Kapitel 39

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Diese entspannte und romantische Zeit die wir Sonntagabend bzw. Montagnacht miteinander verbrachten war jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm. Der darauffolgende Morgen war chaotisch, sehr chaotisch, und vor allem ein Seiltanz. Ich hatte von Zeit zu Zeit das Gefühl, meine inneren Stimmen könnten ein Unterhaltungsensemble gründen: Ich hatte einen Violinisten, einen Klaviervirtuosen, eine Gouvernante und von nun an auch noch einen Seiltänzer, der auf meinen drahtdünnen Nerven halsbrecherische Kunststücke vollführte, äußert dubios...

Es war Montag, und das letzte Spiel des Vorentscheids würde heute um zwölf in der großen Sporthalle in Sendai stattfinden. Die Shiratorizawa sollte gegen die Aoba Johsai spielen, die Schüler fürs Anfeuern, waren natürlich auch wieder mit von der Partie. Unser Bus würde um elf wegfahren, der der Volleyball-Mannschaft um zehn, damit sie noch Zeit zum Aufwärmen, für Besprechungen und alles weitere hatten, vom Unterricht waren wir für ausnahmsweise freigestellt.
Irgendwann am vorhergegangenen Abend, hatte Satori mir gegenüber etwas davon erwähnt, dass er aller spätestens um neun aufstehen müsste, um sich seine Sporttasche zu holen, zum Frühstück zu gehen und es rechtzeitig zum Bus zu schaffen. Nun, das Problem an der ganzen Sache war, dass ich erst um halb zehn aufgestanden wäre, und meinen Wecker dementsprechend gestellt hatte, und bevor dieser Hitzkopf von einem Mittelblocker auch nur für einen Moment an die Möglichkeit sich selbst einen Wecker zu stellen gedacht hätte, überlässt er das natürlich lieber meiner verpeilten Wenigkeit. In allen anderen Belangen war ich strukturiert, organisiert und hatte (insgeheim) immer alles so detailliert durchgeplant, dass mich Darcy schon einmal "Feldmarschall Grace" genannt hatte, aber wehe es kam mir so etwas wie Satori dazwischen: Dann flogen meine Organisation und die Struktur aber hochkant zum Fenster hinaus!

Der Wecker klingelte also, durch meine Verdunkelung kroch schon seit längerem das Tageslicht. Durch die Spalten der Rollos drang Licht, das ein zartes Pünktchen-Muster auf den Boden, den Kissenhaufen und die beiden darauf schlafenden Teenager, die das Turteln der letzten Nacht ziemlich ermüdet hatte, warf. Sobald ich den Ton des Alarms gehört hatte, stand ich auch schon auf um ihn auszuschalten. Dann streckte ich mich, massierte meinen Nacken und meine Schultern, die von der Nacht auf dem Boden doch etwas in Mitleidenschaft gezogen worden waren, um nach wenigen Momenten wieder auf den Boden zu Satori zu sinken. Dicht neben ihm kniend beugte ich mich langsam über sein Ohr und flüsterte so zart und verführerisch es mir möglich war: "Aufstehen du Vollpfosten, heute ist Spieltag, zack zack." Alles was ich zur Antwort bekam war ein "Hmmmmhhh.." gefolgt von einem leidenschaftlichen Tête-à-Tête mit dem Kopfkissen. Er wandte sich zu mir und sah mich mit müden, und vom Schlafen noch leicht glasigen Augen an, um mich dann um die Taille zu packen und auf sich zu ziehen. Unter meinem Körper stöhnte er kurz auf und begann dann, bevor ich mich über den unterschwelligen Kommentar zu meinem Gewicht beschweren zu konnte, mit seinen Fingerspitzen meinen Rücken auf und ab zu fahren. Die beinahe kitzelige Berührung bereitete mir Gänsehaut, noch immer sah er mich erwartungsvoll und verschlafen an. Eine Weile lang blieben wir in dieser Position, bis ich dann folgendes sagte, und seine Lebensgeister in affenartiger Geschwindigkeit wieder da waren: "Ich würde auch gerne den ganzen Tag so liegen bleiben, aber wir müssen aufstehen.... es ist fast zehn nach halb zehn."

Schlagartig vergrößerten sich seine Augen, er hob seinen Oberkörper und fragte vorsichtig: "Du meinst halb neun oder?"

"Nein ich meine zehn nach halb zehn, neun Uhr und achtundreißig ist es jetzt, also komm schon", erwiderte ich ein monströses Gähnen zurückhaltend.

So schnell konnte ich gar nicht schauen, lag ich auf dem Boden und Satori stand auf den Beinen. Er fuhr herum, unfähig zu erfassen was er als nächstes tun sollte. "Was ist denn jetzt mit dir los?", ich hatte nicht auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass er eigentlich schon beim Frühstück sitzen und sich mit dem Team aufs Spiel vorbereiten sollte.

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt