Kapitel 71

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Ich habe lange nachgedacht wie ich das letzte offiziell Spiel, das die Jungs traurigerweise für diese Saison spielten, beschreiben soll. Mir fehlen ganz ehrlich die Worte, und ich habe lange mit mir gerungen, in einem verbalen Todeskampf sozusagen, da mir partout kein wirklich guter Anfang in den Sinn kommen wollte, oder besser gesagt weil ich nicht wusste WO ich eigentlich anfangen sollte. Die Eindrücke und Impressionen dieses Matches waren so zahlreich, und Großteils so opulent und aufdringlich, dass es mir unmöglich erschien auch nur den Versuch zu unternehmen die Geschehnisse auf dem Spielfeld in Worte zu fassen. Schlussendlich kam ich zu dem Schluss, dass den besten Anfang wohl der wortwörtliche Anfang, der Beginn des Spiels also, darstellt und das chronologische Aufzählungen sich nicht ganz umsonst solcher Beliebtheit in der Anwendung erfreuen. So beginne ich also von vorne....

Als wir an der Halle ankamen, waren schon einige dort. Nicht nur Oberschüler oder Volleyballtrainer und leidenschaftliche Familien- und Schul-Fanclubs, sondern auch das Fernsehen, sowie einige Journalisten und Werbemenschen. Es war schon einiges los gewesen, als sie damals gegen die Aoba Johsai gespielt hatten, aber die Ansammlung die uns dort erwartete, war kaum zu übertreffen. Das lag vermutlich daran, dass die Karasuno Oberschule bislang nicht mehr wirklich mit ihren Leistungen auf dem Volleyballfeld glänzen konnte, und sozusagen in dieser Saison ihr großes Comeback hatte. "Die Krähen die nicht mehr fliegen konnten", so nannte sie eine der Zuschauer, sie mussten in der Vergangenheit wohl ein durchaus ernstzunehmender und einschüchternder Gegner gewesen sein.

Wir bahnten uns als Truppe geeint einen Weg zu den Tribünen, wo die Pauken positioniert wurden und jeder einen Sitzplatz zugewiesen bekam. Dann verteilten sie sozusagen unser 'Werkzeug', einen bzw. zwei lilafarbenen Zylinder für jeden, danach hatten wir noch ein wenig Zeit uns umzusehen. Ich ging gemeinsam mit Haruka und Kuraiko von der Tribüne hinunter in Richtung des Ausganges um ein noch ein paar Minuten Frischluft zu schnappen, wussten wir immerhin nicht wie lange diese Partie, welche prinzipiell mit der beachtlichen Anzahl von fünf Sätzen angesetzt worden war, dauern würde und wann wir wieder Gelegenheit hatten frische Luft zu schnuppern.
Der Tag war ein schöner, die Sonne schien angenehm herbstlich vom Himmel, und die letzten Vögel, die noch nicht ab in den Süden gezogen waren, trugen uns ihre Lieder vor. Ich hatte mich unheimlich leicht und unglaublich befreit gefühlt als ich in den Bus eingestiegen war, was auch während der ganzen Fahrt angehalten hatte. Erst als wir an der Sporthalle angekommen waren und ich Satori und den Rest der Mannschaft aus ihrem Bus aussteigen sah, holte mich die Realität wieder ein. Dieses erste Hoch verursacht durch den Eindruck sein Ziel nun mehr oder weniger erreicht zu haben, ließ mich ein Gefühl der Unbesiegbarkeit verspüren, doch bei dem Anblick der sich mir bot, wurde ich schlagartig wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, da mir klar wurde, dass dies das letzte Mal sein würde, dass ich Zeuge eines so feierlichen Ereignisses sein durfte. Viel mehr wurde mir bewusst, dass ich doch gar nicht so unbesiegbar war, wie ich fälschlicherweise angenommen hatte, sondern, dass ein so marginales Ereignis schon ausreichte um mich wieder nieder zu strecken und mich wie ein Stein auf den Grund des Sees zurücksinken ließ. Das Aussteigen alleine schien schon höchst feierlich, und gerade diese zeremonielle Komponente des ganze Vorgangs machte es für mich so gewichtig und bedeutend. Nicht nur die Melancholie des letzten Mals holte mich ein, sondern auch die Aussicht in nicht allzu ferner Zukunft wirklich und wahrhaftig von Satori getrennt zu sein. Ich hatte keinen blassen Schimmer was er nach der Schule tun würde, und ich bezweifelte ernsthaft, dass unsere Beziehung nach dem ganzen Drama eine Chance hatte, was mich aus meinen Wolkenschlössern zurück auf den harten und kalten Erdboden fallen ließ.

"Nanu, warum bist du denn so still seit wir ausgestiegen sind, Grace?", fragte Kuraiko mich besorgt. Ich hielt mir eine Hand schützend vor mein Gesicht um nicht vom Sonnenlicht geblendet zu werden und antwortete: "Nichts wichtiges, macht euch keine Sorgen. Mir ist nur wieder Mal klar geworden, dass nichts auf ewig wehrt und ein Schuljahr nur ein Wimpernschlag ist."

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt