Müde fahre ich über mein Gesicht und schaue in den Spiegel über meinem Waschbecken. In Ordnung. Ich seh in Ordnung aus. Lebendig. Auch, wenn ich mich nicht wirklich so fühle. Zumindest sitzen meine Haare, und meine Augenringe sind auch nicht ganz so dramatisch, wie an manchen Morgenden. Kurz schaue ich an mir runter und zucke mit meinen Schultern. Kurze Hose und Top reichen. Natürlich reicht es, ich bin immerhin zu Hause.
Ich schlüpfe in meine Hausschuhe, weil der Boden sogut wie immer eisig ist und laufe aus dem Bad raus, dafür quer in die Küche. Das klackern der Tassen bringt mich dazu, mein Gesicht zu verziehen. Ich würde nichtmal sagen, dass ich einen Kater hab. Mehr getrunken als sonst hab ich auf jeden Fall nicht. Eher versucht die Müdigkeit mich wieder jeden Moment zu erschlagen. Leider, auf Partys werde ich die nächsten Wochen somit erstmal verzichten. Abgelenkt mustere ich Liam. Ich meine, attraktiv ist er schon irgendwie. Trainiert ist er, ziemlich eigentlich und vom Gesicht her würde er wohl auch so einigen Mädels gefallen. Trotzdem nicht mein Typ. Isaac sieht eindeutig besser aus. Um Welten, für mich zumindest. Wieso wir also letztendlich hier, in meinem verdammten Bett gelandet sind, weiss ich nicht wirklich. Um ehrlich zu sein, würde ich die Schuld aber auch etwas meinem geliebten Nachbarn in die Schuhe schieben. Von ihm schlichtweg ignoriert zu werden, ihn in der nächsten Minute aber auf der selben und leider total grausamen Studentenparty mit dem Mädel zu sehen, dass die letzten drei, vielleicht vier Tage jeden Morgen zeitgleich mit mir im Aufzug stand- auf jeden Fall war das wohl auch kein all zu schönes Gefühl für mich, vielleicht ging mein nächster Anruf zu Liam also auch einfach nur aus purem Trotz raus. Ich schüttel den Kopf und nehme Liam still die beiden Tassen ab, schluffe weiter ins Wohnzimmer. Mit einem Seufzen lasse ich mich auf die Couch fallen, sehe, wie Liam es mir gleich tut. Unzufrieden murre ich, als mir auffällt dass die Vorhänge noch zu sind, also stehe ich nochmal auf und schiebe den rosanen, dicken Stoff zur Seite. Mein Blick legt sich auf den kleinen weißen Tisch auf meinem Balkon, welcher das erste Mal seit knapp acht Wochen leer ist. Ich wende räuspernd meinen Blick ab und lasse mich wieder in mein Sofa sinken. Keine Blume. Keine Rose. Ich meine, ist immerhin kein Muss. War eine nette Geste, mehr aber auch nicht. Natürlich nicht mehr. Ich hätte wirklich nicht so viel da rein interpretieten sollen. Nicht in die Aktion mit den Rosen und auch nicht, in alles andere, was von Isaac kam.
"Du bist kein Morgenmensch?"
Ich blicke Liam verwirrt an, als ich merke, dass ich wohl wieder in Gedanken versunken sein muss.
"Ich- nein. Selten."
"Wirkt sonst nicht so."
"Ich bin- meistens zwei- drei Stunden schon wach, bevor ich los zur Arbeit fahre, also- naja."
Ich zucke mit meinen Schultern und trinke an meinem Kakao. Darauf, mein Gesicht zu verziehen, verzichte ich so gut es geht, auch, wenn das hier nicht wirklich schmackhaft ist. Zu viel Haselnuss, zu wenig Kakao und mit sicherheit etwas Zucker. Kurz gesagt, Milch mit Zucker und gefühlt purer Schokolade am Boden.
"Du hast- Kaffee richtig?",hinterfrage ich worauf er nur nickt. Liam stellt still seine Tasse weg und blickt mich fragend an, weswegen ich es ihm verwirrt gleich tue.
"Ich wusste nicht, dass du eine Katze hast."
"Hab ich nicht."
"Da ist aber eine Katze auf deinem Balkon, Mads."
Sofort wandert mein Blick zu der Briten Fensterfront, hinter welcher sich Fee bemerkbar macht.
"Ist nur von- meinem Nachbarn."
Zögerlich stehe ich auf und schiebe mich durch die Tür, und dafür raus in die Kälte.
Ich hebe das kleine Wollknäuel hoch und seufze.
"Na wenigstens willst du noch was von mir wissen, hm?"
Vorsichtig fahre ich über das weiche Fell zwischen ihren Augen. Wenigstens das. Was Isaac gestochen hat, weiss ich bis heute nämlich nicht.
Weil ich merke, dass Liam hinter mir auftaucht, räuspere ich mich und lasse Fee auf der anderen Seite des Balkons nieder.
"Isaac."
Ich trete einen Schritt und somit etwas weg von Liam. Das hier war wohl wirklich ein Fehler, verdammt. Ich hätte mich nicht auf dieses Niveau runter lassen dürfen, immerhin ist das nochmal was Anderes.
Isaac schaut mich still an, nur ein paar Sekunden, höchstens zehn vielleicht, schiebt Fee dann aber still zurück in die Wohnung und verschwindet selbst auch darin.
"Wir bleiben Freunde, richtig? Ich meine, das war eine einmalige Sache und wird nichts ändern, ja?",murmel ich an Liam gewandt. Meine Mundwinkel zucken nach unten, was ich aber so gut es geht versuche zu unterdrücken. Er ist keine schlechte Laune wert. Sein Verhalten ist nichts als kindisch, also sollte er mir egal sein.
"Versprochen, Mads."
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...