Kapitel 9

526 28 0
                                    

Ich schlug die Augen auf. Sie brannten wie die Hölle Ich lag auf weißem Boden. Es war ein Mosaik aus Beigen und weißen Fliesen. Ich stand auf, was gar nicht so leicht war wie gedacht. 

Ich war alleine. Ich stand in einem rundem Raum. Und damit mein ich richtig rund. An der Decke diriekt über mir hing ein gigantischer Kronleuchter. Das machte mir etwas Angst. Ich schaute an mir herunter. Ich trug ein blaues aufgebauschtes Kleid ohne Träger. Meine langen, blonden Haare hingen offen über meinen Rücken.

War ich tot?

Meine Schusswunde war weg und ich hatte Durst. Ich biss mir auf die Lippe um nicht auszurasten.

Ich war nicht tot. Hätte mich auch gewundert. Dann hätte ich ja ein echt langes Leben gehabt. 

Nicht toter als ich vorher schon war.

Ich lief zu der Tür, die sich genau vor mir befand. Komisch, dass ich sie jetzt erst bemerkt hatte. 

Ich betrat einen riesigen Raum. Alles so riesig hier.

 Er hatte auch ein Mosaik Boden, aber aus schwarzen und weißen fliesen. Als ich über den Boden lief, hallte das klacken meiner High Heels durch den riesigen Raum. Mann, bin ich froh, dass ich auf High Heels laufen kann. Ich musste übe. 

In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Mamorthron. Der war bestimmt verdammt teuer. Er glänzte. 

Auf ihm saß eine Frau in einem langen weißem Kleid. Man hätte auch denken können, dass sie gleich heiraten würde. Ich wunderte mich, dass sie mich noch nicht gehört hatte, denn die Absätze der High Heels waren so gut wie unüberhörbar. Ich ging auf sie zu und sah wieso sie mich nicht hörte.

Sie schlief.

Und wie sie schlief. Man konnte ihr lautes Schnarchen Überall hören. Ich bemerkte es aber erst jetzt, da ich total im Gedanken war. Ich verdrehte die Augen. Ich nahm das Glas Wasser, dass neben ihr auf einem Tisch stand und kippte ihr den Inhalt ins Gesicht. Wie fies ich sein konnte. 

In meiner Anwesenheit wird nicht geschlafen! Erst recht nicht geschnarcht!

Selbst Schuld.

Sie schreckte hoch. Ihre Augen waren leuchtend Blau. So blau wie meine früher. Plötzlich kam ein Diener in den Saal und ging auf die Frau zu. Hat die auch noch Diener? Verwöhnte Göre. Er verbeugte sich vor ihr. Ich blieb kerzengerade vor ihr stehen. Ich werde mich ganz bestimmt nicht vor ihr verbeugen. "Sie müssen sich vor der Königin verbeugen", sagte er.

Drei Worte.

Auf. Keinen. Fall.

"Wieso?", fragte ich und bemerkte, dass ich mich wie ein Kleinkind benahm, dass den Spinat nicht essen wollte. Ich hasste Spinat. Widerstrebend stand ich immer noch vor dem Thron. "Wieso verbeugt sie sich nicht?", fragte die Königin. Ok? SIe redet nicht mit mir? Soll mir Recht sein?

Der Diener zuckte mit den Schultern. "Wieso sollte ich mich verbeugen?", fragte ich. "Respektiert eure Königin der Engel", sagte sie. "Ach die Tatsache ändert auch alles", bemerkte ich sarkastisch. "Wer seit ihr?", fragte sie. "Mein Name ist Karena Julie Violetta Miller. Ich bin ein Halbengel", sagte ich. Wieso sagte ich allen eigentlich immer sofort die Wahrheit? Die Königin erhob sich und kam auf mich zu. "Sie sind meine verlorene Tochter", sagte sie. Und das soll ich jetzt glauben? Tja, falsch gedacht. Und seit wann siezt man seine eigenen Kinder? Ich verdrehte die Augen.

Erst sollte ich ein Halbengel sein. Dann auch noch eine Prinzessin. Ich war verwirrt. Ich lächelte. Sie legte eine Hand auf meine Schulter und zog sie sofort wieder weg. "Vampir", fauchte sie. Sofort griffen Wachen nach mir und schleiften mich eine Treppe herunter in einen Kerker. Tolle berüßung. Hätte echt darauf verzichten können. Sie öffneten eine Tür und warfen mich auf den Boden. Ich prallte hart auf und meine Schulter schrappte auf. Ich stand sofort wieder auf. Neben meinem Gefängnis waren noch einige mehr. 

Alles Vampire.

Mir fiel auf, dass ich das einzige Mädchen war. Halleluja!

Ich ging an die hintere Wand. Aufs dem Boden saß ein Junge, etwa so alt wie ich. 

Er sah dehydriert aus. Ich hockte mich hin. Er saß dort und begann lebendig zu verrotten. Abgesehen von seinem abgemagerten Körper und den leuchtend roten Augen mit tiefen Violetten Augenringen sah er ziemlich heiß aus. Ich weiß, ich habe gerade so einen Lauf. "Wer bist du?", fragte ich. Er hob aus letzter Kraft den Kopf und schaute mir in die Augen. Sein Hals knackte. Er zitterte und sah aus als würde er zerbrechen. "Hier", flüsterte ich und hielt ihm mein Handgelenk hin.

Wow, konnte ich nett sein.

Er schaute mich fragend an und ich nickte. Er griff mit seinen mageren Fingern mein Handgelenk und biss zu. Es brannte. Nach einigen Sekunden zog ich es weg. Er schaute mich dankbar an. "Danke", sagte er. Seine Stimme klang göttlich. Seine Haut nahm eine richtige Farbe an und seine Haut gewann an Fülle. Und Muskeln.

Er stand auf. Nun konnte ich ihn komplett sehen. Ich hatte mich nicht getäuscht. Er sah unglaublich aus. Ich biss mir auf die Lippe und schaute ihn an. "Willst du ein Foto?"; fragte er. "Ohne Handy?", lachte ich. Er grinste zurück. Ich stand auf und lehnte mich an die Wand. "Wieso hast du mir dein Blut gegeben?", fragte er. "Ich brauchte Gesellschaft. Außerdem will ich hier ausbrechen und brauche dabei Hilfe", erzählte ich. Er nickte nur.


Halbschatten - verwandelt, verlassen, verändert #Buch 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt