"Es ist ein Unterschied, ob du traurig bist, oder ob du depressiv bist, verstehst du?"
Ich blicke Isaac an und nicke aufmerksam, in der Hoffnung, er spricht weiter, auch ohne, dass ich ihn dazu explizit auffordere.
"Hannah ist deine Freundin, ich weiss. Aber- du- okay, also."
Er setzt sich etwas mehr auf und lehnt sich gegen das große Kissen, welches die kalte Wand etwas abpolstert.
"Sie sagt, sie sei depressiv, als wäre das etwas so belangloses. Es ist ein Unterschied. Bist du depressiv, oder bist du traurig? Ich meine, jeder ist mal traurig. Du hast einen schlechten Tag, machst dir Gedanken und endest letztendlich im Bett oder weinst. In Ordnung. Jeder ist mal traurig. Man braucht Traurigkeit, um letztenendes zu wissen, was Glück ist.",erzählt Isaac weiter. Abgelenkt gestikuliert er, nicht so, wie ich es tue, wenn ich aufgeregt bin, eher so, als würde er das wirklich einfach unterbewusst machen. Ich lächel ihn leicht an und lege meine Hand um seine, bekomme somit sofort seine Aufmerksamkeit.
"Hannah wollte niemanden damit angreifen, Isaac, dich schon gar nicht.",merke ich leise an und fahre vorsichtig über seinen Nacken. Der Plan, mit Hannah und Quinton Irgendetwas zu unternehmen ist vollkommen schief gegangen. Letztendlich haben wir uns entschieden, zu dem kleinen Skaterpark zu fahren, von dem Hannah andauernd redet. Während Quinton und ich uns nunmal auch darauf bezogen haben, sind Hannah und Isaac recht schnell in eine Diskussion verfallen, als diese angemerkt hat, wie depressiv sie die aktuelle Situation denn machen würde. Welche situation? Die, in der Universität zu sitzen oder ab und zu nunmal auch im Krankenhaus, und sich um ihr Medizinstudium zu kümmern. Zwar kann ich verstehen, dass es schwer ist und auch, dass man keine Lust mehr auf dieses Chaos hat, immerhin hab ich mein Studium beendet aufgrund dessen. Dennoch weiss ich, dass Isaac wohl etwas sensibel ist, was das betrifft, was ich andererseits auch vollkommen verstehen kann. Zurück gefahren sind wir dann auf jeden Fall ziemlich zügig.
"Ich weiss. Aber- keine Ahnung."
"Erzähl mir trotzdem, was du denkst."
"Wenn sie- okay. Du denkst, du bist depressiv, betitelst dich als depressiv und versteifst dich darauf, dass du auch genau das bist- dann endest du letztendlich auch depressiv, verstehst du, Madi? Vielleicht ist sie- depressiv. Vielleicht, ich kenne Hannah nicht wirklich, habe keine Ahnung, wie sie tickt oder was in ihrem Leben vorgeht. Aber-"
Isaac hält inne und lehnt seinen Kopf auf meiner Schulter ab, weswegen ich anfange, über seinen Rücken zu streicheln.
"Aber?",hinterfrage ich und küsse seine Nase.
"Entweder man kommt damit klar, oder man kommt damit nicht klar. Es macht dich nicht glücklicher, wenn du dich- über so etwas amüsierst oder es auf die leichte Schulter nimmst, in einigen Fällen triffst du nämlich jemanden, der damit ganz und gar nicht klar kommt."
Meine Lippen legen sich kurz um den rosanen Strohhalm, welcher in meiner Cola verschwindet, ehe ich Isaac mein Glas entgegen halte.
"Und du kommst damit auch nicht klar?"
"Doch. Ich weiss nur, wie es ist, wenn es anders ist.",erwidert er nur und trinkt kurz an der Cola, lasst davon dann aber wieder ab also stelle ich das Glas wieder auf den Tisch vor uns.
"Wie lange ist es her seitdem dein Freund verstorben ist?",will ich wissen, schaue ihn an, in der Hoffnung, aus seiner Reaktion schlussfolgern zu können, wie er sich fühlt. Er wirkt nicht angespannt, eher abgelenkt, was nicht gerade typisch ist, für Isaac.
"Zwei Jahre."
"Erzähl mir über ihn."
"Hm?"
"Dich scheint das noch mit zu nehmen, also- du kannst mir etwas erzählen, wenn du magst."
"Dankeschön, Madison aber- lieber nicht. Ein andermal."
Ich nicke und lächel Isaac an:"wann immer du willst."
Langsam lasse ich von ihm ab und lege mich hin, strecke meine Beine aus, weil das Kribbeln darin mir zeigt, dass ich vielleicht etwas zu verknotet sitze.
Auffordernd blicke ich ihn an und warte, bis Isaac sich zu mir gesellt.
Sein Arm legt sich sofort um mich, was ich ihm mit zufriedenem summen gleich tue.
"Ich wollte dir den Tag nicht kaputt machen, weißt du?"
"Hast du nicht, Madi."
Wieder nicke ich, auch, wenn ich mir sicher bin, dass ich das schon irgendwie hab. Immerhin ist Hannah meine Freundin, demnach bin ich doch irgendwie dafür verantwortlich. Ich seufze und zucke mit meinen Schultern. Eine Ausnahme.
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...