Genervt lasse ich mich auf mein Bett fallen. Ich streife mir Socken über und krempel meine Hose zwei mal nach oben, weil diese sonst zu lang ist. Selbst, für meine Boots zu lang, und das heißt schon was. Ich sollte wirklich mal mehr in Jeans investieren, um welche mit Längenangaben zu bekommen. Wobei es mir wirklich schwer fällt, mit meinem Geiz aus zu kommen wenn ich über fünfzig Euro für eine Jeans ausgeben soll. Ich meine, bitte, wofür? Die meiste Zeit trage ich die Sachen, die ich zur Arbeit tragen sollte, und den Rest der Stunden hab ich sogut wie immer andere Hosen an, Jeans sind bei mir ausnahmen. Mein Blick wandert zum Spiegel gegenüber. Das einfache Langarmshirt wird größtenteils von dem senfgelben Cardigan bedeckt, sieht aber zusammen wirklich ganz hübsch aus. Die schwarze, hochtaillierte Jeans zeigt zum Glück keine Haut zwischen dem Saum meines Tops und meinem Hosenbund, in dem Wetter wäre das nämlich ziemlich unpassend. Die vereinzelten Schneeflocken sind nun zu einer recht hohen Masse geworden, sicherlich ein halber Meter und die Minusgrade sind kurz davor, zweistellig zu werden. Wobei, wahrscheinlich sind sie das schon, gefühlt auf jeden Fall. Um ehrlich zu sein bin ich einfach nur froh, aktuell Wochenende zu haben, denn um ehrlich zu sein, hätte ich absolut keine Lust jetzt in der Uni oder im Gericht zu sitzen. Wieso sich meine Laune die letzten Wochen so verschlechtert hat, weiss ich nicht. Vielleicht, weil Isaac sich noch immer wie ein Arsch benimmt. Vielleicht, weil es mich nervt, seine Bettgeschichten ein und aus gehen zu sehen. Vielleicht aber auch einfach nur hormonell bedingt. Ich nicke. Letzteres klingt deutlich besser, auch, wenn mir tief im inneren doch bewusst ist, dass mein geliebter Nachbar auch eine große Rolle in dem Ganzen spielt.
Ich verdrehe meine Augen und rutsche etwas näher an die Wand, als die Geräusche von nebenan mich wieder aus meinen Gedanken reißen. Einfach, aus Prinzip und vielleicht auch, weil ich noch die ein oder andere Minute Zeit habe, fange ich an, sie nach zu äffen. Die Blondine von letztens. Hundert pro. Nicht jeder schafft es, sich so schrill wichtig zu tun.
"Schlampe."
Meine Augen weiten sich ehe ich laut anfange zu klatschen, in der Hoffnung, es kommt an.
"Schön asozial.",rufe ich zurück. Eindeutig die Blondine. Man soll nicht voreilig urteilen, aber dass sie sich zu toll vorkommt, hab ich in den zwei Minuten im Aufzug schon erkennen können.
Es bleibt still, das nächste, was ich zu hören bekomme ist ein:"raus.",welches mit ziemlicher Sicherheit von Isaac und nicht von Blondie kommt.
Augenverdrehend stehe ich auf und schlüpfe in meine Boots, um meinen Plan, einkaufen zu gehen, nicht zu vernachlässigen. Zwar ist abgemacht, dass Liam und ich heute irgendwo hin gehen, bei Schnee und Regen bin ich mir aber sicher, dass es letztendendes hier Enden wird.
Trotzdem kann ich es mir nicht verkneifen, mich auf Zehenspitzen zu stellen und aus meinem Spion zu schauen.
Ich sag ja, Blondie von letztens. Sie schien wohl so unwichtig zu sein, dass ich mich nichtmal an ihren Namen erinnern kann, auch, wenn ich mir irgendwie sicher bin, dass Isaac diesen mal kurz erwähnt hat.
Meine Lippen spitzen sich. Amber? Amber. Amber sollte es gewesen sein.
Ich ziehe mir meine Jacke über und schiebe mich nur mit meiner Karte und meinem Handy in der Hand raus aus meiner Wohnung, als ich sehe, dass sie endlich weg zu sein scheint.
"Isaac."
"Werd erwachsen, Madison."
Er schaut mich still an und knallt die Türe dann einfach zu. Ein paar Mal klopfe ich an seine Türe, räuspere mich, weil ich merke wie sich meine Stimme verabschieden will.
"Werd du erwachsen. Du benimmst dich nicht besser. Was hab ich dir getan, dass du so arschig bist?!"
Wie erwartet kommt keine Antwort, weswegen ich ein genervtes Ächzen und auch ein leises:"fick dich.",von mir gebe.
Ich schüttel den Kopf und laufe los zum Aufzug. Ich meine, was verdammt hab ich ihm getan? Dass ich genervt und irgendwo auch etwas gereitzt bin, ist doch wohl verständlich, immerhin benimmt er sich wirklich wie der letzte Idiot, und dann auch noch, ohne mich über sein Problemchen zu informieren. Ich weiss, dass Isaac Liam nicht mag, und im Endeffekt hätte ich nichtmal mit ihm geschlafen, hätte mich nicht mein Trotz eingeholt. Hätte er nicht die Nächste mit nach Hause geschleppt. Seufzend fahre ich durch meine Haare. Das ist scheiße. Schlichtweg scheiße. Wahrscheinlich sollte ich mich von all dem hier fern halten. Ganz sicher sollte ich das. Und in die Sache, mit Isaac, sollte ich mich wohl auch nicht rein steigern, wir sind Nachbarn, mehr nicht. Ich nicke. Nur Nachbarn.
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...