Meine Lippen legen sich um die Erdbeere, welche vollkommen mit Schokolade überzogen ist und ziehen diese von dem Holzstiel ab.
"Probieren?"
Ich halte Isaac den Spieß entgegen und lächel ihn still an. Gespannt blicke ich auf seine vollen Lippen, wofür ich ein Lachen von ihm ernte.
"Du bist hübsch, lass mich dich in Ruhe anschauen.",murmel ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Die rote Beanie lässt seine gewellten Haare noch hervor schauen, was wirklich süß aussieht. Seine dunklen Augen mustern mich ebenfalls, nur um einiges eindringlicher, zumindest wirkt es nicht so, als würde er sich mit meinen Blicken unwohl fühlen, ich unter seinen nunmal schon irgendwie. Was genau er sich denkt, kann ich mir nämlich keinesfalls vorstellen. Mir wird der Spieß mit den Weintrauben vor die Nase gehalten, also schüttel ich angeekelt den Kopf.
"Weintrauben in Zartbitterschokolade ist- unmenschlich."
"Du bist einfach zu pingelig."
"Du bist einfach zu pingelig.",äffe ich ihn nach.
"Jetzt probier."
Widerwillig ziehe ich eine Weintraube ab und lasse diese in meinem Mund verschwinden.
"Aber wieso dunkle Schokolade?"
"Alles andere ist zu süß, Madison."
"Das ist der Sinn an Schokolade."
"Ich steh nicht auf Schokolade.",entgegnet er sofort.
"Die meisten Kirmessüßigkeiten sind mit Schokolade."
"Nicht wirklich."
Ich seufze:"manchmal hab ich das Gefühl, dass du mir einfach gerne widersprichst."
"Ich liebe es."
Meine Mundwinkel zucken nach oben. Ich merks. Sowas von. Sein Arm schlingt sich um mich, während wir in die Straße abbiegen, die uns nach Hause bringt.
"Ich will bald nochmal in den Centralpark auf den Weihnachtsmarkt.",merke ich nebenbei an.
"Du hast hier noch nicht viel gesehen, oder?"
Seufzend schüttel ich den kopf. Aber das muss ich. Natürlich muss ich das. Es ist der elfte Dezember und knapp dreiundzwanzig Uhr, und vor vier Stunden wurde dann offiziell der Weihnachtsbaum am Rockefeller Center erhellt. Wie besonders das war, brauche ich sicherlich nicht extra zu erwähnen, ich meine, verdammt, gehört das nicht irgendwie zu New York?
"Wie lang bist du hier?",will Isaac wissen und reißt mich somit aus meinen Gedanken.
"Bin im Februar eingestiegen ins Semester, mitte Januar war ich dann- vollständig hier.",erzähle ich.
"Also dein erstes Weihnachten?"
Ich nicke:"exakt."
"Fliegst du denn nach Hause? Über die Feiertage?"
"Nein, keine Lust, und du?"
"Werde auch hier bleiben.",murmel ich und seufze erneut.
Hauptsächlich, weil ich einfach keine Lust hab, auf Familiendramen. Ich bin mir nämlich sicher, dass es davon genügend geben wird, so, wie die meisten Jahre. Von meinen Cousinen bin ich nämlich nicht sonderlich angetan und andersrum wohl genauso. Die letzte Erdbeere auf dem Holzspieß ziehe ich ab und lasse diesen dann in die Mülltonne vor dem großen Gebäude wandern.
Ich schließe die Türe auf, ehe wir gemeinsam den Aufzug betreten.
"Hast du-"
Fragend schaue ich Isaac an, als mir auffällt, dass er seinen Satz zu beenden scheinen will, es aber nicht tut.
"Kommst du noch rüber?"
Er zieht den Reißverschluss seiner Jacke auf und weicht meinem Blick aus, dass er es versucht, unabsichtlich wirken zu lassen, ist nur leider zu offensichtlich. Ich muss schmunzeln, nicke aber.
"Gib mir zwei Minuten."
Auch hier schließe ich meine Haustüre auf und lasse diese kurz darauf hinter mir zu knallen. Sowohl meine Nikes, als auch meine Jeans streife ich ab. Unzufrieden fahre ich über meine Beine. Wüsste ich nicht, dass das nicht so schnell geht, würde ich fast sagen, dass ich kurz davor bin, zu erfrieren. Zumindest fühlen sich meine Beine mittlerweile leicht taub ab, aber was soll ich schon anziehen, abgesehen von Jeans, Leggings oder anderen, normalen Hosen? Mit Schneeanzug kann ich hier ja schwer rum laufen.
Im Schlafzimmer angekommen schlüpfe ich in die nächstbeste Leggings, ziehe mir ein frisches T-Shirt über, genauso wie die hellgrünen Kuschelsocken. Mir entkommt ein Gähnen, weil es ich doch schon recht müde bin. Wobei das wahrscheinlich nur daran liegt, dass mir, wie so oft, eisig kalt ist. Mit meinem Handy in der Hand husche ich wieder raus aus meiner Wohnung und klopfe an Isaacs Türe.
"Hi."
Ich lehne meinen Kopf kurz gegen seine Brust, was vielleicht gerade noch so als umständliche Umarmung durch gehen könnte und schiebe mich dann an ihm vorbei.
"Deine Wohnung ist wirklich hübsch.",murmel ich und schaue mich nochmal genau um. Wohnzimmer und Küche sind genau so wie sein Schlafzimmer schlicht weiß gehalten, mit einigen schwarzen und silbernen Details.
Ich lächel Isaac an und seufze. Nicht nur seine Wohnung, verdammt.
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...