einer nicht körperlichen Dienstleistung des Restes, immerhin gab ich meine kostbare (wir tun jetzt einfach so als wäre ich eine vielbeschäftigte junge Frau gewesen) Zeit für die zahlreichen Nachhilfestunden her - unentgeltlich. Selbstverständlich waren die Herren Volleyball-Stars nicht auf meine Gegenfrage vorbereitet gewesen, und drucksten nun verlegen und unentschlossen herum. Nicht einmal Ohira brachte auch nur den Ansatz einer Silbe von den Lippen und kratzte sich nur verlegen am Hinterkopf. Nach der ersten Zwischenprüfung die wir etwa eine Woche zuvor gehabt hatten, waren diejenigen die die Ergebnisse bereits hatten, also alle außer Satori, Semi und mir, allesamt so grottenschlecht gewesen, dass ich als Muttersprachler nicht genau gewusst hatte ob ich lachen oder weinen sollte. Einerseits bemühten sie sich wirklich und es war unheimlich niedlich ihnen bei ihren tapsigen Ansätzen eines Gesprächs mit mir zuzuhören in dem sie sich an die zehnmal wiederholten, andererseits waren sie jedoch an dem ganzen Schlamassel selber schuld. Immer waren sie in der Volleyballhalle, trainierten sogar nach der Meisterschaft bis zum Erbrechen und gaben einfach keine Ruhe.

Schließlich gab ich mich geschlagen, die Tatsache sogar Wakatoshi einmal in Verlegenheit zu sehen (und das vor Publikum!) war mir Gegenleistung genug: "Na schön, wisst ihr was? Ich helfe euch." Ein Seufzen ging durch die Runde, ihre Schultern hoben und senkten sich so synchron, dass sogar das Russische Staatsballett sich eine Scheibe für den "Tanz der vier kleinen Schwäne" abschneiden hätte können. "Aaaber-", in noch besserer Simultaneität als vorher wandten sie ihre Köpfe nun gespannt zu mir und starrten mich an wie ein Haufen hungriger Entenküken, ich wartetet nur noch auf ein Quaken von Wakatoshi, "..ich erwarte, dass ihr euch zusammenreißt, verstanden? Keine Spielerein, keine Volleyball-Pausen und schon gar keine festlichen Bankette während wir lernen. Es zählt wirklich jede Minute, die wir üben können." Zuerst nickten sie alle heftig, dann sah Yamagata mich empört an und sagte: "Hey so übel sind wir nun auch wieder nicht!" Nun verdrehte ich wirklich die Augen und antwortete: "So habe ich das auch nicht gemeint! Oder vielleicht doch? Ach egal, vergiss es! Aber ernsthaft: Bei den Grammatik-Aufgaben wart ihr eine Katastrophe, daran müssen wir unbedingt arbeiten." Wieder heftiges Nicken. In diesem Moment fühlte ich mich ungeheuer autoritär und verantwortungsbewusst...

Dann klingelte es das erste Mal, das Zeichen an uns Schüler, dass die Mittagspause in fünf Minuten zu Ende sein würde. Ich ging gemeinsam mit Semi und Satori zurück zu unserer Klasse, auf dem Weg dorthin plauderten wir über die anstehenden Ferien.

"Fliegst du über die Ferien nach Hause, Grace?", fragte Semi mich mit den Händen in seinen Hosentaschen als wir den Gang entlang schlenderten. Ich seufzte kurz auf, da es mir ziemlich wehtat auf diese Frage eine verneinende Antwort geben zu müssen, und ließ alle die Wut und die Traurigkeit, die sich durch diesen unglücklichen Umstand in mir aufgestaut hatten aus mir heraus. "Nein, leider nicht. Ich schreibe in zwei der fünf Wochen die Aufnahmeprüfungen für die beiden Unis an denen ich mich angemeldet habe, es wäre töricht für ein paar Tage nach Hause zu fliegen und dann wieder herzukommen. Ich würde nur total verjetlegt in diesen schlecht klimatisierten Hörsälen sitzen und verzweifelt an meinem Müsliriegel nagen, das will ich tunlichst vermeiden."

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt