Kapitel 55

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Grace' PoV

Wortlos stand ich vom Boden auf und folgte Wakatoshi nach draußen, etwas zu sagen hätte keinen Zweck, ich wusste was sich da auf mich zubewegte. Er ging voraus, marschierte eisern wie ein Soldat auf Patrouille durch den Gang und setzte entschlossen einen Fuß vor den anderen. Im Gebäude war es stickig, die Luft war schwer und der kalte Angstschweiß der Aufregung mit dem mein Pullover geradezu getränkt war, ließ den Stoff unangenehm an meiner Haut kleben.

Zu gerne hätte ich einfach wieder kehrt gemacht, und mich mit einer eleganten Pirouette in Richtung meiner Zimmertüre aus der Affäre gezogen, aber ich musste da jetzt durch, das war ich Satori, Wakatoshi und mir selber schuldig.

Kaum standen wir unter dem Vordach, legte er mit seiner Moralpredigt los: "Was zum Teufel, HAST DU DIR DABEI GEDACHT? Was? HM? WAAASS? Sakura ich bin fassungslos, ehrlich. Du bist sonst immer in allem was du angehst so überlegt und erlaubst dir nie Fehltritte, dass gerade DU so einen Blödsinn abziehst hätte ich nicht einmal zu träumen gewagt! Du, die mir noch am Anfang des Schuljahres zugesichert hat, dass du dein Herz, oder besser deine Finger, nach dem was ich da in deinem Wohnzimmer gesehen habe, stillhältst und dir solche Eskapaden nicht mit meinen Teamkameraden erlaubst! Und dann ausgerechnet Tendou! Warum nicht Shirabu oder Kawanishi, das wäre so offensichtlich zum Scheitern verurteilt, dass du es nach drei TAGEN eingesehen hättest!? Gerade Tendou musst du dir auserwählen, natürlich!" Er gestikulierte wild mit den Händen herum, wie ein fanatischer Sektenführer der seine Jünger von der Rechtmäßigkeit seiner Ideologie überzeugen will.

"Wakatoshi ich-..."

"Egal was du mir sagen willst, ich mache es jetzt kurz und schmerzlos: Was auch immer da zwischen euch war, es ist mit dem heutigen Tag beendet, verstanden? Ich will keine Widerrede hören, du weißt genauso gut wie ich, dass du und er keine gemeinsame Zukunft haben. Du willst doch studieren und zurück nach England oder? Warum, um alles in der Welt, lachst du dir dann einen Freund an, der mit einer beinahe 100%igen Wahrscheinlichkeit nicht den gleichen Weg gehen wird wie du? Sag mir, warum du so egozentrisch bist und glaubst die Freiheit zu besitzen einfach durch eine überstürzte Beziehung unser Team zu zerstören und so unser aller Leben, die gesamte Grundstruktur der Mannschaft auf den Kopf zu stellen, sag es mir!"

Nun konnte ich nicht mehr anders, und mein Unterbewusstsein gab den Startschuss für meine aufgestauten Tränen. Es war, als hätten sie nur noch auf den entscheidenden Moment gewartete, in dem sich mir endgültig offenbaren würde, dass Wakatoshi unsere Beziehung nicht zulassen würde. Irgendwo ganz tief in mir drinnen, hatte ich mir selbst ein Fünkchen Hoffnung erhalten, eine schwache und kaum lebensfähige Flamme, die gegen die Dunkelheit um sie herum anzukämpfen versuchte - gänzlich umsonst. Ich schluchzte heftig auf, spürte wie die salzige Flüssigkeit unkontrolliert und ohne Hemmungen über meine Wangen floss, während ich voller Trauer, Scham und Zorn zu Boden sah. Als Wakatoshi keine Antwort erhielt, nahm er mich an den Schultern und zwang mich ihm in die Augen zu sehen.

"Warum? Hm? Warum musst du das tun? Ich habe dir von Anfang an glasklar vor Augen geführt, dass eine Beziehung zu einem meiner Teamkameraden nicht drin ist, wieso um alles in der Welt arbeitest du so sehr gegen mich? Du bist wie eine Schwester für mich, Tendou ist mein bester Freund, weißt du wie unglaublich verräterisch und rücksichtslos deine Aktion war?!"

"Ich glaube ich bin alt genug um selbst zu entscheiden mit wem ich zusammen bin. Wakatoshi, du bist auch für mich wie ein Geschwisterteil den ich nie hatte, aber Satori und ich, das ist etwas so Ernstes! Ich habe mich verdammt noch eins in ihn verliebt und ich will mit ihm zusammen sein! Du musst keine Angst haben, dass es auseinander geht, weil es nicht enden WIRD! Unsere Beziehung hat den Druck der durch die Geheimniskrämerei auf ihr lastete überstanden, und die Schwere der Lüge, die wir dir und allen anderen aufzutischen gezwungen waren! Es. wird. nicht. ENDEN!" Aus mir sprudelte alles heraus und ich ließ meinen Emotionen freien Lauf. Mit aller Kraft und allem an verbalen Zusicherungen die ich aufbringen konnte, versuchte ich ihn zu überzeugen.

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt