Kapitel 16

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"Klack", die Tür fiel hinter meinem Rücken ins Schloss. Die letzte Etappe hatte ich laufend zurückgelegt, ich fühlte mich abgehetzt und aus einem mir unerfindlichen Grund hatte ich das Gefühl in ein Korsett eingeschnürt zu sein, ich bekam schlecht Luft. Ich ließ meinen Rucksack seitlich an mir hinunter zu Boden gleiten und starrte für ein paar Minuten einfach ins Nichts. Dann folgte ich meinem Rucksack, und rutschte an meiner Eingangstür entlang auf den Boden. Ein Seufzer verließ meine Lippen. Was um alles in der Welt war gerade passiert? Oder besser gesagt: Was WÄRE noch passiert, wäre Goshiki nicht aufgekreuzt....

Nach einigen weiteren Momenten in denen ich einfach nur ins Leere starrte und versuchte, mir das, was gerade passiert war, zu erklären, fiel mir auf, dass ich noch immer Tendos Blazer trug, der noch angenehm nach ihm roch. Immer noch in Gedanken versunken streifte ich den Blazer ab und kämpfte mich widerwillig aus meiner gemütlichen Position hoch ins Stehen. Meine Haut war von einem dünnen Schweißfilm bedeckt und das unsichtbare Korsett, das meinen Brustkorb einzuschnüren schien hatte auch nicht nachgelassen. Überzeugt davon, dass es sicher an der Schuluniform lag, die ich noch immer trug, beschloss ich erst einmal meine Kleidung zu wechseln, denn in meiner Uniform hielt ich es keinen Augenblick länger aus. Während ich mich umzog, spazierte ich im Zimmer auf und ab, riss jedes Fenster auf, das ich finden konnte und holte mir ein Glas Wasser. Ich wusste gar nicht so recht, was gerade zwischen Tendo und mir passiert war, oder wie ich es erklären geschweige denn ganz normal weitermachen sollte, immerhin waren wie uns ziemlich nahe gekommen. Allerdings konnte ich auch nicht sagen was "normal" zu definieren war, da von meiner Warte aus gesehen Tendo nie wirklich "normal" mit mir verfahren war. Mit allen anderen redete er ununterbrochen und scherzte immerzu, auch wenn sie, wie Goshiki, im ersten Jahr und im Prinzip genauso neu wie ich waren. Die Tatsache, dass er bis zu diesem Gespräch an diesem Nachmittag nie mit mir redete, außer er war dazu mehr oder weniger gezwungen, hatte mich im Glauben gelassen, er könnte mich ganz einfach nicht ausstehen, die Aktion vom Nachmittag hatte mir aber eher das genau Gegenteil vermittelt.

Nach einem Glas Wasser, gewechselter Kleidung und fünf Minuten exzessivem Stoßlüften, das die Raumtemperatur auf gefühlt zwei Grad heruntersinken ließ, gewann ich aus irgendeinem Grund meine Haltung wieder, und riss mich zusammen. 'Du kannst jetzt nicht wegen diesem Kerl den Faden verlieren und dich so in Gedanken verlieren. Wahrscheinlich will er sich nur einen Spaß machen und angeben, er hätte sich eine Europäerin aufgerissen, würde ich auf sein komisches Verhalten und seine pseudo-charmanten Bemerkungen und Spitznamen entsprechend reagieren. Wobei er mir gar nicht so vorkommt wie ein Playboy, oder jemand, der mit den Gefühlen anderer spielt.... Grace, hör auf, du kennst ihn zwei Tage. ZWEI. TAGE. Das ist absolut gar nichts! Aber ich habe ich so wohl bei ihm gefühlt, so aufgehoben und geborgen, als könnte mich nichts rein gar nichts erschüttern. Das einzige was mich erschüttert hat, und zwar bis in meine Grundfesten, waren eben diese Gefühle und ihre unbeugsame Intensität, die ich nicht leugnen kann. Es fühlte sich nicht falsch an, sondern gut und richtig... Grace, lass es jetzt, du wirst keine Antwort auf deine Fragen erhalten, als lass es und schlag dir diesen Komiker aus dem Kopf. Vermutlich bist du nur eine verlorene Wette, oder aber sogar die Wette selbst, keiner weiß auf was für Ideen manche Spinner kommen... Aber er hat mich Prinzessin genannt... Und er hat mit meinen japanischen Namen aus mir herausgekitzelt, den habe ich noch niemandem hier anvertraut.... Das heißt gar nichts und das weißt du auch. Du bist eine unverbesserliche Plaudertasche, die, wenn sich die Gelegenheit bietet, den Mund einfach nicht halten kann, und sich nur allzu gerne in wilden Träumerein verliert, und Tendo ist auf dem besten Weg zu einer solchen Träumerei zu werden.... Konzentrier dich jetzt auf das Wesentliche.', meine zwei Inneren Stimmen, das Für und das Wieder, debattierten heftig. Ich bereitet dem Ganzen ein Ende und entschloss mich meinen Fokus nun wirklich auf meine schulische Karriere zu legen, dafür war ich schließlich da. So schwer es mir fiel, aber die strengere der beiden Stimmen hatte recht. Nichtsdestotrotz war ich jemand der mit seinem Kopf ständig in den Wolken unterwegs war, und sich zu leicht in Hirngespinsten verlor. Schule ging nun einmal vor.

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt