Ich seufze und schaue mich um.
"Müssen wir jetzt wirklich mehrere Kilometer zufuß laufen?",hinterfrage ich quengelig und lasse meinen Blick zu Isaac wandern. Meine Hoffnung, dass ein Taxi vorbei kommt, welches zufällig auch noch leer ist, hat sich mittlerweile so langsam verabschiedet.
"Zwei Kilometer, Madison. Nicht so dramatisch."
"Doch. Ich hab keine Lust mehr."
Er schmunzelt und nimmt meine Hand in seine, und anstatt mir zu antworten, zieht er mich mit sich die breite Straße entlang.
"Meine Beine tun weh, Isaac. Ich hab keine Lust mehr zu laufen."
"Selber Schuld. Du wolltest nicht mit dem Auto fahren."
Unzufrieden murre ich, bleibe aber ruhig. Punkt für ihn. Was ich mir dabei gedacht habe, weiss ich wirklich nicht. Ins Fitnessstudio zu laufen, mehrere Kilometer, ist nunmal wirklich nicht die beste Idee. Wobei es hin wirklich kein Problem war. Eher das Zurück, das nach Hause ist jetzt das Problem, meine Oberschenkel fühlen sich so langsam nämlich wie Wackelpudding an. So wirklich.
"Ich bin klein, kannst du mich tragen?"
Isaacs Lachen ertönt und zieht meinen Blick somit wieder auf ihn. Seine dunklen Augen erwidern meinen Blick, was er sich denkt, kann ich nur nicht wirklich deuten. Mir wird die Kapuze meiner Winterjacke übergezogen, weswegen ich ihn dankend anlächel, meinen Blick letztendlich aber wieder auf die Straße vor uns wende.
"Wir könnten den Bus nehmen.",merkt Isaac an und deutet auf den hellen Linienbus, welcher nur ein paar Meter vor uns zum stehen kommt.
"Ich bin hier noch nie Bus gefahren."
"Nicht?"
Ich schüttel den Kopf, habe nur nicht sonderlich viel Zeit, um reagieren zu können. Stattdessen werde ich von Isaac hastig die Treppen nach oben in den Bus geschoben, also lasse ich mich auf einen der Sitze sinken, so, wie er nunmal auch.
"Ich mag die Verkehrsmittel hier nicht."
"Wieso?"
"Weiss nicht. Ich fühl mich nicht wirklich sicher in Bahnen hier und um die Busfahrpläne zu verstehen, bin ich wohl schlichtweg zu blöd.",erkläre ich und lehne meinen Kopf gegen seinen Oberarm. Isaac schmunzelt nur und legt seinen Arm um mich.
"Nur etwas Orientierung und dann klappt das schon."
"Du kannst mich Mitten auf dem Timessquare abstellen und ich find nicht nach Hause, Isaac, bei mir ist nichts mit Orientierung."
"Gut zu wissen."
Orientierung hab ich tatsächlich keine. Leider überhaupt keine, und mein Vergleich ist leider vollkommen vorstellbar. Wobei hier tatsächlich auch ein Großteil der Ecken gleich aussieht, demnach ist meine Orientierungslosigkeit auch irgendwie nachvollziehbar.
"Ich muss eigentlich-"
Kurz halte ich inne, weil ich merke, dass sich ein Niesen anbahnt.
"Gesundheit."
"Danke. Also. Eigentlich-"
"Eigentlich? Komm zum Punkt, Madison."
"Hetz mich nicht. Ich muss eigentlich gleich noch ins Studio, tätowieren, du weißt schon."
"Viel zutun?"
Ich nicke:"fünfstündige Sitzung."
"Oh."
Wieder nicke ich. Oh ja. Auch, wenn es nicht wirklich anstrengend ist; an manchen Tagen hab ich keine Geduld, so lange am Stück konzentriert zu bleiben. Besonders nicht dann, wenn ich eigentlich nur noch in mein Bett will, verdammt. Wobei ich mir sicher bin, dass die Welt nochmal anders aussehen wird, sobald ich zu Hause bin und eine warme Dusche hinter mir habe.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Isaac aufsteht und mir seine Hand wieder entgegen hält, weswegen ich sie entgegen nehme und aus der Sitzreihe raus rutsche, um auch aufstehen zu können. Die Türen vor uns öffnen sich, der Bus senkt sich etwas ab, so, dass der Boden etwas näher ist.
"Mir ist noch nie aufgefallen, dass hier ein Bus lang fährt.",murmel ich als mir auffällt dass wir gerade mal ein paar meter von zu Hause entfernt stehen.
"Wie läufst du durch die gegend?"
Unzufrieden murre ich:"na und? Ich bin manchmal nunmal unaufmerksam."
"Du lebst seit über einem Jahr hier, über das manchmal solltest du nochmal nachdenken."
"Meistens, lass mich."
Isaac grinst mich schief an und schließt die Haustüre auf, schiebt mich somit in den Flur des Hochhauses.
Ich bleibe stehen und umarme Isaac still.
"Ich mag dich."
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Maybe.
Teen FictionArbeit. Einer der Hauptbestandteile in Madison's Leben. Die junge Jurastudentin steckt voll und ganz in den Vorbereitungen für das nächste Semester, als sie eines Abends das Haustier ihres Nachbarn auf ihrem Balkon auffindet. Das kleine Kätzchen mac...