Kapitel 58

561 37 8
                                    

Grace' PoV

Am Freitag ging ich wieder zur Schule. Als ich den Klassenraum kam, saß Semis Sitznachbar neben Satori. Wie angewurzelt blieb ich in der Tür stehen und fixierte Satori mit stählernem Blick. Er hob sein Kinn an, und sah mit einem lethargischen Blick in meine Richtung. Die Augen lagen tief in den Höhlen und sein Gesicht war aschfahl, er wirkte wenig ausgeschlafen und trotz seiner trägen Erscheinung innerlich unruhig. Kaum hatten sich unsere Blicke gekreuzt, sanken seine Lider schlagartig nach unten und schlossen seine Augen, als wolle er meinem Blick und der Tatsache, dass ich immernoch existierte, ausweichen. Einige Momente lang hielt er die Augen geschlossen und atmete hörbar tief aus und ein, bis Watanabe, der zuvor neben Semi gesessen hatte, sich ihm zuwandte und fragte: "Was ist den mit dir los? Du bist doch sonst so ein heißblütiger Sanguiniker, machst du jetzt einen auf geisteskrank?" Keine Reaktion, nur eine sich hebende und senkende Brust und geschlossene Augenlider. Vom anderen Ende des Klassenzimmers kam es von Akayama: "Das muss er doch gar nicht schauspielern, das ist dieser Wahnsinnige doch sowieso!" Noch immer nichts, kein Wort, nur Atmen.

Seufzend trat ich über die Türschwelle und bahnte mir meinen Weg zu Semis Tisch. Mein neuer Sitznachbar begrüßte mich herzlich: "Grace, es ist schön dich wieder in der Klasse zu sehen! Geht es dir wieder gut genug um am Unterricht teilnehmen zu können?" Ich ließ mich auf den Stuhl neben ihm plumpsen und seufzte erneut auf, ehe ich antwortete: "Ja, danke mir geht es soweit wieder einigermaßen gut. Ich bin zwar noch etwas schwach, da das Fieber ziemlich an meinen Kräften genagt hat, aber es geht soweit." Zufrieden über meine Antwort lächelte Semi mich an, dann wurde seine Miene ernster und er dämpfte seine Stimme. "Was ist zwischen Tendou und dir vorgefallen? Es sieht ihm nicht ähnlich einfach den Sitznachbar zu wechseln, er steht normalerweise über solchen Dingen", fragte er mich mit einem eindringlichen Blick. Meine Kehle fühlte sich wieder wie zugeschnürt an, und ich wäre in diesem Moment am liebsten in meinem Pullover versunken. "Ich kann es dir nicht sagen, wirklich nicht. Wenn ich wüsste was mit ihm los ist, würde ich es dir auf jeden Fall erzählen, Semi", während ich sprach hielt ich meinen Blick gesenkt und wagte es kaum ihn auch nur schief von der Seite anzusehen. Ich wusste zwar warum er sich so benahm, den tieferen Grund für seinen plötzlichen Sinneswandel kannte ich jedoch wahrheitsgemäß ebenso wenig wie alle anderen um mich herum. Ich konnte die Beziehung zu Tendou und den Freitag vor einer Woche gegenüber dem restlichen Team keinesfalls aufrollen, es wäre egoistisch von mir gewesen sie als Mülldeponie für meinen seelischen Unrat zu verwenden, dann hätte ich Wakatoshi im Übrigen in seiner Anschuldigung, dass ich egozentrisch wäre, erst recht bestätigt und mich wahrscheinlich gänzlich ins Aus geschossen. Semi beließ es dabei, und ich bemühte mich ein freundliches Gesicht aufzusetzen, dass die anderen um mich herum nicht ahnen ließ, durch welche Hölle ich zu gehen hatte.

Wakatoshi patrouillierte mehrmals im Laufe des Schultages den Gang auf und ab, um jedes Mal wenn er an meiner Klasse vorbei ging einen stechenden Blick durch das Fenster, das zum Flur hinausging, zu werfen. Jedes Mal wurde seine steinerne Miene weicher, wenn er sah, dass ich neben Semi saß und kein Wort zwischen Satori und mir fiel.

Zu Mittag hatte ich mich, entgegen meines Willens aber noch immer zu den Volleyballspielern zu setzten. Sobald ich mir mein Tablett mit meiner Portion geschnappt hatte, die ich im übrigen sowieso nie auch nur mit der Spitze meiner Essstäbchen berührte, steuerte ich auf den Tisch zu, an dem die Mädchen aus meiner Klasse saßen. Da hatte ich die Rechnung ohne Wakatoshi Ushijima gemacht! Ruhig und unauffällig schritt er dann neben mir her, wurde zu meinem Schatten und drängte mich geschickt ab zum Tisch der Volleyballspieler aus der dritten Stufe. "Darf ich fragen was das soll? Kann ich mich jetzt nicht einmal zu meinen Freundinnen setzten?", fuhr ich ihn an. Ich konnte nicht glauben, dass er mir scheinbar jeden eigenen Willen verbieten wollte, wo ich doch geglaubt hatte er wüsste, dass ich für solche Spielchen und Bedrängungen absolut nicht zu haben war. "Du weißt schon, dass es auffällt, wenn du plötzlich nicht mehr neben ihm sitzt und dann einfach so von heute auf morgen entscheidest, dass du nicht mehr mit uns am selben Tisch sitzen willst, oder?"

Sakura - A Haikyu!! FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt